Dein Kulturreisejournal

Sammlung Falckenberg

Zeitgenössische Kunst im privaten Rahmen

von Hanna Halbritter

Simar Polke, Jonathan Meese, Paul McCarthy – das sind nur einige der klangvollen Namen der vor allem gesellschaftskritischen, zynischen und grotesken Werke der Sammlung Falckenberg.

Die Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg gehört zu den bedeutendsten privaten Sammlungen internationaler zeitgenössischer Kunst in Deutschland und ist gleichzeitig wohl auch Deutschlands größtes Privatmuseum.

Treppenhaus in der Sammlung Falckenberg
Rieseige Räume und großes Treppenhaus in der Sammlung Falckenberg © Matthias Pätzold

Der Hamburger Jurist und Geschäftsführer einer Firma für Tankausrüstungen Dr. Harald Falckenberg begann im Jahr 1994 mit dem Aufbau seiner heute 2000 Exponate verschiedenster Kunstgattungen umfassenden Sammlung.

Nachdem Falckenberg zunächst anfing, bereits etablierte Künstler wie Andy Warhol oder Gerhard Richter zu sammeln, führte ihn schließlich sein Freund, der Hamburger Künstler Werner Büttner, an die konfrontative Gegenwartskunst heran. Der leidenschaftliche Sammler Falckenberg lernte so auch die unangepasste, oft provokative und gesellschaftskritische Kunst zu lieben.
Falckenberg konzentrierte sich nun also auch auf die Postmoderne und drang, unterstützt von seiner Vorstandstätigkeit im Hamburger Kunstverein, in die Welt der zeitgenössischen Kunst ein. Sein Hauptinteresse liegt dabei seit 1999 auf der Kunst der Groteske und damit einem Feld, das in dieser Form von keinem anderen Sammler bearbeitet wird.

Seit 1995 war das so genannte Pumphaus in Hamburg-Fuhlsbüttel die Heimat seiner immer weiter wachsenden Sammlung. Künstler wie Jonathan Meese, John Bock oder Bjarne Melgaard schufen Werke speziell für die dortigen Räumlichkeiten.
Im selben Jahr gründete Falckenberg mit der Hamburger Phoenix AG die Phoenix Kulturstiftung, die als Träger für das Projekt fungiert.

Sammlung Falckenberg
In der Sammlung Falckenberg wird auch an Gotham City gebaut © Matthias Pätzold

Die Sammlung befindet sich seit 2001 in den ehemaligen Fabrikhallen der Phoenix-Werke, die im Jahr 2008 von 4000 auf 6200 Quadratmeter erweitert und vom Berliner Architekten Roger Bundschuh umgestaltet wurden.
Im Zentrum der neu entworfenen Räume liegt ein offener Treppenraum, der fünf Geschosse miteinander verbindet und so das historische Bauwerk mit einem modernen Inneren kombiniert. Einige Bereiche wurden dabei auf die besonderen Bedürfnisse von raumgreifenden Installationen wie beispielsweise von Thomas Hirschhorn, Anna Oppermann oder John Bock abgestimmt. Etwa 2500 Quadratmeter der Fläche werden für die zwei bis drei Wechselausstellungen im Jahr genutzt, bei denen internationale Kunstsammlungen in einen Dialog zu Falckenbergs Sammlung treten oder auch Werkschauen exemplarischer Außenseiter der Kunstwelt präsentiert werden.

Die Falckenberg-Sammlung umfasst Arbeiten internationaler Avantgardekünstler und ist auf drei Schwerpunkte konzentriert:

  • amerikanische Künstler um Richard Prince, John Baldessari, Paul McCarthy und Mike Kelley
  • deutsche Künstler wie Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Werner Büttner und Georg Herold
  • sowie eher verspielt-poetische Werke beispielsweise von Dieter Roth und Öyvind Fahlström.
  • Weiterhin sammelt Falckenberg auch Positionen von Vorläufern wie Vito Acconi, Richard Artschwager und den Wiener Aktionisten und Werke der nächsten Generation, wie Jason Rhoades, Jonathan Meese und John Bode.
Videoinstallation in der Sammlung Falckenberg
Großräumige Videoinstallation in der Sammlung Falckenberg © Matthias Pätzold

Möglich ist die Besichtigung nur mit einer eigenen Gruppe oder im Rahmen der öffentlichen Führungen, die samstags stattfinden. Da immer nur eine Gruppe mit maximal 20 Personen gleichzeitig Einlass erhält, kann der Besucher die rund 90 Minuten einer Führung ganz in Ruhe mit der Betrachtung der Ausstellung verbringen. Dabei besteht auch Gelegenheit, einen Teil der derzeit nicht ausgestellten Werke zu sehen: bei einem Blick ins Depot. Im Keller der Phoenix-Hallen hängen viele Werke platzsparend an Rollwänden.

Im Jahr 2009 erhielt Harald Falckenberg den ART COLOGNE Preis für sein Lebenswerk.

Seit 2011 fällt zudem die Phoenixhalle mit der Sammlung Falckenberg unter die Organisation der Deichtorhallen Hamburg GmbH. Damit haben die Deichtorhallen neben dem gewohnten Standort nahe der Hafencity zusätzlich einen in Harburg erhalten.

Die Ausstellungen in der Phoenixhalle können allerdings nur im Rahmen gebuchter Führungen besichtigt werden.

Weitere Informationen zu den aktuellen Ausstellungen unter www.deichtorhallen.de und
www.sammlung-falckenberg.de

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Für bloße Statistiker ist Hamburg nichts weiter als die zweitgrößte Stadt der Republik, für die Hamburger selbst nichts weniger als »die schönste Stadt der Welt«. Übertrieben?
Kaum, findet Autor Matthias Kröner, dessen Urteil als Nichthamburger über jeden Zweifel erhaben ist. In 10 ausgeklügelten Spaziergängen führt er seine Leser fachkundig durch »seine« Elbmetropole und steuert dabei neben Top-Sehenswürdigkeiten wie Hafen oder Speicherstadt auch Locations an, die nicht auf den ersten Blick zum Touristenmekka taugen.
Immer dabei im Blick: Restaurants und Cafés, Hotels und Pensionen, Shops, Kneipen und Bars, also die gesamte Infrastruktur für einen gelungenen Städtetrip.