Die Vereinigung von Kunst und Natur
von Annukka Sommer
Die Region der Extremadura besticht nicht nur mit einsamen Landschaften und abgelegenen Dörfern, sondern bietet dem Spanienbesucher neben den zahlreichen Störchen die dort beheimatet sind, auch eine große Vielfalt an Kultur. So trifft man mitten in der verlassenen Landschaft auf Kunstwerke, die dort mit der Natur eine enge Bindung einzugehen scheinen. Ein deutscher Künstler hat sie dort aufgestellt.
Die Region der Extremadura im Südwesten Spaniens umfasst die Provinzen Cáceres und Badajoz. Die Hauptstadt Mérida, die mit ihren römischen Ruinen die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenkt, zählte zu den bedeutendsten Städten des gesamten römischen Reichs. Später wurde sie zu einem Grenzland zwischen dem christlichen und dem maurischen Spanien und blühte erst wieder nach der Reconquista auf.
Neben den zahlreichen römischen Bauwerken bietet Mérida ein Amphitheater, zwei Aquädukte sowie das Museum Römischer Kunst, welches eine Sammlung von unschätzbarem Wert beherbergt. Die nördlich gelegene Provinz Cáceres bietet neben ihrer schönen Altstadt mit den verwinkelten Gassen mehrere Renaissance-Paläste. Dicke Stadtmauern mit großartigen Wachtürmen umrunden den Stadtkern und schützen sie vor Eindringlingen. Ihren Namen verdankt die Extremadura dem Fluss Duero und ihrer abgelegenen Lage zu ihm, denn Extremadura bedeutet soviel wie jenseits des Flusses Duero.
Naturparadies in der nördlichen Extremadura
Einige Kilometer entfernt von Cáceres befindet sich der Nationalpark “Los Barruecos”, der sich versteckt hinter dem kleinen Dorf Malpartida de Cáceres auf einer Fläche von 319 Hektar erstreckt. Das kleine Naturreservat bietet eine faszinierende Hügellandschaft mit Teichen und großen beeindruckenden Felsblöcken.
Auf den abgerundeten Granitblöcken nistet eine große Kolonie von Weißstörchen, die dort schon seit vielen Jahren zum Bild des Naturreservates gehört. Neben den Störchen bewohnen aber auch noch andere interessante Vögel wie der Haubentaucher oder der Seidenreiher das Gebiet um Cáceres. Im Park lassen sich zudem noch viele weitere Relikte aus vergangenen Zeiten finden. So sind Felszeichnungen und Gräber im ganzen Gebiet zu entdecken.
Kunst und Natur im Einklang
Eine weitere Besonderheit bietet das Museum Vostell, dessen Exponate sich teilweise unter freiem Himmel erstrecken. So findet man z.B. das Werk „Betonreise durch die obere Extremadura“, einen inmitten von Granitfelsen einbetonierten Cadillac, oder ein weiteres bekanntes Werk: „El muerto tiene sed“ (Der Tote ist durstig).
Die Kunstwerke befinden sich unter freiem Himmel auf einem großen Gelände, welches früher einmal zu einer Wollwäscherei gehörte. Das Museum wurde im Oktober 1976 von Wolf Vostell (1932-1999) gegründet, einem deutschen Künstler, der 1974 nach Malpartida kam. Inspiriert von der natürlichen Schönheit des Gebietes sah er das Naturreservat der Extremadura als „Kunstwerk der Natur“ und schuf so einen Treffpunkt für Avantgardisten.
Seine Konstruktionen installierte er bewusst in die sich selbst überlassene Natur, um Kunst und Natur zu verschmelzen und so zu ihrer gegenseitigen Aufhebung beizutragen. Wind und Wetter tragen dazu bei, dass das künstlich Geschaffene von der Natur wieder eingeholt und schließlich zeitlos wird.
In der ehemaligen Wollwäscherei ließ Vostell seinen Mercedes aufstellen, den er in einem seiner Happenings mit einer Lokomotive zusammenstießen ließ. Außerdem findet man hier neben Konzertflügeln, die als Deckel für Kühlerhauben dienen, auf Video fixierte Happenings und sein Wandgemälde „Der Mythos Berlin“. Dieses fertigte Vostell 1987 zur 750-Jahrfeier Berlins an.
Aktuelle Kulturreisen in die Extremadura:
Extremadura und die alten Königgsstädte