Dein Kulturreisejournal

Halberstadt – Tor zum Harz

Dom und Altstadt

von Kora Thomas

Rund 20 Kilometer nördlich des Harzes liegt die alte Bischofsstadt Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Rund 1200 Jahre zählt die alte Domstadt, die mit beeindruckenden architektonischen Bauwerken und einer langen Geschichte Einiges zum Harz beizutragen hat. Die Region des Harzes kann als die wohl größte Schatzkammer romanischer Kunst in Deutschland bezeichnet werden.

Dom von Halberstadt
Dom von Halberstadt © Matthias Pätzold

Im 13. und 14. Jahrhundert erbaut, zählt der Dom von Halberstadt zu den schönsten Kirchenbauten der Gotik. Sein Domschatz ist einer der umfangreichsten und kostbarsten Kirchenschätze Europas. Er beherbergt mittelalterliche Kunstwerke und gibt mit zahlreichen kirchlichen Reliquien einen Einblick in die vergangenen Jahrhunderte. Vor allem die drei monumentalen romanischen Wandteppiche beeindrucken.

Die ältesten Bildteppiche Europas
Die ältesten Bildteppiche Europas (12. Jh.) im Domschatz © Matthias Pätzold

Die „gute Stube“ von Halberstadt
Am Domplatz, der – zwischen gotischem Dom und romanischer Liebfrauenkirche – auch als „gute Stube“ der Stadt beizeichnet wird, eröffnet sich der Blick auf prachtvolle Bauwerke verschiedener Stilepochen. Ehemalige Kurien der Domherren aus dem 18. Jahrhundert an der Nordseite und im Süden die Dompropstei, die auf Veranlassung von Bischof Heinrich Julius von Braunschweig- Wolfenbüttel in den Jahren 1592 bis 1611 erbaut wurde, sind nur einige Beispiele.
Auch das Städtische Museum und das Gleimhaus, eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, in dem sich literarische Schätze von nationaler Bedeutung verbergen, können hier besichtigt werden. In Gleims Handschriftensammlung befinden sich unter anderem Briefe von Lessing, Klopstock und Wieland.

Gleimhaus Halberstadt
Gleimhaus Halberstadt – Literaturmuseum © Radler59, CC BY-SA 4.0

Über die Peterstreppe in die Altstadt
Ist der Domplatz einmal ausgiebig erkundet worden, geht es in Richtung Altstadt. Der Weg führt zunächst vorbei an der Liebfrauenkirche, der einzigen viertürmigen Basilika aus der Zeit der Romanik. Entlang dem Petershof, dem ehemaligen Sitz der Bischöfe, und über die Peterstreppe, die als Verbindung zwischen Domplatz und Altstadt fungiert, gelangt man in das ehemalige jüdische Viertel und die Altstadt Halberstadts. Fachwerk aus dem 16. und 17. Jahrhundert beeindruckt auf dem Weg zur Moses-Mendelssohn-Akademie, in der das kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinde Halberstadts bewahrt wird. Unweit hiervon liegt das volkskundliche Schraube-Museum, das auf beeindruckende Weise, gutbürgerliche Wohnkultur des 19. Jahrhunderts zeigt, die bis ins Kleinste erhalten geblieben ist.

Musik für Jahre!
Ein absolutes „Muss“ für jeden Besucher Halberstadts ist das Kloster St. Burchardi, in dessen Kirche das längste Orgelstück der Welt aufgeführt wird. Das von John Cage, einem der einflussreichsten modernen Komponisten und Künstler, komponierte Musikprojekt mit dem eigentümlichen Namen „ORGAN²/ASLSP“ ertönt dauerhaft hinter den schweren Mauern der Klosterkirche. „So langsam wie möglich“ soll es laut Partitur auf einer eigens für diese Komposition gebauten Orgel gespielt werden. Bis in das Jahr 2640, ganze 639 Jahre, wird es daher seit dem ersten Tonanschlag 2001 in Halberstadt erklingen.

John Cage Orgel in der Kirche des Kloster St. Burchardi
John Cage Orgel in der Kirche des Kloster St. Burchardi © Clemensfranz, CC BY-SA 4.0

Spiegelsberge und Kellergewölbe
Wer ein bisschen Erholung in der Natur sucht, kann zusätzlich mit einem tollen Blick über die Stadtsilhouette Halberstadts belohnt werden. Im vier Kilometer entfernten Landschaftspark Spiegelsberge südlich der Innenstadt bietet ein hoch gelegenes Jagdschloss die Möglichkeit eines weiten Ausblicks. 1761 durch seinen Begründer und Namensgeber Freiherr Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zu Desenberg erworben, wurde das Gelände nach englischem Vorbild zu einem Park umgebaut. Seit 1771 ist das Gelände öffentlich zugänglich und seit 1904 im Besitz der Stadt. Zu entdecken gibt es hier auch etwas: Das Jagdschloss verbirgt in seinen Kellergewölben das weltweit größte Riesenweinfass aus dem Jahr 1591 mit einem Fassungsvermögen von etwa 140 Tausend Litern.

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