Die typisch adriatische Hafenstadt in Norddalmatien
von Ljiljana Žilić
Es sind ganz besondere Klänge unterhalb der Stufen der Uferpromenade zu hören. Halb Wind, halb Musik. Verursacht durch Wellenbewegung erzeugt die Installation aus Betonröhren je nach Seegang besinnliche und leise oder lebhafte Musik. Neben dieser Meeresorgel kann man das farbenprächtige Werk „Gruß an die Sonne“ bewundern, das sich abends in ein kreatives Lichtspiel verwandelt. Zadar fasziniert aber nicht nur wegen dieser modernen Attraktionen, sondern bietet auch eine große Vielfalt historischer Denkmäler aus seiner langjährigen Geschichte.
3000 Jahre alte Geschichte
Zum ersten Mal wird Zadar im 4. Jh. v. Chr. unter dem Namen Jader als Siedlung eines illyrischen Stammes erwähnt. Geändert wurde der Name in Idassa, Jadera, Diadora, Zara bis zum heutigen Namen Zadar. Mehrmals war es kriegerischen Zerstörungen ausgesetzt. Unter römischer Herrschaft entstand ein symmetrisches Straßennetz mit dem Hauptplatz – das Römische Forum. Im 7. Jh. wurde Zadar zur Hauptstadt der byzantinischen Provinz Dalmatien.
Ein Spaziergang durch die Vergangenheit bis zur Gegenwart
Das Landtor (Kopnena Vrata) in Form eines römischen Triumphbogens aus dem Jahr 1543, das neben dem kleinen Bootshafen Foša liegt, war der ehemalige Haupteingang in die Stadt. Es gilt als das bedeutendste Bauwerk der Renaissance in Zadar und trägt wegen der langen venezianischen Herrschaft den geflügelten venezianischen Löwen wie das Stadtwappen von Zadar. Unweit der Foša-Bucht flankiert die eindrucksvolle Zitadelle das südliche Ende der Altstadt. Der Innenhof des riesigen Befestigungsbaus wird heute als Freilichtbühne genutzt.
Hinter dem Landtor befindet sich der mit einer römischen Säule geschmückte Platz der fünf Brunnen (Trg pet bunera): Sie sollten im Falle einer längeren Stadtbelagerung die Wasserversorgung sichern.
Dahinter steht die Kirche des Hl. Simeon (Sv. Šimun), die insbesondere baugeschichtliche Eigenheiten des Barock zeigt. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus dem 14. Jh.. Über dem Hauptaltar stützen zwei Bronzeengel den Sarkophag, in dem der hl Simeon, der Stadtpatron, ruht. Damit die Gläubigen ihm huldigen können, wird an seinem Namenstag, am 8. Oktober, die Frontpartie geöffnet.
Der Volksplatz
Der Volksplatz (Narodni trg) bildet das Zentrum der Altstadt und war der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens von der Renaissance bis heute. Darauf stehen die ehemalige Stadtwache (Gradska Straža), in der sich heute das Volkskundemuseum befindet, die im 16. Jh. errichtete modern verglaste Stadtloggia, die derzeit als Ausstellungsraum dient, das pompöse Rathaus aus den 1930-ern und der Palazzo Ghirardini-Marci. Die Calle Larga (Široka ulica), wie die Kroaten dem italienischen Erbe verpflichtet sie liebevoll nennen, die Hauptgasse zum Flanieren und Bummeln, verwandelt sich abends zum Treffpunkt der jungen Einheimischen.
Das Römische Forum gilt als das sakrale und kulturhistorische Herz Zadars. Zur Römerzeit standen dort mehrere Gebäude. Heute erinnern lediglich die erhalten gebliebenen Säulen, die kunstvoll bearbeiteten Kapitelle und Sarkophage sowie Tempelreste an die römische Ära. Um das Forum herum befinden sich die berühmtesten Denkmäler der Stadt: das Archäologische Museum mit Funden aus der Steinzeit bis zum Mittelalter, die Kathedrale der hl. Anastasia (Sv. Stošija), die größte Kathedrale Dalmatiens, sowie die Kirchen Sv. Marija, die eine Dauerausstellung zeigt, und Sv. Donat.
IDie Donatuskirche, eine vorromanische Kirche, ist das heutige Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im 9. Jh. im Mittelpunkt des Zentrums errichtet und vereint byzantinische wie karolingische Bautraditionen. Das im Grundriss runde Gebäude ist 27 Meter hoch, besitzt drei Apsiden sowie eine Galerie im Obergeschoss. Dort finden heute wegen der besonders guten Akustik Veranstaltungen wie die im Sommer abgehaltenen Musikabende im Rahmen des Internationalen Musikfestivals statt.
Die Barkajoli
Im Hafen paddeln die Barkajoli – Bootsfahrer, die schon seit dem 14. Jh. in kleinen typisch roten Ruderbooten die zwei Ufer des Hafens verbinden, und rudern wie die venezianischen Gondolieri im Stehen. Heute gibt es nur wenige „barkajoli“. Diese Familientradition wird über Generationen in nur wenige Familien übertragen.
Die Meeresorgel (Morske orgulje), an der Uferpromenade neben Zadars Anlegestelle für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe gelegen, sollte zu Beginn nur den Kai verschönern. Für das Projekt der Zadarer Meeresorgel erhielt der Architekt Nikola Bašić 2006 den Europäischen Preis für städtischen öffentlichen Raum in Barcelona. Dieser Preis wird zweijährig von sieben großen europäischen Architekturinstitutionen an städtebauliche Projekte vergeben, die zur Neugestaltung oder Verschönerung öffentlichen Raumes dienen.
Jeden Abend geht vom „Gruß an die Sonne“ (Pozdrav suncu) das farbenfrohe Spiel vom Aufleuchten und Erlöschen geometrischer und organischer Figuren aus. Seit 2008 agiert diese Installation des gleichen Architekten mit 300 mehrschichtigen Glasplatten als Sonnenkollektor. Es fängt das Sonnenlicht ein und produziert zum Sonnenuntergang eine farbenfrohe Lichtshow, die dem Rhythmus der Wellen und der Klänge der Meeresorgel folgt.
Unsere Literaturempfehlung:
KROATISCHE INSELN UND KÜSTENSTÄDTE – Der Reiseführer von Lore Marr-Bieger
Kroatien ist ein Land der Inseln. Mehr als tausend sind es, die der über 1.700 km langen Festlandküste der Adria vorgelagert sind. Sie alle bergen eine lange Kulturgeschichte, bestechen mit einem glasklaren, türkis leuchtenden und buchtenreichen Meer, einer duftenden, von Heilkräutern überzogenen Landschaft und beeindruckenden Naturdenkmälern. Zum Schutz dieser imposanten Natur wurden viele Inseln und Küstengebirge zu Nationalparks oder Naturparks ausgewiesen, die man auf markierten Wegen erkunden kann.
Ob Kelten, Griechen, Römer, Venezianer oder Habsburger – sie alle hinterließen ihre Spuren, denen man auf Schritt und Tritt ebenso in den großen Hafenstädten am Festland begegnet: Rijeka, Zadar, Trogir, Split oder Dubrovnik sind so etwas belebte und sehr charmante Freilichtmuseen.
Fazit: Auf knapp 750 Seiten verrät Lore Marr-Bieger – sie bereist die Gegend seit 40 Jahren! – ihre schönsten und spannendsten Detailinformationen.