Umfassende Sammlung über das Leben und Werk Van Goghs
von Meike Stegkemper
Das Van Gogh Museum am Museumplein in Amsterdam beherbergt die weltweit umfangreichste Gemälde-Sammlung des niederländischen Malers. Dank zahlreicher Erweiterungen der Sammlung um Werke einiger Zeitgenossen van Goghs hat sich die Ausstellung zu einem vielseitigen Museum für Malerei des 19. Jahrhunderts entwickelt.
Nach Vincent van Goghs Tod im Jahr 1890 erbte sein jüngerer Bruder, der Kunsthändler Theo van Gogh, seine Werke. Dieser sammelte auch die Gemälde anderer Maler des 19. Jahrhunderts, wie Paul Gauguin, Camille Pissarro, Henri de Toulouse-Lautrec oder Adolphe Monticelli.
Theo van Gogh starb nur ein Jahr nach seinem Bruder. Seine Witwe Johanna van Gogh-Bonger verwahrte die Sammlung und organisierte 1905 die erste Ausstellung der Bilder. Ihr Sohn Vincent Willem van Gogh gründete 1960 die Van Gogh-Stiftung. Die Sammlung steht dem Museum heute als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Das von Gerrit Rietveld entworfene Hauptgebäude des Van Gogh-Museums wurde 1973 eingeweiht und beherbergt die Dauerausstellung. Die Sammlung der Van Gogh-Stiftung wurde durch Ankäufe, Schenkungen und Leihgaben ständig erweitert.
Das Van Gogh Museum stellt heute neben den Bildern Van Goghs die Werke einiger Zeitgenossen, Freunde und Bewunderer des Künstlers aus. Hierzu zählen u.a. Édouard Manets „Die Hafenmole von Boulogne“, Claude Monets „Windmühlen in der Nähe von Zaandam“ und Paul Gauguins „Mangofrüchte“.
Die Sammlung
Die Sammlung der Werke Van Goghs umfasst 200 Gemälde sowie 400 Zeichnungen und Aquarelle. Die Gemälde stammen aus den Jahren 1880 bis 1890 und sind chronologisch in fünf Abteilungen entsprechend der Lebensphasen Van Goghs gegliedert.
Unterschieden werden Werke aus den Niederlanden, Paris, Arles, Saint-Rémy-de-Provence und Auvers-sur-Oise.
In Van Goghs Anfangsphase in den Niederlanden malte er Szenen aus dem Leben der bäuerlichen Bevölkerung, die alle in dunklen und erdigen Farbtönen gestaltet sind. Das bekannteste Werk dieser Zeit ist „Die Kartoffelesser“ (1885).
Bedingt durch seinen Umzug nach Paris setzte sich Van Gogh mit dem französischen Impressionismus auseinander, was sich auf seinen Malstil auswirkte. Er verwendete hellere Farben und malte Landschaften und Pariser Stadtansichten. Die bekanntesten Werke aus van Goghs Zeit in Paris sind „Boulevard von Clichy“ (1887) und „Gemüsegärten in Montmartre“ (1887). Außerdem fertigte van Gogh in dieser Zeit viele Selbstportraits an. So auch das „Selbstbildnis als Künstler“ (1888).
Im Jahr 1888 zog van Gogh nach Arles, wo er seine bekanntesten Gemälde schuf. Sie zeigen in kräftigen Farben Landschaften und Stilleben. Die wichtigsten Gemälde dieser Zeit sind „Das gelbe Haus“ (1888) und „Die Brücke von Langlois“ (1888).
Im Dezember 1888 schnitt sich Van Gogh sein linkes Ohr ab und sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich. Im Mai 1889 begab er sich in die Nervenheilanstalt Saint-Rémy-de-Provence und schuf während weniger Monate über 100 Gemälde, darunter „Das Weizenfeld mit Mäher“ (1889).
Im Mai 1890 zog van Gogh in den Ort Auvers-sur-Oise nordwestlich von Paris. Dort schoss er sich am 27. Juli 1890 in die Brust und starb zwei Tage später. In den letzten Wochen vor seinem Tod schuf van Gogh die Werke „Ansicht von Auvers“ (1890) und „Weizenfeld mit Krähen“ (1890).
Die zahlreichen Briefe van Goghs runden die Sammlung des Museums ab. Der Maler war ein leidenschaftlicher Briefschreiber und teilte seine Gedanken zumeist mit anderen Künstlern wie Emile Bernard oder Paul Gauguin und seinem Bruder und engsten Vertrauten Theo van Gogh. Die über 800 Briefe enthalten Hinweise auf sein künstlerisches Wirken und seine Lebensumstände und sind von entscheidender Bedeutung für die van Gogh-Forschung.
Neben dem Hauptgebäude verfügt das Van Gogh-Museum über einen weiteren Ausstellungsflügel, der von dem japanischen Architekten Kisho Kurokawa entworfen und 1999 fertiggestellt wurde. In dem Ergänzungsbau finden Sonderausstellungen statt.
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