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Athen: Antike trifft Moderne

Das neue Akropolismuseum

von Hanna Halbritter

Antike Schätze in ihrer neuen Heimat zwischen Stahl und Glas präsentiert das Akropolismuseum mit Blick auf die Athener Akropolis seit seiner Einweihung im Jahr 2009.

Nach mehr als 30 Jahren Planung und 11 Jahren Bauzeit sind die antiken Ausstellungsobjekte jetzt auf drei Stockwerke und einer Fläche von insgesamt 25.000 Quadratmetern verteilt. Der Schweizer Architekt Bernard Tschumi schuf den Entwurf für das monumentale Gebäude, das in seiner Entstehung nicht unumstritten war.

Eingang zum Akropolismuseum
Der Eingang zum Akropolismuseum © Matthias Pätzold

Das neue Museum ersetzt das alte auf der Akropolis, das 1863 als erstes Grabungsmuseum Griechenlands in einer Senke direkt neben dem Parthenon erbaut wurde. Aus Platzmangel konnten jedoch kaum Objekte gezeigt werden, die deswegen vor allem in Magazinen gelagert wurden. Modernen Ansprüchen konnte es so schon lange nicht mehr genügen. Nach dem Umzug der Exponate in das neue Museum soll hier die Geschichte des Parthenons durch die Jahrhunderte präsentiert werden.

Das neue Akropolismuseum steht nun am Fuße der Südseite des Hügels, nur 300 Meter Luftlinie vom Parthenon entfernt. Tschumis innovativer Entwurf konnte sich im Wettbewerb vor allem wegen seiner Idee einer direkten Blickbeziehung zwischen dem Saal mit dem Parthenon-Fries und dem Parthenon selbst durchsetzen.

Eingangsbereich Akropolismuseum
Das Museum befindet sich direkt auf einer Ausgrabungsstätte © Matthias Pätzold

Im Erdgeschoss sind Funde von den Hängen der Akropolis und damit sowohl Gegenstände aus den Heiligtümern als auch historische Alltagsobjekte der Athener ausgestellt. Eine Besonderheit des Museums ist der Fußboden des Erdgeschosses aus Kunststoffglas, der den Blick auf ausgegrabene Fundamente und Mauern von Wohnhäusern aus der Antike bis ins 13. Jahrhundert freigibt. Diese Funde führten zu Verzögerungen des Baus, konnten nun jedoch auch in 8 Meter Tiefe ebenfalls in die Sammlung integriert werden.
Im 1. Stock ist die Sammlung archaischer Skulpturen neben Exponaten des Erechtheions, der Propyläen und des Athena-Nike-Tempels untergebracht.
Im Obergeschoss wird mit dem 160 Meter lange Fries des Parthenons das Schmuckstück des Museums präsentiert. Erstmals kann nun auch eine visuelle Beziehung zum Tempel hergestellt werden, da mit den großen Fenstern des Museums eine Blickachse direkt zum Parthenon geschaffen wurde. Die Verbindung zwischen dem sakralen Tempel und den nun in einem nahezu neutralen Ausstellungsraum ausgestellten Friestafeln bleibt so erhalten.
Zusätzlich wird eine fast erlebbare Dimension der Exponate hergestellt: Zum einen besitzt die Etage die gleichen Abmessungen wie der Parthenon, zum anderen hängen die Tafeln des berühmten Prozessionsfrieses in Augenhöhe des Betrachters.

Galerie der archaischen Statuen
Die Galerie der archaischen Statuen im Akropolismuseum
© Manthou, CC BY-SA 4.0

Im Tempel hingen die Friestafeln hingegen einst in zehn Metern Höhe an der Cellawand des Parthenons – und waren mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Nun kann der Besucher die in Bildern erzählte Geschichte des Zuges der Athener Bürger zu den Panathenäen beim Umschreiten des Frieses verfolgen, während darüber die Tafeln der Metopen wie einst am Tempel in Untersicht zu bewundern sind. Auf den Metopen sind Szenen aus legendären Kämpfen zu sehen, die die Siege der Athener gegen die Perser symbolisieren. Zusätzlich werden Teile des skulpturalen Schmucks der beiden Giebel des Tempels gezeigt, welche die Geburt der Stadtgöttin Athene und den Kampf um die Gründung Athens zwischen Athene und Poseidon darstellen.

Museumscafé
Museumscafé mit Blick auf die Akropolis © Matthias Pätzold

Das Akropolismuseum besitzt 36 der 94 erhaltenen Relieftafeln des einst 115 Felder umfassenden Frieses. Die restlichen Teile sind seit dem 19. Jahrhundert in Besitz des British Museum in London und werden in Athen als Kopie gezeigt. Die Streitfrage nach dem zukünftigen Aufenthaltsort aller originalen Friesteile wird wohl auch weiter andauern. Das Argument der Engländer, dass Athen keinen adäquaten Raum für eine würdige Präsentation des Parthenon-Frieses vorweisen kann, ist nun jedoch hinfällig geworden.

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