Dein Kulturreisejournal

Beaufort07: Kunst und Küste in Belgien

Werke zeitgenössischer Künstler an der Nordsee

von Matthias Ciemienga und Matthias Pätzold

Flanderns Küste ist im Sommer Bühne der Kunstausstellung Beaufort07, die sich vor dem imposanten Hintergrund der Nordsee 65 Kilometer den Strand entlangzieht. Vom 3. April bis 8. November 2021 präsentieren sich Werke moderner Kunst in allen Küstenorten Belgiens – Badespaß inklusive.

Die unterschiedlichen Werke und Installationen des Kunstfestivals verbindet vor allem eines: Die eindrucksvolle Abfolge von Sandstränden. Die einzelnen Küstengemeinden sind deshalb nicht nur Ausstellungsort, sondern gleichsam Kulisse für die Kunst, die hier 2021 zu sehen ist. Eine Auswahl von Gegenwartskünstlern aus dem In- und Ausland reagiert mit neuen oder bestehenden Werken auf die Umgebung und lässt die Küsten- und Kunstbesucher an einer fantasiereichen Welt teilnehmen.

"Sandworm", Marco Casagrande 2012
„Sandworm“, Marco Casagrande 2012 (Beaufort04) © Matthias Pätzold

Die Küstenlandschaft von Knokke bis De Panne gibt den Künstlern ausreichend Möglichkeit, ihre Werke in verschiedene Bezüge zu ihrer Umwelt zu setzen. Harmonische Eintracht mit dem natürlichen Schauspiel von Ebbe und Flut. Kontrast zum wuseligen Alltag der Badeorte. Optische Stolpersteine für die Besucher der Strandpromenaden. Künstlern und Betrachtern bietet sich eine breite Palette, die sommerlichen Sinneseindrücke zu bereichern.

Der Besuch aller Werke und Orte ist dabei denkbar simpel: Man steigt einfach in die Straßenbahn. Im Gegenwert einer Portion des belgischen Nationalgerichts, den Pommes frites, gondelt man auf 65 Kilometern den gesamten Küstenstreifen entlang. Auf einer solchen Tour ist dann auch eindeutig der Weg das Ziel. Denn die Strecke verläuft parallel zur Küste. Entlang der Strandpromenaden und durch Dünen dient die Landschaft als Blickfang. In einigen verbauten Badeorten bietet sich zudem ein eher surrealistisches Bild. Durch die Lücken zwischen den hochaufragenden Apartmentkomplexen erhascht man einen Blick auf die Nordsee. Im Kontrast zu so manchen Bausünden der 70er-Jahre kann das Meerespanorama hier erst recht seine volle Schönheit entfalten.

"Coast to Coast", Flo Kasearu 2012 (Beaufort04)
„Coast to Coast“, Flo Kasearu 2012 (Beaufort04) © Matthias Pätzold

Mag die flämische Küste mancherorts also nicht mehr an die prachtvollen Zeiten des prunk- und bausüchtigen Königs Leopold II. heranreichen, so bleibt sie ihrer künstlerischen Tradition dennoch treu. Denn das prachtvolle Wandgemälde des surrealistischen Malers René Magritte im Kasino Knokke aus dem Jahr 1953 findet seine Fortsetzung nun gewissermaßen unter freiem Himmel. So sollen sich die Werke der Beaufort04 zwar in ihr Umfeld fügen, aber dabei vor allem eines erreichen: Der Kunst- oder Küstenliebhaber wird durch unwirklich anmutende Werke aus seiner Realität gerissen – und zwar auf der Promenade, am Strand oder zwischen Dünen und Apartmentkomplexen.

"Spieler", Michal Gabriel 2012 (Beaufort04)
„Spieler“, Michal Gabriel 2012 (Beaufort04) © Matthias Pätzold

Wie subtil und gleichzeitig eindrucksvoll dies gelingen kann, beweisen die Kunstwerke der Vorgänger Beaufort01-06, von denen man einige vor Ort belassen hat. Auf der Beaufort03 führte beispielsweise der amerikanische Künstler Evan Holloway den Besuchern vor Augen, in welcher Beziehung Kunst und Umwelt in dieser einmaligen Landschaft zueinander stehen. In Sint-Idesbald pflanzte er ein Stahlgerüst mit einer Art Fischernetz in den Sand. Das 14 Meter hohe und 12 Meter breite Netz aus feinen Metallfäden blieb durchlässig für den freien Blick aufs Meer und trug die Aufschrift „Never good enough“ (niemals gut genug). Sowohl Kunstwerk und Meer im Blick, wurde der Besucher daran erinnert, dass keine Skulptur mit der atemberaubenden Weite des Meeres und des Strandes konkurrieren kann.

"Never good enough", Evan Holloway
„Never good enough“, Evan Holloway © www.beaufort04.be

Trugen die ersten Ausgaben dieser riesigen Freilichtausstellung noch den Charakter zufälliger Begegnungen zwischen moderner Kunst und den Besuchern der Badeorte, hat sich Beaufort mittlerweile als bedeutendes Kulturevent etabliert. Auch 2021 werden Kunstliebhaber deshalb wieder die Gelegenheit bekommen, eine frische Brise Nordseeluft einzuatmen – ebenso wie Badeurlauber, sich durch einzigartige Kunstwerke verzaubern lassen können.

"Le Vent Souffle Où Il Veut", Daniel Buren
„Le Vent Souffle Où Il Veut“, Daniel Buren 2009 (Beaufort03) © Matthias Pätzold

Mehr Informationen zum Skulpturenfestival Beaufort finden Sie hier.

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