Der alte Mann, die Liebe und das Meer
von Friederike Reth
Picasso liebte viel in seinem Leben, zwei Ehefrauen, zahlreiche Geliebte und vier Kinder zeugen davon. Doch die beständigste Liebe war, außer der zur Kunst, die zu Frankreichs Süden.
1915 unternahm der gebürtige Andalusier seine erste Reise an die Côte d’Azur. Die Liebe, wie sollte es anders sein, brachte ihn hierher, in Form von Gaby Lespinasse. Ihr Mann besaß eine Villa in Saint Tropez, die sie für einen heimlichen Kurzurlaub mit Picasso nutzte.
Die Liebe zu Gaby Lespinasse überdauerte nur kurze Zeit, die Liebe zur Cote d’Azur aber sollte den Rest seines Lebens bestimmen.
Picasso an der Côte d’Azur
1918 heiratete er Olga Chochlowa, fünf Jahre später reisten sie zusammen an die Côte d’Azur, nach Antibes. Der Aufenthalt war nicht von Dauer, die folgenden Jahre verbrachte Picasso hauptsächlich in Paris. Während des Krieges, zwischen 1940 und 1944 verließ er die Stadt gar nicht. Ab 1945 besuchte er Südfrankreich wieder regelmäßig, besonders Antibes und Nizza hatten es ihm angetan. 1948 ließ Picasso sich schließlich ganz hier nieder. Zusammen mit Françoise Gilot, der Mutter seiner Kinder Claude und Paloma, lebte er in der Villa „La Galloise“ in Vallauris. Gilot war es, die über Picasso sagte: „Was er in der Natur am meisten liebte, war das Meer“.
In dem Vorort von Antibes, der bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannt für seine Keramik ist, begann auch Picasso mit dem Material zu experimentieren. Mehr als 4000 Objekte entstanden hier innerhalb von 20 Jahren. Doch nicht nur die Arbeit mit den vier Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer hatten es Picasso angetan. In Vallauris schuf er unter anderem zahlreiche Linolschnitte sowie die beiden großen Fresken „Krieg“ und „Frieden“ (1952). Die beiden monumentalen Wandbilder, die zusammen über 100 Quadratmeter messen sind noch heute in der Kapelle des Schlossmuseums zu besichtigen. Die Bronzestatue „Mann mit Schaf“, die Picasso 1943 schuf und 1949 der Stadt schenkte, steht bis heute auf dem Marktplatz. Sie dient nicht nur dekorativen Zwecken, sondern auch praktischen. Wenn Markt ist, kann es durchaus vorkommen, dass Händler hieran ihre Planen befestigen. Auch Kinder sollen auf Picassos ausdrücklichen Wunsch auf dem Werk herumklettern.
Cézannes Original
1955 zog Picasso mit seiner neuen Lebensgefährtin Jacqueline Roque, einer Keramikverkäuferin aus Vallauris, in die Villa „La Californie“ über Antibes. Hier hielt es ihn drei Jahre, dann nahm die Anzahl der Touristen und Bewunderer überhand. Hinzu kamen Bauprojekte die ihm den Blick versperrten und zudem noch Einblicke in sein Grundstück erlaubten. So kam es, dass Picasso 1958 das Schloss Vauvenargues bei Aix en Provence kaufte. Das Schloss liegt am Fuße des Mont Sainte-Victoire. Durch Paul Cézanne, der es rund zweihundert mal malte, gelang das Gebirge zu Bekanntheit. „Ich habe Cézannes Original gekauft“ kommentierte Picasso seinen Kauf.
1961 heirateten Picasso und Jacqueline Roque und zogen wieder um, diesmal nach Mougins, nördlich über den Hügeln von Cannes. Das Schloss Vauvenargues blieb weiterhin in Picassos Besitz, er nutzte es als Lager für seine Werke.
Am 8. April 1973 starb Picasso in seinem Haus in Mougins. Seine Frau ließ ihn in seinem Garten des Schlosses Vauvenargues beisetzen. Das Schloss ist bis heute im Familienbesitz.
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Unsere Literaturempfehlung:
CÔTE D’AZUR – Der Reiseführer von Ralf Nestmeyer
Egal, ob Picasso, Brigitte Bardot, Grace Kelly oder Jean Cocteau – die Côte d’Azur, einer der vielseitigsten Landstriche Europas, hat fast alle Berühmtheiten der Welt fasziniert. Superlative, wohin man blickt: Nizza besitzt die berühmteste Promenade der Welt, Cannes das berauschendste Filmfestival, Monaco die bekannteste Spielbank, und im alten Hafen von Saint-Tropez liegen die schönsten Yachten vor Anker.
Selbstverständlich fehlen in Ralf Nestmeyers Reiseführer weder Gebirgswanderungen zu einsamen Bergseen oder zu den Felszeichnungen im Vallée des Merveilles noch eine Strandwanderung rund um die berühmte Halbinsel von Saint-Tropez.