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Die Sagrada Familia in Barcelona

144 Jahre Bauzeit für Gaudís Meisterwerk

von Meike Stegkemper

Die Sagrada Familia ist eine römisch-katholische Basilika in Barcelona, deren Bau 1882 begonnen und bis heute nicht beendet wurde. Die Kirche ist eines der bedeutsamsten sakralen Bauwerke Barcelonas und eines der bekanntesten Werke des katalanischen Architekten Antoni Gaudí. Sie gilt als die ewige Baustelle und das Wahrzeichen Barcelonas.

Der ganze Name der Sagrada Familia lautet „Temple Expiatori de la Sagrada Familia“, was soviel wie „Sühnekirche der Heiligen Familie“ bedeutet. Die Basilika ist der Heiligen Familie und somit Jesus, seiner Mutter Maria und Josef von Nazaret gewidmet. Bedingt durch die lange Bauzeit, verbindet die Sagrada Familia verschiedene architektonische Stile.

Die Sagrada Familia © C messier, CC BY-SA 4.0

Die Idee einer Kirche zu Ehren der Heiligen Familie kam von dem Besitzer einer religiösen Buchhandlung im nahezu unbebauten Stadtteil Eixample im Norden der Altstadt. José Mariá Bocabella wollte eine durch Spenden finanzierte Kirche bauen. Die Grundsteinlegung erfolgte im März 1882. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bauherren und dem Architekten, wurde die Bauleitung im Jahr 1883 auf Antoni Gaudí, der die bestehenden Pläne gänzlich umgestaltete, übertragen. Da die Kirche nach Gaudís Konzeption unvorstellbare Dimensionen annahm, wurde sie bald als Kathedrale bezeichnet, obwohl sie nie ein Bischofssitz beherbergen sollte. Nachdem 1893 der Bau der Apsis und der Krypta beendet wurden, begann der Bau der Geburtsfassade.

Deckengewölbe der Sagrada Familia
Deckengewölbe getragen von Säulen mit Baumstrukturen © Giuseppe Pinto, CC BY-SA 3.0

Gaudí kam im Jahr 1926 bei einem Straßenbahn-Unfall unmittelbar vor der Sagrada Familia ums Leben, ohne die Geburtsfassade fertig stellen zu können. Nach dem Verlust von Gaudís Plänen im Spanischen Bürgerkrieg, versuchten die späteren Architekten den Bau entsprechend Gaudis mündlich überlieferten Vorstellungen zu realisieren.

Große Visionen: 3 Fassaden und 18 Türme
Im Osten der Kirche befindet sich die aufwändig ausgearbeitete Geburtsfassade, die in weiten Teilen von Gaudís selbst gestaltet wurde und die Geburt Jesu zeigt. Sie besteht aus drei Portalen und vier Glockentürmen.

Die aufwendig verzierte Geburtsfassade
Die aufwendig verzierte Geburtsfassade © Harald Kother

Die Westseite zeigt die Passionsfassade, die nach Gaudís Tod begonnen und noch heute nicht fertiggestellt wurde. Mit ihren klare Linien, geometrischen Formen und lediglich spärlichen Verzierungen unterscheidet sich die Westfassade deutlich von der Geburtspassage im Osten. Sie zeigt viele große Figuren und wird von sechs schrägen Säulen gestützt. Gaudí entwarf diese Fassade während einer schweren Krankheit im Jahr 1911.

Der Bau der Hauptfassade der Sagrada Familia, die den Namen „Fassade der Herrlichkeit“ tragen wird und die nach ihrer Fertigstellung nach Süden zeigen soll, wurde noch nicht begonnen. Sie soll die größte und prächtigste Fassade werden. Geplant sind 21 Säulen, zwei eigene Kapellen und 11 Portale zum Betreten der Kapellen, des Kreuzganges und der eigentlichen Kirche.

Gaudí plante zwei Kapellen an den Ecken des Kreuzganges, konnte aber nur eine, die Rosenkranzkapelle („Unsere Heiligen Jungfrau Von Rosenkranz“), fertig stellen. Gaudi gestaltete die Kuppel so, dass die relativ kleine Kapelle lichtdurchflutet ist.

Die Krypta im Neugotischen Stil wurde bereits im Jahr 1891 vollendet und besteht aus einem von sieben Einzelkapellen umgebenen Rundbau.

Der Kreuzgang der Sagrada Familia ist in sofern ungewöhnlich, als dass er sich außen an den Fassaden befindet und die zur Sagrada gehörenden Bauwerke wie die Taufkapelle, die Sakristeien und andere Kapellen und Nebengebäude umschließt.

Nach ihrer Vollendung soll die Sagrada Familia über 18 Türme verfügen. Zwölf der Türme sollen den Aposteln, vier den Evangelisten, einer Maria und ein weiterer Turm Jesus Christus geweiht sein. Letzterer soll der Hauptturm der Basilika und mit einer geplanten Höhe von 170 Metern der höchste Kirchturm der Welt werden.

Die Türme besitzen senkrechte Scharten und tragen ein goldenes Kreuz mit dem Namen des Apostels. Die Spitzen sind bunt und werden mit Tieren, sakralen Symbolen oder Sprüchen geschmückt. Gaudí selbst erlebte nur die Fertigstellung des Sankt-Barnabas-Turms auf der linken Seite der Geburtsfassade im Jahr 1925. Gaudís Nachfolger vollendete den Bau der vier Türme der Geburtsfassade. 1977 erfolgte die Fertigstellung der nahezu identischen vier Türme der Passionsfassade.

Die Passionsfassade
Die Passionsfassade ist schlichter gestaltet und wird von schrägen Säulen gestützt
© Harald Kother

Zwei Türme können heute mit einer Wendeltreppe oder einem Fahrstuhl bestiegen werden und ermöglichen einen atemberaubenden Ausblick auf Barcelona.

Die Geburtsfassade und die Gruft der Sagrada Familia wurde 2005 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Die Fertigstellung der Sagrada Familia ist nach einer Bauzeit von 144 Jahren für 2026, dem 100. Todesjahr Gaudís, geplant. Die Realisierung hängt von den zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln ab. Der Bau der Kirche wird wie ursprünglich geplant nur durch Spenden und von Stiftungen finanziert.

Touristen können einen Teil des Innenraums und die Türme besichtigen. Im linken Querarm der Kirche befindet sich das Gaudí-Museum, das Museu Gaudí.

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