Dein Kulturreisejournal

Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Alte Meister, kunstvolle Schätze und die Sammelleidenschaft der Kurfürsten

von Julia Marhenke

Verspielt präsentiert sich der Barockbau im Sonnenlicht. Skulpturen, Balustraden und Vasen umsäumen die umliegenden Galerien. Kunst und Architektur bilden eine Einheit und somit den idealen Ort für einen Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: der Zwinger.

Alte Meister im Zwinger
Ursprünglich war der Dresdner Zwinger als Orangerie gedacht, entwickelte sich aber schnell zu einem Ort höfischer Aktivitäten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts schloss Gottfried Semper die zur Elbe hin offene Seite mit einer Galerie ab. Dieser erst nachträglich hinzugefügte Teil ist zwar weniger verspielt als der restliche Bau, fügt sich aber durch seine den Rundbögen angepassten Fensterfronten trotzdem harmonisch ein.

Hier befindet sich die Gemäldegalerie Alte Meister. Von der italienischen Malerei der Renaissance über die holländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts hin zur altdeutschen und altniederländischen Malerei werden Bilder ausgestellt. Da schweift der Blick über Werke von Sandro Botticelli und Raffael, zieht vorbei an Rembrandt, Anton van Dyck und Johannes Vermeer und bestaunt Gemälde von Jan van Eyck und Albrecht Dürer.

Sixtinische Madonna
Die „Sixtinische Madonna“ aus den Jahren 1512/13 von Raffael
ist einer der Höhepunkte der Galerie Alte Meister

Auch die berühmtesten Engel der Kunstgeschichte sind hier zuhause. Die beiden halb verträumt, halb nachdenklich blickenden Engelchen kennt man meist als Keramikfiguren oder als Motiv auf Keksdosen. Dabei sind sie Teil von Raffaels Werk „Sixtinische Madonna“, welches in der Ausstellung des Zwingers zu betrachten ist.

Sammelleidenschaft der Kurfürsten
Vor allem August dem Starken und seinem Sohn August dem Dritten ist der systematische Beginn des Sammlungsaufbaus zu verdanken. Aus deren Sammlungen und denen anderer sächsischer Kurfürsten ab dem 16. Jahrhundert konnte sich so einer der bedeutendsten und ältesten Museumsverbände entwickeln: die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

August der Starke hatte zudem eine ganz besondere Sammelleidenschaft, deren Ergebnisse man ebenfalls im Zwinger bewundern kann. Es handelt sich um eine der qualitätsvollsten und umfangreichsten keramischen Spezialsammlungen weltweit, denn der Kurfürst war geradezu süchtig nach Porzellan.

So kann man nun an aberhunderten Figuren, Vasen oder auch Tellern vorbeistreifen. Vor einigen Jahren wurde zudem die Bogengalerie mit Blick auf den Zwingerhof von dem New Yorker Architekten Peter Marino neu gestaltet. Vor allem der Tiersaal erstrahlt seitdem im neuen Glanz. An den Wänden hängen bemalte Ledertapeten, die ein barockes Lebensgefühl vermitteln. Zwei chinesisch anmutende Pavillons geben zum einen den europäischen, zum anderen den afrikanischen Porzellantieren ein Zuhause. In der Mitte steht ein chinesischer Vogelkäfig, in dem ein Teil der Keramikvögel untergebracht ist.

Mathematisch-Physikalischer Salon
Prächtige Uhren, historische Globen, verschiedenste wissenschaftliche Geräte und Instrumente: Der Mathematisch-Physikalische Salon des Zwingers gibt einen Überblick über die feinmechanischen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte. Bis April 2013 wird der Salon allerdings noch renoviert. Ab dann werden hier wieder über Tausend der wissenschaftlichen Kunstobjekte ausgestellt.

Residenzschloss  Dresden
Das Residenzschloss © Kolossos, CC BY-SA 3.0

Osmanische Schätze im Residenzschloss
Neben Gemälden, historischen Uhren und Porzellan findet man im Zwinger aber auch einen Teil der Rüstkammer. Während man sich hier jedoch vor allem auf das Rittertum beschränkt hat, ist im Residenzschloss die Türckische Cammer untergebracht. Besonders beeindruckend ist das zwanzig Meter lange Zelt: Vergoldete Lederapplikationen, Seide, feinste Muster. Wenn man unter ihm hindurchläuft, fühlt man sich fast in die osmanische Welt versetzt. Immerhin ist die Sammlung im Residenzschloss eine der ältesten und weltweit bedeutendsten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei. Selbst acht lebensgroße, aus Holz geschnitzte Pferde stehen hier, geschmückt mit prachtvollem Zaumzeug.

Zudem ist das Residenzschloss Ursprungsort und Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Im 2. Weltkrieg wurde es allerdings wie viele andere Gebäude auch während der Luftangriffe auf die Stadt zerstört. Noch heute befinden sich manche Bereiche des Komplexes im Bau. So wurde erst 2009 der kleine Schlosshof überdacht und damit ein Foyer für die Besucher geschaffen. Die durchsichtige Kuppel lässt außerdem den Blick auf die Strukturen der im Renaissance- und Neorenaissancestil errichtete Fassade frei.

Hofstaat zu Delhi
Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb, zu sehen im Grünen Gewölbe © Hajotthu, CC BY-SA 3.0 de

Barocke Pracht im Grünen Gewölbe
Im Innern wurde neben der Türckischen Cammer auch das Grüne Gewölbe wieder hergestellt. Dabei wurde es unterteilt in Historisches und Neues Gewölbe. Ersteres liegt im Erdgeschoss und ist eine Nachbildung der Schatzkammer August des Starken. Sie sollte ein Ausdruck von monarchischer Macht und Reichtum sein und wurde so zu einem barocken Gesamtkunstwerk.

Schon damals präsentierte der Kurfürst seine Schätze einer ausgesuchten Öffentlichkeit und begründete somit eines der ältesten Museen der Welt. Juwelier- und Goldschmiedearbeiten werden hier gezeigt, Werke aus Bernstein und Elfenbein, Edelsteingefäße und Bronzestatuetten, die frei im Raum stehen.

Das Neue Grüne Gewölbe hingegen ist schlicht gehalten, fensterlos, mit vielen nüchternen Vitrinen und metallisch glänzenden Wänden. Allerdings verbergen sich auch hier einige Höhepunkte der Staatlichen Kunstsammlungen. 4909 Diamanten, 160 Rubine, 164 Smaragde, ein Saphir, 16 Perlen und zwei Kameen. Alle verarbeitet in einem einzigen, funkelnden Kunstwerk. „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“ wird es genannt und zeigt wie die Fürsten des Mogulreiches ihrem Herrscher Geschenke bringen.

Das Albertinum
Das Albertinum © David Brandt, CC BY 3.0

Die Arche des Albertinum
Zwei weitere der insgesamt zwölf Museen der Staatlichen Kunstsammlungen befinden sich im Albertinum. Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäude um ein Zeughaus. Im 19. Jahrhundert wurde es allerdings zu einem Museum im Neorenaissancestil umgebaut.

Während des Elbhochwassers 2002 wurde das unterirdische Depot überflutet, sodass nach einer neuen Lösung für die Lagerung der Kunstgegenstände gesucht werden musste. Heute befindet sich das Depot in einer Art Arche über dem Innenhof. Von unten aus wirkt der zweigeschossige Bau wie eine Überdachung, von außen ist er gar nicht zu sehen.

Caspar David Friedrich. Zwei Maenner in Betrachtung des Mondes
Caspar David Friedrich. Zwei Maenner in Betrachtung des Mondes. Um 1819/20. Oel/Leinwand, 35 x 44,5 cm. Gal. Nr. 2194. Galerie Neue Meister. Staatliche Kunstsammlung Dresden.

Galerie Neue Meister und Skulpturensammlung
Im Innern des Albertinums ist unter anderem die Galerie Neue Meister untergebracht. Caspar David Friedrich, Claude Monet, Edgar Degas, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Bernhard Kretzschmar und andere sind hier zu sehen. Gerhard Richter, Georg Baselitz und Sigmar Polke sind jeweils eigene Räume gewidmet.

Daneben ist die Skulpturensammlung zu betrachten. Hier gibt es neben Auguste Rodin auch Werke von Helmut Heinze, Wieland Förster, Arnold Böcklin, Max Klinger, Ernst Rietschel und weiteren Künstlern.

Weitere Informationen zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden unter www.skd.museum.

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Nur einen Katzensprung entfernt liegen die berühmten Sights: Residenzschloss mit Grünem Gewölbe, Zwinger, Semperoper, Albertinum, Hofkirche … Und eben eröffnete mit der Neuen Mitte im alten Kraftwerkskomplex ein Zentrum voller Kreativität und Musik. An anderen Tagen streift man durch die Weinlagen an der Elbe oder feiert in der alternativen Äußeren Neustadt.
Wer mehr Zeit hat, unternimmt einen Ausflug in die Sächsische Schweiz, in die Porzellanstadt Meißen, zum eindrucksvollen Jagdschloss Moritzburg oder besucht Karl May in Radebeul.