Dein Kulturreisejournal

Gran Teatro La Fenice di Venezia

Wie Phönix aus der Asche

Das Teatro La Fenice gehört zu den bekanntesten Opernhäusern der Welt. Nicht ganz so bekannt ist jedoch, dass das Theater seinen Namen einer Brandkatastrophe verdankt.

Im Jahre 1773 fiel das wichtigste Opernhaus Venedigs dem Feuer zum Opfer. Infolge dessen kam es zu Streitigkeiten zwischen dem Betreiber und der Eigentümerfamilie über den Wiederaufbau. Daraufhin beschloss die Betreibergesellschaft kurzerhand, ein eigenes Haus zu errichten.

Eingang des Teatro La Fenice
Eingang des Teatro La Fenice © Didier Descouens, CC BY-SA 4.0

Die Bauarbeiten begannen im April 1790. Die Eröffnung fand zwei Jahre später am 16. Mai 1792 statt. Das Haus erhielt in Anspielung auf die Brandkatastrophe den Namen „La Fenice“ – das italienische Wort für Phönix.

Tatsächlich sollte das Theater noch mehrfach wie Phönix aus der Asche auferstehen: Im Jahre 1836 wurde das Haus neuerlich durch ein Feuer schwer beschädigt. Ende des 20. Jahrhunderts folgte die nächste Katastrophe: Während Renovierungsarbeiten wurde am 29. Januar 1996 das Gebäude von dem Elektroingenieur Enrico Carella und seinem Cousin Massimiliano Marchetti in Brand gesteckt. Carella wollte damit eine Konventionalstrafe von 7500 Euro wegen Arbeitsverzuges umgehen. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Zuschauerraum
Blick vom Zuschauerraum zur Bühne © Pavel Krok, CC BY-SA 2.5

Flucht bis nach Mexiko
Carella trat nach dem Urteil in letzter Instanz im Jahre 2003 die Haftstrafe nicht an und befand sich mehrere Jahre auf der Flucht. Erst im Mai 2007 wurde der Flüchtige von Mexiko an Italien ausgeliefert.

Jahrelange Kontroversen
Da es um die Art der Wiedererrichtung Kontroversen gab, dauerte es einige Jahre, ehe der Neubau begonnen wurde. Schließlich wurde das Haus selbst – dessen Zuschauerraum anhand von Fotos und Filmdokumenten originalgetreu rekonstruiert wurde – am 14. Dezember 2003 zunächst mit einem Konzert des „Orchestra del Teatro la Fenice“ unter der Leitung von Riccardo Muti als Konzertsaal eröffnet.

Am 12. November 2004 konnte nach der Fertigstellung der modernsten Bühnenmaschinerie der Welt auch der Opernbetrieb wiederaufgenommen werden. Auf dem Programm stand La Traviata von Verdi unter der Leitung von Lorin Maazel, allerdings nicht in der heute üblichen Fassung, sondern in jener Version, die gut 150 Jahre zuvor hier ihre Uraufführung erlebte.

Blick von der Bühne
Blick von der Bühne in den Zuschauerraum © Pietro Tessarin, CC BY-SA 4.0

Legendäre Akustik, zahlreiche Weltpremieren
Durch modernste Technik gelang es, beim Wiederaufbau die legendäre Akustik zu verbessern, der das Fenice einen erheblichen Teil seines Ruhmes verdanken dürfte. Heute wie damals nimmt „der Phönix“ daher eine Sonderstellung unter den Opernspielhäusern der Welt ein – und gehört zu den begehrtesten Aufführungsstätten von Weltpremieren. Schließlich erlebte die Bühne von Anbeginn zahlreiche Uraufführungen. Insbesondere Giuseppe Verdi präsentierte hier seine Werke (Ernani, Attila, Rigoletto, Simon Boccanegra, La traviata). Die italienische Erstaufführung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ fand ebenfalls hier statt. Und nicht zuletzt Werke von Strawinski, Britten und Prokofjew erlebten hier ihre Uraufführung.

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