Dein Kulturreisejournal

Trentino: Rovereto

Eine Stadt des Friedens

von Annemarie Bischoff

„Città della Pace“ wird das im oberitalienischen Trentino gelegene Rovereto auch genannt. Und diese Bezeichnung ist durchaus zutreffend: Abseits der Touristenströme, die sich am nur wenige Kilometer entfernten Gardasee ergießen, bietet sich hier dem Reisenden eine kleine Stadt mit verwinkelten Gassen, kleinen Cafés, herzlichen Bewohnern, eine Stadt, in der sogar eine harmonische Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft möglich ist.

Dass in Rovereto die Gegenwart von Vergangenem und Zukünftigem durchdrungen ist, wird jeden Abend um 21:30 Uhr hörbar: Dann tönen nämlich hundert Glockenschläge vom Hügel Miravalle ausgehend über die gesamte Stadt. Der Ursprung der Klänge ist die Campana Maria Dolens, auch Campana dei Caduti, Gefallenenglocke, genannt, eine der größten freischwingenden Glocken der Welt. Sie wurde aus der Bronze von Kanonen aller Nationen, die am ersten Weltkrieg teilgenommen hatten, gegossen und soll an die Opfer von Kriegen erinnern sowie die Hoffnung auf weltweiten Frieden zum Ausdruck bringen.

Friedensglocke auf dem Hügel Miravalle
Friedensglocke auf dem Hügel Miravalle © Gio 2000 / CC BY-SA 3.0

Ebenfalls hoch über der Stadt thront das Castello di Rovereto aus dem 14. Jahrhundert, das im 15. Jahrhundert während der venezianischen Herrschaft zu einer mächtigen Festung mit vier Bastionen erweitert wurde. Heute beherbergt die Burg das italienische Kriegsmuseum, in dem hauptsächlich Waffen und Ausrüstungsgegenstände von der Napoleonischen Zeit bis zum ersten Weltkrieg gezeigt werden.

Castello di Rovereto
Castello di Rovereto © lba.Sinceri / CC BY-SA 3.0

Mozart in Rovereto
In der Stadt finden sich auch Zeugnisse von allgemein weniger bekannten geschichtlichen Ereignissen: So spielte der damals 13-jährige Wolfgang Amadeus Mozart sein erstes Konzert auf italienischem Boden im Palazzo Todeschi in Rovereto, zu Gast bei Baron Giovanni Battista, am 25. Dezember 1769. Der Palast mit Stuckverzierungen und Einrichtungsgegenständen der damaligen Zeit befindet sich in der Via Mercerie und kann auf Anfrage besichtigt werden. Am darauf folgenden Tag musizierte Mozart in der Kirche San Marco und fand in der Bevölkerung, die damals in großen Teilen dem Konzert beiwohnte, ein begeistertes Publikum. In der Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist eine Sammlung historischer Orgeln zu bewundern, darunter auch diejenige, auf der Mozart spielte.

Kirche San Marco
Kirche San Marco in Rovereto, in der Mozart eines seiner ersten Italien-Konzerte gab
© Lungoleno / CC BY-SA 4.0

Von der Vergangenheit zur Gegenwart
Das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MART) zeigt Werke aus dem 20. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf der Malerei des Futurismus. Das 2002 fertiggestellte Museumsgebäude selbst beeindruckt durch moderne Architektur, die sich ohne Mühe in die Umgebung barocker Palazzi einfügt und doch ihre Eigenständigkeit bewahrt.
Eine Portion Zukunft in der Gegenwartskunst bietet sich dem Besucher in der Casa Museo Depero. Während die Malerei Fortunato Deperos, einem der Begründer des Futurismus, im MART zu sehen ist, zeigt die Casa Museo Depero vor allem seine angewandte Kunst, wie zum Beispiel Möbel, Plakate oder Spielzeug.

Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MART)
Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MART) © Airon90 / CC BY-SA 3.0

Und Rovereto wäre ja nicht die „Stadt des Friedens“, wenn nicht auch die gegenwärtige und zukünftige Völkerverständigung ein Anliegen wäre: Seit 26 Jahren findet im Frühjahr das Fuß- und Handballtunier „Città della Pace“ statt, bei dem 2500 jugendliche Sportler aus der ganzen Welt sowie 10.000 Zuschauer ein Zeichen für den Frieden setzen, eingeläutet von den Klängen der Campana Maria Dolens, der Friedensglocke.

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