Dein Kulturreisejournal

Lombardei: Bergamo

Höhepunkte einer Hügelstadt

von Annemarie Bischoff

Für viele Italienreisende ist Bergamo lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg zwischen dem Gardasee und Mailand. Zu Unrecht. Denn die lombardische Stadt hat einiges an Höhepunkten zu bieten – auch im geografischen Sinne.

Das auf einem Hügel oberhalb des Flusses Serio und nahe der Alpen gelegene Bergamo ist zweigeteilt: Die „Città alta“, die Oberstadt, birgt das von alten Stadtmauern umgebene historische Zentrum, das mit vielen kleinen Geschäften, Cafés, historischen Gebäuden und schönen Plätzen zum Bummeln und Verweilen einlädt, während sich in der „Città bassa“ das moderne, geschäftige Leben abspielt.

Piazza Vecchia
Piazza Vecchia © Harald Kother

Città alta
Bereits die Fahrt hinauf in die für Autos gesperrte Altstadt Bergamos ist äußerst reizvoll: Mit der „Funicolare di Città alta“, einer Standseilbahn, können die 85 Höhenmeter zwischen Unter- und Oberstadt bequem, preiswert und mit schöner Aussicht bewältigt werden. Das Herz des historischen Zentrums bildet die Piazza Vecchia, ein malerischer Platz, in dessen Mitte sich ein mit steinernen Löwen und Schlangen umgebener Brunnen befindet. Der Platz wird von Palästen verschiedener Epochen, unter anderem dem Palazzo della Ragione, dem früheren Rathaus, begrenzt. An einer Ecke befindet sich der Torre Civica, ein im 12. Jahrhundert erbauter Wehrturm, der im 17. Jahrhundert um einen Glockenaufsatz erweitert wurde. Von dem 52 Meter hohen Turm aus hat man eine herrliche Aussicht über die Stadt und die Umgebung.

Standseilbahn zwischen Unter- und Oberstadt
Standseilbahn zwischen Unter- und Oberstadt © Wikimedia / Geobia / CC BY-SA 3.0

Nur wenige Meter von der Piazza Vecchia entfernt befindet sich die ebenfalls von bedeutenden Bauten umgebene Piazza Duomo. Neben dem Dom mit neoklassizistischer Fassade und zahlreichen Werken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert im Inneren wird der Platz von der Basilika Santa Maria Maggiore dominiert. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts begonnen wurde die dreischiffige Kirche im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert. So erhielten die beiden Hauptportale um 1350 gotische Vorhallen und ab 1472 wurde die Capella Colleoni mit einer reich verzierten Fassade aus farbigem Marmor in die Langhausfassade der Basilika integriert. Im Inneren der Kirche befinden sich unter anderem toskanische und flämische Wandteppiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ein Holzkruzifix aus dem 14. Jahrhundert sowie ein hölzernes Chorgestühl mit herausragenden Intarsienarbeiten.

Blick vom Stadtturm auf den Domplatz.
Blick vom Stadtturm auf den Domplatz. In der Mitte die Cappella Colleoni, links das Nordportal der Kirche Santa Maria Maggiore, rechts die Treppe und das Portal der Bischofskapelle (C) Rollroboter, CC BY-SA 4.0

Ein schöner Blick auf die Altstadt sowie auf die Città bassa bietet sich dem Besucher bei einem Rundgang entlang der vollständig erhaltenen Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert. Kurz hinter der Porta Sant’Alessandro befindet sich die Station der zweiten Standseilbahn Bergamos, die zum Hügel San Vigilio und dem sich dort befindenden Kastell hinaufführt. Von hier aus hat der Besucher ebenfalls einen schönen Blick über Bergamo und das Umland.

Gaetano Donizetti
In der Basilika Santa Maria Maggiore befinden sich auch die Grabstätten von Gaetano Donizetti sowie von seinem Lehrer Johann Simon Mayr. Der 1797 in Bergamo geborene Donizetti zählte zu den wichtigsten Vertretern der italienischen Belcanto-Oper. Sein Geburtshaus befindet sich in der Via Borgo Canale und kann am Wochenende sowie nach Vereinbarung auch unter der Woche besichtigt werden. Es spiegelt die ärmlichen Verhältnisse wider, in denen Donizetti aufwuchs, bis Johann Simon Mayr sein Talent erkannte und ihm eine musikalische Laufbahn ermöglichte. 1848 starb der inzwischen international bekannte Komponist im Palazzo Scotti, gelegen in der heutigen Via Donizetti. Außer dieser Straße sind auch das städtische Theater sowie ein im Sommer stattfindendes Musikfestival, das „Passeggiate donizettiane“, nach dem wohl berühmtesten Sohn Bergamos benannt.

Teatro Donizetti
Das Teatro Donizetti © Harald Kother

Città Bassa
Die Unterstadt lädt mit ihren vielen Geschäften, vor allem um die Piazza Matteoni herum, zu einer ausgiebigen Shoppingtour durch teilweise ebenfalls sehr schöne, mit bunten Häusern und Arkadengängen gesäumte Straßen ein. Und auch in diesem neueren Teil der Stadt befindet sich kulturell Sehenswertes. In der barocken Kirche Santi Bartolomeo e Stefano etwa kann hinter dem Hochaltar das Werk „Madonna col Bambino in trono e santi“ Lorenzo Lottis betrachtet werden. Zwei weitere Altarbilder, auf denen die Madonna mit Kind und Heiligen zu sehen ist, befinden sich in den Kirchen Santo Spirito und San Bernadino.

In der Accademia Carrara, einem Palazzo, in dem sich eine Kunsthochschule sowie eine der bedeutendsten Gemäldegalerien Norditaliens befinden, können unter anderem Werke von Pisanello, Botticelli, Bellini, Lotto, Mantegna und Raffael bewundert werden. Gegenüber von der Accademia, in der Via San Tomaso, befindet sich die Galerie für Moderne und Gegenwartskunst, kurz GAMeC genannt.

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