Dein Kulturreisejournal

Šibenik – Tor zu den Kornaten

Kunstvolle Architektur in der Hafenstadt

von Ljiljana Žilić

In einem Labyrinth von Inseln, Halbinseln und Lagunen an der Mündung des Flusses Krka, am Fuße der Burg des hl. Michael liegt Šibenik. Die wehrhaften Mauern der Festungen, die schmalen verwinkelten Gassen, die ausgetretenen Steintreppen und die reizvollen Paläste verleihen der Stadt ein mediterranes und prächtiges Ambiente.

Šibenik ist im Vergleich zu anderen Städten der dalmatinischen Küste eine relativ junge Stadt, denn die Siedlung wurde erst 1066 zum ersten Mal urkundlich ernannt. Sie entstand als Castrum Sebenici, umgeben von mehreren Festungen, die sowohl als ein Symbol für die kriegerische Vergangenheit als auch für die hundertjährige unbesiegte Stadt stehen.
Der historische Stadtkern entstand um den alten Hafen herum. Auf dem Platz der Republik Kroatien (Trg Republike Hrvatske), Mittelpunkt der Altstadt, und in der nahen Umgebung befinden sich die bedeutendsten Sakral- und Säkularbauten aus der Spätgotik und Renaissance: die Kathedrale des hl. Jakob, die Stadtloggia, der Rektoren- und der Bischofspalast.

Šibenik
Šibenik © Argo Navis, CC BY-SA 3.0

Die Kathedrale des hl. Jakob – ein Zeugnis für den Übergang von Gotik und Renaissance
Das Wahrzeichen Šibeniks ist die Jakobskathedrale (Sv. Jakova), von 1431 bis 1535 erbaut – ein Meisterwerk des Juraj Dalmatinacs. Als bedeutendster Sakralbau der Renaissance in Dalmatien lässt sie den erheblichen Einfluss der kulturell unterschiedlichen Regionen Norditaliens, Dalmatiens wie der Toskana erkennen. Nach der Ernennung Šibeniks zum Bischofssitz war eine repräsentative Kirche unerlässlich.
Drei berühmte Architekten haben unter Verwendung einzigartiger Techniken eine Baustruktur für das Gewölbes und die Kuppel entwickelt. Bautechnologisch revolutionär war der Montagebau: alle Bestandteile wurden nach Maß vorgefertigt und dann zu einer homogenen Einheit zusammengesetzt. Das Dach besteht aus einem Tonnengewölbe aus freitragenden Steinplatten. Auffallend ist ein Rundfries an der Außenwand des Chores, der über 70 individuelle Porträtköpfe der Einwohner der Stadt aus dem 15. Jh. zeigt. Angesichts des Übergangs von der Gotik zur Renaissance ist die Kathedrale durch beide Baustile geprägt. Am Pilaster des Querschiffs verewigte sich der Architekt mit dem lateinischen Namen Georgius Mathei Dalmaticus und der Jahreszahl 1443. Vor der Kathedrale, im Westteil des Hauptplatzes, steht sein Denkmal.
Im Unabhängigkeitskrieg der 90er-Jahre beschädigte die jugoslawische Armee die mächtige Kathedrale; sie wurde dann wieder restauriert. Seit 2000 zählt sie wegen ihrer einzigartigen Architektur zum Unesco-Weltkulturerbe.

St. Jakobskathedrale
St. Jakobskathedrale © Rialfver, CC BY-SA 3.0

Gegenüber der Kathedrale befindet sich die aus dem 16. Jh. repräsentativ verzierte Stadtloggia im Renaissancestil, die einst als Rathaus diente. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie im ehemaligen Stil rekonstruiert. Die architektonische Größe und Pracht des Bauwerks mit Arkadenbögen und filigranen Fensterfeldern lässt die vormalige Bedeutung der Stadt erkennen.

Unterhalb der Kathedrale kommt man zur Uferpromenade, die zu einer Erholungspause und zum Bummeln einlädt. Südlich der Kathedrale befinden sich zwei erhaltene Flügel des Rektorenpalastes, auch Fürstenpalast (Kneževa Palača) genannt, der im 16. Jh. vollendet wurde. In der ehemaligen Residenz des venezianischen Gouverneurs ist heute seit der Umfunktionierung in den 1970er-Jahren das Stadtmuseum untergebracht. Die Ausstellungen der frühen Stadt- und Regionalgeschichte präsentieren vorwiegend archäologische Funde aus illyrischer, vorrömischer und altkroatischer Zeit.

Blick auf Šibenik
Blick auf Šibenik © Дмитрий Мозжухин, CC BY 3.0

Einer der schönsten Renaissance-Festungen an der Adriaküste ist gewiss die Festung des hl. Nikolaus, die am Eingang des St. Anton-Kanals liegt. Sie wurde 1540 zur Verteidigung des Hafens errichtet. Die Festung weist einen dreieckigen Grundriss auf. An der Südseite ist sie durch zwei Halbbastionen verstärkt und zum Nordteil führt die Rundbefestigung hin. Das prächtige monumentale Spätrenaissanceportal am Haupteingang befindet sich an der östlichen Mauer.

Wenn man den Reichtum der dalmatinischen Naturschönheit erleben möchte, ist eine Bootstour zu den beiden Nationalparks Krka und Kornati wie zu den umliegenden Inseln zu empfehlen. Nicht nur die berühmten Wasserfälle, sondern auch die zahlreichen Seen, Inseln und Wanderwege bilden eine idyllische und beeindruckende Landschaft.

Unsere Literaturempfehlung:
KROATISCHE INSELN UND KÜSTENSTÄDTE – Der Reiseführer von Lore Marr-Bieger

Kroatien ist ein Land der Inseln. Mehr als tausend sind es, die der über 1.700 km langen Festlandküste der Adria vorgelagert sind. Sie alle bergen eine lange Kulturgeschichte, bestechen mit einem glasklaren, türkis leuchtenden und buchtenreichen Meer, einer duftenden, von Heilkräutern überzogenen Landschaft und beeindruckenden Naturdenkmälern. Zum Schutz dieser imposanten Natur wurden viele Inseln und Küstengebirge zu Nationalparks oder Naturparks ausgewiesen, die man auf markierten Wegen erkunden kann.
Ob Kelten, Griechen, Römer, Venezianer oder Habsburger – sie alle hinterließen ihre Spuren, denen man auf Schritt und Tritt ebenso in den großen Hafenstädten am Festland begegnet: Rijeka, Zadar, Trogir, Split oder Dubrovnik sind so etwas belebte und sehr charmante Freilichtmuseen.
Fazit: Auf knapp 750 Seiten verrät Lore Marr-Bieger – sie bereist die Gegend seit 40 Jahren! – ihre schönsten und spannendsten Detailinformationen.