Dein Kulturreisejournal

Villen und Paläste in Asturien

Casonas Indianos – Indianische Villen

von Friederike Reth

Indianische Villen in Asturien? Die Kombination mag einem spanisch vorkommen, und genau das soll sie auch. Laut Definition der königlich spanischen Akademie für Sprache ist „indiano“ hier nicht die Bezeichnung für Indianer wie wir sie kennen, mit Federschmuck, Friedenspfeife und Pfeilerzelt. „Indiano“ bezeichnet spanische Auswanderer, die aus Amerika reich in ihre Heimat zurückkamen.

Indianische Villen sind also folglich keine Villen in Zeltoptik, sondern vielmehr Villen, die von den Auswanderern nach ihrer Rückkehr gebaut wurden.

Museo de Indianos, Colombres
Museo de Indianos, Colombres © RuLf, CC BY-SA 4.0

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es zahlreiche Gründe für Auswanderung: Armut, Hungersnöte, mangelnde Perspektiven sowie politische und soziale Unruhen verunsicherten die Bevölkerung. Der einzige Ausweg war für viele der Weg aus dem Land. Zahlreiche Einwohner vor allem von den Balearen, aus Katalonien, Galicien, Kantabrien und Asturien zog es in die ehemaligen spanischen und portugiesischen Kolonien. Argentinien, Brasilien, Kuba, Puerto Rico, Mexiko, Uruguay und Venezuela waren die favorisierten Ziele.

Die Villen
Viele der Rückkehrer investierten ihren neu erworbenen Reichtum aber nicht nur in eigene, prunkvolle Häuser, sondern auch in Schulen, Rathäuser, öffentliche Badeanstalten, Straßen, Krankenhäuser und Heime. In ganz Spanien sind Gebäude aus dieser Zeit zu finden, vor allem entlang der Atlantikküste, in Katalonien und auf den Balearen.

Die Villen zeichnen sich aus durch prunkvoll geschmückte Fassaden, Aussichtstürme, hohe Decken, Galerien, Balkone und beeindruckende Treppenaufgänge. Innen sind sie reich verziert mit feinen Holzarbeiten, sie sind verschwenderisch mit Porzellan, Möbeln, Uhren, Skulpturen und allerlei Stoffen ausgestattet. Einige der casonas sind inzwischen zu ländlichen Hotels umfunktioniert.

Casa Indiana in Barreiros
Ein Casa Indiana in Barreiros (Lugo) © Certo Xornal, CC BY-SA 2.0

Paläste in Asturien
Östlich von Oviedo, der Hauptstadt Asturiens an der spanischen Atlantikküste, befinden sich zahlreiche Bauwerke, die durch indianos errichtet wurden und heute noch zu besichtigen sind, beispielsweise Paläste, Kirchen, das Kasino und der Friedhof von Poo, einer kleinen Stadt in der Nähe von Llanes. Auch Schulen in Vidiago und La Arquera sowie die Kapelle von La Pereda zeugen von der Zeit der reichen Heimkehrer.

In Colombres befindet sich ein Museum, das Museo de Indianos, gewidmet der spanischen Emigration nach Amerika. Das Haus in indianischem Stil wurde initiiert von Inigo Noriega, einem Auswanderer, der aus Mexiko zurückkam.

Palacio Sobrellano
Palacio Sobrellano, Comillas © Rubén Ojeda, CC BY-SA 3.0 es

Eines der beeindruckendsten Beispiele für indianische Baukunst ist der Palacio Sobrellano in Comillas. Außen wie alle Casonas reich verziert, überrascht er im Inneren unter anderem mit Originalmöbeln von Gaudí.

Palacio Sobrellano
Palacio Sobrellano © Zarateman, CC BY-SA 3.0 es

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