Dein Kulturreisejournal

Wo man sein „Blaues Wunder“ erlebt

Ein Spaziergang an der Dresdner Elbe

von Julia Marhenke

Weinhänge, Schlösser, historische Bahnen und das „Blaue Wunder“. Dresden bietet auch jenseits der berühmten Altstadt herausragende Schätze und prächtige Sehenswürdigkeiten.

Nur wenige Meter voneinander getrennt stehen sie: Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg. Sie thronen auf den Elbhängen. Ihre Terrassen ziehen sich bis zum Elbufer hinunter. Teilweise wird Wein angebaut. Die Parkanlagen im englischen Stil sind frei zugänglich.

Schloss Albrechtsberg
Schloss Albrechtsberg © Christoph Münch, CC BY-SA 3.0

Elbschlösser in Reih und Glied
Schaut man Richtung Dresdner Innenstadt, die nur knapp drei Kilometer stromabwärts liegt, ist Schloss Albrechtsberg das erste der drei. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Prinz Albrecht von Preußen es für sich und seine Frau errichten. Spätklassizistisch ist es, aus Sandstein mit zwei Ecktürmen.

Das Innere wurde ganz nach den herrschaftlichen Bedürfnissen gestaltet. Große lichtdurchflutete Säle, Marmor überall, zahlreiche Räume. Unterhalb des Schlosses befindet sich zudem ein nach römischen Vorbild erbautes Bad mit großem Wasserbecken und einem umlaufenden halbkreisförmigen Säulengang.

Gleich nebenan liegt das Lingnerschloss. Ursprünglich hieß das Gebäude Villa Stockhausen und war für den Kammerherrn des Prinzen gedacht. Später kaufte jedoch der Unternehmer Karl August Lingner den Mix aus Klassizismus und Neorenaissance. Auch hier gibt es Ecktürme, diese liegen allerdings direkt rechts und links des Eingangsbereichs. Am Fuß des Berghangs steht ein Mausoleum, in dem Lingners Grab untergebracht ist.

Das dritte und letzte der Schlösser hebt sich als neogotischer Burgenbau hervor. Ebenfalls aus Sandstein errichtet wirkt es mehr wie eine Festung denn wie eine Residenz. Dennoch befindet sich heute ein Hotel- und Restaurantbetrieb in seinem Innern.

Schloss Eckberg
Schloss Eckberg © Adornix, CC BY-SA 3.0

Schloss Albrechtsberg und das Lingnerschloss sind von innen hingegen nur im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen zu besichtigen. Die Dachterrassen der Schlösser bieten zudem einen lohnenswerten Panoramablick über die Elbe bis hin zum „Blauen Wunder“.

Bequem über die Elbe dank Blauem Wunder
Jenes heißt offiziell Loschwitzer Brücke und ist Dresdens zweitältester Elbbrückenbau. Ihren Beinahmen „Blaues Wunder“ hat die Brücke ihrem hellblauen Anstrich zu verdanken, der das Konstrukt zu einem Wahrzeichen der Stadt macht. Ein technisches Wunder war sie zur Zeit ihrer Erbauung allerdings auch. Immerhin war sie eine der ersten Brücken dieser Größe, die ohne Strompfeiler gebaut werden konnte.

Dresdens "Blaues Wunder"
Dresdens „Blaues Wunder“ © Je-str, CC BY-SA 3.0

Heutzutage wird aber heftig über die Weiternutzung der Brücke diskutiert. Voraussichtlich kann sie noch bis 2030 befahren werden, dann muss eine Alternative geschaffen sein oder das „Blaue Wunder“ gründlich saniert werden. Das wiederum ist mit hohen Kosten verbunden.

Auf der Loschwitzer Brückenseite sind es vom „Blauen Wunder“ nur wenige Schritte bis zu den beiden historischen Bahnen: Loschwitzer Standseilbahn und Schwebebahn.

Historische Schwebebahn
Letztere ist technisch gesehen allerdings falsch benannt. Im Gegensatz zu den bekannten Magnetschwebebahnen wie dem Transrapid hat diese nämlich kontinuierlich Kontakt mit dem Fahrweg und ist daher faktisch – ebenso wie die Wuppertaler Schwebebahn – eine Einschienenhängebahn. Dennoch gilt sie als die älteste Bergschwebebahn der Welt. Zudem ist sie heutzutage die einzige überhaupt und damit ein absoluter Höhepunkt. 1901 wurde sie eröffnet und legt seitdem auf jeder Fahrt 84 Höhenmeter zurück. Nebenbei ist sie die einzige Hängebahn, die nicht durch Radantrieb, sondern einzig von einem Zugseil bewegt wird.

Bergschwebebahn Dresden
Einzigartig: Die Bergschwebebahn © Rolf-Dresden, CC BY-SA 3.0

Oben angekommen befindet man sich in der Bergstation „Schöne Aussicht“ in Oberlochwitz.

Mit dem Fahrstuhl kann man auf die Aussichtsplattform fahren, von wo aus man einen wunderbaren Blick über das Dresdner Elbtal bis hin zu den Tafelbergen der Sächsischen Schweiz hat. Außerdem kann man hier auch einen Blick in das historische Maschinenhaus werfen.

Standseilbahn
Das geht allerdings auch bei der Standseilbahn. Diese führt von Loschwitz aus in den Stadtteil Weißer Hirsch und schafft auf einer Strecke von knapp 550 Metern einen Höhenunterschied von 95 Metern. Nach der Fertigstellung Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bahn vor allem für Bautransporte genutzt, erst später kam sie für den Personenverkehr zum Einsatz. In den 80er Jahren wurde die Bahn zudem als technisches Denkmal unter Schutz gestellt – wie auch die Schwebebahn.

Historische Standseilbahn
Historische Standseilbahn © Norbert Kaiser, CC BY-SA 3.0

Die Talstationen beider Bahnen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft am Körnerplatz – und sind gemeinsam ein weltweit einmaliges Ensemble historischer Bergbahnen.

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