Dein Kulturreisejournal

Schwäbische Küche und schwäbischer Wein

Schupfnudeln, Seelen und Trollinger

von DZT

Die Schwäbische Küche ist im Gegensatz zur französisch beeinflussten Badischen Küche eher einfach und bodenständig. Sie ist beheimatet im Schwabenland, das große Teile Württembergs umfasst, die Region Bayerisch Schwaben sowie das bis ins Österreichische reichende Allgäu. Eine zentrale Bedeutung haben Eierteigwaren in den verschiedensten Variationen, zum Beispiel Spätzle oder Maultaschen. Aber auch gehaltvolle Suppen und Eintöpfe sind typisch für die Schwäbische Küche.

Über Jahrhunderte erlaubten die kargen und steinreichen Bedingungen der Äcker auf der Schwäbischen Alb kaum Viehzucht in größerem Maße. Fleisch konnten sich daher nur wenige leisten; es galt als „Herrenessen“, während sich das Volk hauptsächlich mit Innereien und einfachen Mehlspeisen begnügen musste.

Weinberge bei Stuttgart
Weinberge bei Stuttgart © Harald Kother

Maultaschen
Die wohl bekannteste schwäbische Spezialität, gewickelte oder gefaltete Nudeltaschen mit einer herzhaften Füllung aus Fleisch, Spinat, Zwiebeln und eingeweichten Brötchen, hat sich in den letzten Jahren als Exportschlager erwiesen. Die sogenannten Maultaschen haben bis in den hohen Norden, sogar in Russland und den USA ihre Anhänger gefunden. „Herrgottsbscheißerle“ ist ihr Kosename, wurden sie doch – so sagt es die Legende – einst von Mönchen erfunden, um das Fleischverbot in der Fastenzeit zu umgehen. Ob als Einlage in einer kräftigen Rinderbrühe, mit gerösteten Zwiebeln geschmälzt oder in Streifen angebraten, Maultaschen lassen sich immer wieder anders zubereiten. Mit unterschiedlichen Füllungen lassen sie sich weiter variieren.

Maultaschen in der Brühe
Maultaschen in der Brühe © FloSch, CC BY-SA 3.0

Spätzle
Eine über die Grenzen Württembergs hinaus bekannte Zubereitung der schwäbischen Küche sind Spätzle, die die Rolle einer universellen Beilage zu saucenreichen Fleischgerichten einnehmen.
In der Regel werden sie mit in reichlich Butter gebräunten Semmelbröseln oder gerösteten Zwiebeln garniert. Seltener werden sie als Süßspeise, ergänzt mit Apfelmus oder anderen Obstkompotten, gereicht. Spätzle werden aus einem zähflüssigen Teig aus Mehl, Ei und Wasser zubereitet, der traditionell in schmalen Streifen von einem „Spätzlesbrett“ direkt ins kochende Wasser geschabt wird. Für Käs’spätzle werden die Nudeln mit angebratenen Zwiebelringen in eine Form geschichtet und im Ofen mit Käse überbacken. Original schwäbisch ist auch ein weiteres typisches Spätzlegericht: Linsen mit Spätzle, dazu werden Würstchen gereicht.

Zwiebelrostbraten mit Spätzle
Zwiebelrostbraten mit Spätzle, zubereitet in Oberschwaben © 4028mdk09, CC BY-SA 3.0

Schupfnudeln oder „Buabaspitzle“
Schupfnudeln sind eine weitere Besonderheit aus der Schwäbischen Küche. Die länglichen, spitz zulaufenden Klößchen werden aus festem Kartoffelteig hergestellt, kurz in Salzwasser gegart und dann goldbraun in Butter angebraten. Sie können auch als Süßspeise gereicht werden, mit Zimt-Zucker oder Apfelmus. Unter die Schupfnudeln wird gerne Sauerkraut und ein wenig Speck gemischt und zusammen in einer Pfanne angebraten. Krautschupfnudeln sind auf Weinfesten und Jahrmärkten ein beliebter Imbiss.

Schupfnudeln mit Sauerkraut
Schupfnudeln mit Sauerkraut © MarkusHagenlocher, CC BY-SA 3.0

Laubfrosch
Als „Laubfrosch“ wird eine Art Krautwickel bezeichnet, der aus einer mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzten und in Spinatblätter eingewickelten Masse aus Bratwurstbrät und gemahlenen altbackenen
Brötchen besteht. Laubfrösche werden in der Pfanne oder im Backofen gebraten.

Seelen
Als Seelen werden längliche Brötchen aus Dinkelmehl, Hefe, Wasser und Salz bezeichnet, die mit Kümmel und grobem Salz bestreut werden. Außen knusprig, ist die Seele innen weich und luftig. Dank des hohen Klebergehaltes von Dinkelmehl bleibt sie innen feucht.

Dinkel-Seelen
Dinkel-Seelen aus Biberach an der Riß © Enslin, CC BY 2.5

Der Württemberg-Trollinger
Der Trollinger, auch Blauer Trollinger genannt, ist ein Rotwein. Der Name entstand wahrscheinlich aus der Bezeichnung „Tirolinger“, da die Ursprungs-Rebsorte der südtiroler Vernatsch war, nicht zu verwechseln mit dem italienischen Vernaccia. Zur Produktion von Wein wird diese Traubensorte fast nur in Südtirol und Württemberg genutzt, aber als Tafeltraube ist sie unter dem Namen „Black Hamburg“ weltweit bekannt. Die Römer waren es, die den Trollinger an den Rhein brachten, von wo aus er sich bis ins Neckartal und in den Kraichgau, ins Weinbaugebiet Baden, ausbreitete.
Trollinger ist im Weinbaugebiet Württemberg die meist angebaute Rebsorte. Gute Trollingerweine sind rubinrot und werden mit den Attributen „frisch“ und „saftig“ beschrieben, sie benötigen keine langen Lagerzeiten und sind meist innerhalb eines Jahres trinkreif. Trollinger-Weine werden selten als Prädikatsweine ausgebaut, ein Großteil wird mit Lemberger-Weinen verschnitten. Hell gekeltert ergeben sie einen lachsfarbenen Weißherbst, einen aus roten Trauben durch direktes Abpressen erzeugten hellen Wein. Der Trollinger ist der Inbegriff des schwäbischen „Vierteles-Weins“ – und damit Ausdruck einer bodenständigen Weinkultur im Württembergischen.
Zu seiner Ehrung findet seit dem Jahr 2001 in Heilbronn jährlich der Trollinger-Marathon statt. Vielerorts wird die Ernte mit großen Weinfesten gewürdigt. Festivitäten mit Weinproben finden von April bis in den Spätherbst statt. Zu den Verkostungen reisen gesellige Menschen von nah und fern an, um das alte Brauchtum mitzufeiern.

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