Dein Kulturreisejournal

Museum und Kunsthalle Würth

Große Kunst im kleinen Ort

von Julia Marhenke

Künzelsau – ein kleines Städtchen mitten in Baden-Württemberg, umgeben von Feldern und Wiesen. Oder auch: Heimat einer nicht unwesentlichen Kunstsammlung.

Über 14.000 Kunstwerke aus den Bereichen Skulptur, Malerei und Grafik hat der Unternehmer Reinhold Würth in den vergangenen vierzig Jahren zusammengetragen. Geweckt wurde seine Sammelleidenschaft durch den Kauf eines Aquarells von Emil Nolde.

Mit gerade einmal neunzehn Jahren musste Würth die damals noch kleine Firma seines Vaters übernehmen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Adolf Würth GmbH & Co. KG zur Würth-Gruppe, einem international führenden Unternehmen im Bereich Montage- und Befestigungsmaterial.

In das Firmengebäude integriertes Museum
In das Firmengebäude integriertes Museum © Harald Kother

Die Gebäude
1991 eröffnete der inzwischen 56jährige schließlich das Museum Würth in Künzelsau, ein kleines, in das Verwaltungsgebäude des Betriebs integriertes Kunstmuseum. Ganz im Sinne seiner Firmenphilosophie, die Kunst und Unternehmen miteinander verbinden möchte. Ein Unterfangen, das dem versierten Museumsbesucher seltsam anmuten mag. Statt der gewohnten Ruhe hört er hier das Klappern der Schuhe der Sekretärin, die zum Drucker an der Ecke huscht und das Gemurmel der Konzernangestellten, die in der Cafeteria ihre Pause genießen.

Andererseits, was genau erwartet man eigentlich, wenn man das Firmengelände betritt? Immerhin handelt es sich hierbei nicht gerade um einen in die Landschaft integrierten Gebäudekomplex, sondern vielmehr um einen daraus herausstechenden Glaspalast. Da sollte es nicht verwundern, dass auch das Museum etwas anders ist.

Zehn Jahre nach der Museumseröffnung folgte die Kunsthalle Würth mit einer Ausstellungsfläche von rund 2650m² in Schwäbisch Hall. Konzipiert von Henning Larsen, der als Sieger des Realisierungswettbewerbs hervorging, verbindet sie moderne Architektur mit der umgebenden Altstadt. Ein im Gegensatz zum in den Firmenkomplex integrierten Museum eigenständiger, repräsentativer Bau. Im oberen Stockwerk luftig und mit Blick auf Schwäbisch Hall, sind die Ausstellungsräume der unteren Ebene eine Abfolge von Durchblicken, Übergängen und Verbindungen.

Kunsthalle in Schwäbisch Hall
Kunsthalle in Schwäbisch Hall © Harald Kother

Die Sammlung
Immer wieder werden hier die Schätze der Sammlung, aber auch weniger berühmte Kostbarkeiten gezeigt. In wechselnden Sonderausstellungen sind so unter anderem Edvard Munch, Pablo Picasso, Emil Nolde, Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner zu sehen.

Auch der Bereich Skulpturen und Plastiken gewinnt in der würthschen Sammlung immer mehr an Bedeutung. Anish Kapoor, Henry Moore, Eduardo Chillida und Tony Cragg sind nur einige der Bildhauer, die hier mit Objekten vertreten sind. Komplette Werkblöcke gibt es zudem von Hans Arp, Max Bill, Anselm Kiefer, Christo und Jeanne-Claude und anderen zu bestaunen.

Vor einigen Jahren wurde die Sammlung mit dem spätmittelalterlichen Fürstlich Fürstenbergischen Bilderschatz ergänzt. Dieser wird zusammen mit diversen Neuerwerbungen unter anderem von Daniel Mauch und Tilman Riemenschneider in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall dauerhaft präsentiert. Aktuell ist hier auch Hans Holbeins Meisterwerk „Darmstädter Madonna“ zu sehen.

Das Verständnis für Kunst zu fördern, war Würth schon immer wichtig. Daher ließ er den Bereich Museumspädagogik ausbauen. Lernen richtig zu sehen, ist das Ziel. Nicht nur oberflächliche Betrachtung der Kunst, sondern Verständnis für ihre Bedeutung und Analyse dieser. Aktive Kunstvermittlung ist wesentlicher Bestandteil der würthschen Philosophie und wird durch altersgerechte Führungen und Dialoge gelebt.

Diese Anschauung mag auch der Grund dafür sein, dass Halle, Museum und Kirche keinen Eintritt vom kunsthungrigen Besucher verlangen.

Pro Jahr finden zwei bis drei Ausstellungen mit Werken der eigenen Sammlung sowie einigen Leihgaben im Museum und der Kunsthalle statt.

Informationen zu allen Würth-Kunsthäusen und Ausstellungen finden Sie hier.

Aktuelle Kulturreisen nach Baden-Württemberg:
Die Moderne in Stuttgart: Private Kunstsammlungen und Architekturschätze