Dein Kulturreisejournal

Naumburg und sein Meister

Auf den Spuren der Kulturdenkmäler des früheren Bistums Naumburg

von Kora Thomas

Ganz im Süden Sachsen-Anhalts liegt die historisch wertvolle Stadt Naumburg an der Saale. Auf eine fast tausendjährige Geschichte kann der frühere Sitz des Bistums Naumburg und die heutige Kreisstadt des Burgenlandes zurückblicken. Eine besondere Bekanntheit erlangte Naumburg durch ihre geheimnisvollen Stifterfiguren. Sie zählen zu den bedeutendsten Skulpturen des europäischen Mittelalters. Doch wer ist ihr Baumeister?

Der spätromanisch-frühgotische Naumburger Dom St. Peter und Paul zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Burgenlandkreises, dem Landkreis im Süden Sachsen-Anhalts, der Naumburg umgibt. Nicht nur die Stifterfiguren des Naumburger Meisters im Westchor und das vorgelagerte Lettner, sondern auch das Domschatzgewölbe, das heute als Museums dient, ist von historischem Wert.

Die Stifterfiguren Ekkehard und Uta
Die Stifterfiguren Ekkehard und Uta © Alexander Hoernigk, CC BY 3.0

Die Stifterfiguren des Naumburger Meisters
Doch der Name des Bildhauers ist bis heute unbekannt. Durch eine charakteristische Handschrift und sein eindrucksvolles Werk, von dem die meisten und vollständigsten Bestände in Naumburg erhalten geblieben sind, hat er Berühmtheit erlangt und wurde zum „Naumburger Meister“ erklärt. Er zählt zweifellos zu den wohl stilprägendsten Bildhauern der Gotik. Der Forschung ist zu entnehmen, dass er als Architekt am Bau der Kathedralen von Amiens und Reims beteiligt war, bevor er über Mainz weiter zog und schließlich in Naumburg die berühmten zwölf Stifterfiguren mit Ekkehard II. und Uta schuf. Jede dieser Figuren wurde individuell gestaltet, wobei Uta mit einer besonderen Schönheit ausgestattet wurde.

Fenster von Neo Rauch in der Elisabethkapelle
Fenster von Neo Rauch in der Elisabethkapelle © Matthias Pätzold

Kirchenfenster von Neo Rau
Seit 2007 befinden sich in der Elisabethkapelle des Doms drei Fenster des Leipziger Künstlers Neo Rauch. Die in rot gehaltenen Entwürfe des Künstlers stellten in der Erstellung eine große Herausforderung dar.
Die Domglas Naumburg Manufaktur erklärt: „Dieses rote Überfanglas besteht aus zwei Glasschichten, die bei hohen Temperaturen miteinander verschmolzen werden. Die Rotintensität ist selten homogen, da dieses mundgeblasene Echtantikglas immer noch Handgefertigt wird. Bei der Herstellung wird das Glas zu einem Zylinder aufgeblasen, wobei die Wandung dann eine Glasstärke von nur 2 bis 7 mm hat.“

Wege durch die Altstadt
Naumburg, erstmals 1012 urkundlich erwähnt, hat neben dem Dom noch sehr viel mehr zu bieten: Das mittelalterliche Marientor ist das letzte noch erhaltene Stadttor von einstmals fünfen dieser Art. Sie gehörten allesamt zu der im 14. und 15. Jahrhundert erbauten steinernen Befestigungsanlage von Naumburg. Die Räumlichkeiten des Marienturms, die vom 16. bis ins 19. Jahrhundert abwechselnd als Gefängniszellen und als Armenwohnungen genutzt wurden, gehören seit 2001 zum Stadtmuseum.

Marientor in Naumburg
Marientor in Naumburg © Dgarte / CC0 1.0

Auf dem Marktplatz, dem Zentrum der Altstadt schaut man auf prächtige Bürgerhäuser. Beeindruckend ist darunter besonders das zwischen 1517 und 1528 erbaute, repräsentative Rathaus mit seiner Renaissance-Fassade. Die hohen Dachböden des Gebäudes dienten einst als Warenlager und zeugen davon, dass Naumburg einmal eine reiche Handelsstadt war.
Das schmale Haus an der Nordwestecke des Marktes fällt durch seine spätgotischen Giebel auf und beherbergt heute das Stadtmuseum „Hohe Lilie“ der einstigen Bürgerstadt.

Marktplatz mit Stadtkirche
Marktplatz mit Stadtkirche St. Wenzel © Wolfgang Pehlemann, CC BY-SA 3.0 DE

Die Alte Post auf der Jakobstraße diente im frühen 19. Jahrhundert als Unterkunftsstätte Napoleons während sein Heer nahe Naumburg weilte.

Bachorgel und Nietzschedenkmal
Die Stadtkirche St. Wenzel ist ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Sie findet ihre Erwähnung erstmals 1218. Mit 72 Metern besitzt sie den höchsten Turm Naumburgs, von dem aus man seinen Blick über Naumburg schweifen lassen kann. Im Inneren glänzt sie durch ein barockes Erscheinungsbild. Mit der Orgel beherbergt die Stadtkirche eine, der bedeutendsten Schöpfungen auf dem Gebiet des spätbarocken Orgelbaus. Die bereits über 250 Jahre alte Orgel eignet sich vornehmlich für Bachs Kompositionen und wurde 1746 sogar von Bach persönlich geprüft und abgenommen, weshalb sie auch Bach-Orgel genannt wird. Musikliebhaber aus der ganzen Welt können sich an ihrer Klangfülle begeistern.

Nietzsche verbrachte einen Großteil seiner Kindheit und Jugend in Naumburg. Ein Denkmal erinnert an den berühmten Philosophen und auch das Nietzsche-Haus, das heutige Nietzsche-Museum, kann in Naumburg besichtigt werden.

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