Ein Spaziergang an der Dresdner Elbe
von Julia Marhenke
Weinhänge, Schlösser, historische Bahnen und das „Blaue Wunder“. Dresden bietet auch jenseits der berühmten Altstadt herausragende Schätze und prächtige Sehenswürdigkeiten.
Nur wenige Meter voneinander getrennt stehen sie: Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg. Sie thronen auf den Elbhängen. Ihre Terrassen ziehen sich bis zum Elbufer hinunter. Teilweise wird Wein angebaut. Die Parkanlagen im englischen Stil sind frei zugänglich.
Elbschlösser in Reih und Glied
Schaut man Richtung Dresdner Innenstadt, die nur knapp drei Kilometer stromabwärts liegt, ist Schloss Albrechtsberg das erste der drei. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Prinz Albrecht von Preußen es für sich und seine Frau errichten. Spätklassizistisch ist es, aus Sandstein mit zwei Ecktürmen.
Das Innere wurde ganz nach den herrschaftlichen Bedürfnissen gestaltet. Große lichtdurchflutete Säle, Marmor überall, zahlreiche Räume. Unterhalb des Schlosses befindet sich zudem ein nach römischen Vorbild erbautes Bad mit großem Wasserbecken und einem umlaufenden halbkreisförmigen Säulengang.
Gleich nebenan liegt das Lingnerschloss. Ursprünglich hieß das Gebäude Villa Stockhausen und war für den Kammerherrn des Prinzen gedacht. Später kaufte jedoch der Unternehmer Karl August Lingner den Mix aus Klassizismus und Neorenaissance. Auch hier gibt es Ecktürme, diese liegen allerdings direkt rechts und links des Eingangsbereichs. Am Fuß des Berghangs steht ein Mausoleum, in dem Lingners Grab untergebracht ist.
Das dritte und letzte der Schlösser hebt sich als neogotischer Burgenbau hervor. Ebenfalls aus Sandstein errichtet wirkt es mehr wie eine Festung denn wie eine Residenz. Dennoch befindet sich heute ein Hotel- und Restaurantbetrieb in seinem Innern.
Schloss Albrechtsberg und das Lingnerschloss sind von innen hingegen nur im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen zu besichtigen. Die Dachterrassen der Schlösser bieten zudem einen lohnenswerten Panoramablick über die Elbe bis hin zum „Blauen Wunder“.
Bequem über die Elbe dank Blauem Wunder
Jenes heißt offiziell Loschwitzer Brücke und ist Dresdens zweitältester Elbbrückenbau. Ihren Beinahmen „Blaues Wunder“ hat die Brücke ihrem hellblauen Anstrich zu verdanken, der das Konstrukt zu einem Wahrzeichen der Stadt macht. Ein technisches Wunder war sie zur Zeit ihrer Erbauung allerdings auch. Immerhin war sie eine der ersten Brücken dieser Größe, die ohne Strompfeiler gebaut werden konnte.
Heutzutage wird aber heftig über die Weiternutzung der Brücke diskutiert. Voraussichtlich kann sie noch bis 2030 befahren werden, dann muss eine Alternative geschaffen sein oder das „Blaue Wunder“ gründlich saniert werden. Das wiederum ist mit hohen Kosten verbunden.
Auf der Loschwitzer Brückenseite sind es vom „Blauen Wunder“ nur wenige Schritte bis zu den beiden historischen Bahnen: Loschwitzer Standseilbahn und Schwebebahn.
Historische Schwebebahn
Letztere ist technisch gesehen allerdings falsch benannt. Im Gegensatz zu den bekannten Magnetschwebebahnen wie dem Transrapid hat diese nämlich kontinuierlich Kontakt mit dem Fahrweg und ist daher faktisch – ebenso wie die Wuppertaler Schwebebahn – eine Einschienenhängebahn. Dennoch gilt sie als die älteste Bergschwebebahn der Welt. Zudem ist sie heutzutage die einzige überhaupt und damit ein absoluter Höhepunkt. 1901 wurde sie eröffnet und legt seitdem auf jeder Fahrt 84 Höhenmeter zurück. Nebenbei ist sie die einzige Hängebahn, die nicht durch Radantrieb, sondern einzig von einem Zugseil bewegt wird.
Oben angekommen befindet man sich in der Bergstation „Schöne Aussicht“ in Oberlochwitz.
Mit dem Fahrstuhl kann man auf die Aussichtsplattform fahren, von wo aus man einen wunderbaren Blick über das Dresdner Elbtal bis hin zu den Tafelbergen der Sächsischen Schweiz hat. Außerdem kann man hier auch einen Blick in das historische Maschinenhaus werfen.
Standseilbahn
Das geht allerdings auch bei der Standseilbahn. Diese führt von Loschwitz aus in den Stadtteil Weißer Hirsch und schafft auf einer Strecke von knapp 550 Metern einen Höhenunterschied von 95 Metern. Nach der Fertigstellung Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bahn vor allem für Bautransporte genutzt, erst später kam sie für den Personenverkehr zum Einsatz. In den 80er Jahren wurde die Bahn zudem als technisches Denkmal unter Schutz gestellt – wie auch die Schwebebahn.
Die Talstationen beider Bahnen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft am Körnerplatz – und sind gemeinsam ein weltweit einmaliges Ensemble historischer Bergbahnen.
Unsere Literaturempfehlung:
DRESDEN – Der Reiseführer von Dietrich Höllhuber und Angela Nitsche
1945 komplett zerstört, ist Dresden heute schöner denn je.
Das Symbol des Wiederaufbaus ist die Frauenkirche, deren »steinerne Glocke« seit gut einem Jahrzehnt wieder die Silhouette der Stadt bestimmt.
Nur einen Katzensprung entfernt liegen die berühmten Sights: Residenzschloss mit Grünem Gewölbe, Zwinger, Semperoper, Albertinum, Hofkirche … Und eben eröffnete mit der Neuen Mitte im alten Kraftwerkskomplex ein Zentrum voller Kreativität und Musik. An anderen Tagen streift man durch die Weinlagen an der Elbe oder feiert in der alternativen Äußeren Neustadt.
Wer mehr Zeit hat, unternimmt einen Ausflug in die Sächsische Schweiz, in die Porzellanstadt Meißen, zum eindrucksvollen Jagdschloss Moritzburg oder besucht Karl May in Radebeul.