Nationales Museum der Künste des XXI. Jahrhunderts
von Hanna Halbritter
Bei dem Gedanken an Rom kommen einem sofort die antiken Ruinen, Kolosseum und Co in den Kopf. Doch die ewige Stadt hat noch mehr zu bieten: Nach mehr als 10 Jahren Planungs- und Bauzeit wurde 2009 in Rom das Museo nazionale delle arti del XXI. secolo – kurz MAXXI – eröffnet. Oder wie Kulturdezernent Umberto Croppi es ausdrückte: „Das Raumschiff ist gelandet“.
Das erste Museum für die Kunst und Architektur des 21. Jahrhunderts in Rom ist laut der Zeitschrift Monopol auch das erste Museum für zeitgenössische Kunst in Italien überhaupt. Der frische Wind des MAXXI sorgt dafür, dass Rom nicht mehr nur seine Vergangenheit verwaltet, sondern auch in die Zukunft blickt.

Die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid hat zusammen mit ihrem deutschen Partner Patrik Schumacher eine beeindruckende Konstruktion aus Beton, Glas und Stahl erschaffen. Sie hatte schon im Jahr 1998 den international ausgeschriebenen Wettbewerb zu der Gestaltung des neuen Museums gewonnen. Die Umsetzung verzögerte sich, da insgesamt sechsmal die Regierung wechselte und immer neue bürokratische Hürden genommen werden mussten. Am Ende beliefen sich die Kosten auf 150 Millionen Euro und damit auf die dreifache Summe der geplanten Ausgaben. Künftig wird das MAXXI von einer Stiftung verwaltet, an der sich Privatunternehmen und die Gemeinde Rom beteiligen.
Die Italiener nennen ihr neues Museum liebevoll Tagliatelle. Die Grundform der drei Stränge des Museums erinnert nämlich an ebensolche Nudeln, die zu einem weichen X verschlungen übereinander liegen. Im Bezirk Flaminio entstand das MAXXI mitten in einem heruntergekommenen Kasernenareal des späten 19. Jahrhunderts. Die besondere Form ist dem Zuschnitt des Geländes geschuldet, da der Bauplatz zwischen einigen Gebäuden liegt und das Museum sich in diese Lücke schlängeln musste.
Ein Teil der Fassade der alten Kaserne wurde in den seitlichen Eingangsbereich integriert, während sonst glatter, geschwungener Beton das Bild bestimmt. Der betont horizontal ausgerichtete Bau wirkt schlicht und fast verschlossen, eine Besonderheit ist ein großer, vorkragender Betonkasten mit angeschrägtem Sichtfenster auf dem Dach.
Im Inneren des Museums windet sich eine organisch geformte Treppenskulptur aus tiefschwarzem Metall zwischen den drei großzügigen Etagen mit hohen, lichtdurchfluteten Räumen empor. Der dunkle Korpus der Treppe steht dabei in scharfem Kontrast zu den hellen, fast nüchternen Betonwänden. Der massive Eindruck wird durch transparente Stufen aufgebrochen, so dass ein federleichter, beinahe schwebender Eindruck entsteht.

Hadid vermeidet gerne rechte Winkel. Dies zeigt sich zum einen an der frei im Raum mäandernden Treppe und zum anderen auch an den gebogenen Wänden und schrägen Böden. Die verschlungenen Rampen, Galerien, Schrägen, Gänge und Kurven führen den Besucher durch ein großzügiges Labyrinth und ermöglichen genug Raum und unerwartete Wege, um das Museum auf eigene Faust erkunden zu können.
Das Museum selbst ist vielleicht schon das erste Kunstwerk der Sammlung. Der dominanten Architektur muss sich die ausgestellte Kunst fast unterordnen und läuft Gefahr, nur geduldet zu werden. Dennoch behaupten sich die ausdrucksstarken Kunstwerke beispielsweise von Anish Kapoor, Sol LeW itt und William Kentridge.
Die ständigen Sammlungen des MAXXI werden sowohl durch direkten Ankauf von Werken, als auch durch Auftragsprojekte, Wettbewerbe und Schenkungen ergänzt. Die Sammlung der Kunstabteilung beinhaltet Werke nationaler und internationaler Künstler, die jedoch in einem Kontext zu Italien selbst stehen. Die Architektursammlung enthält eine Fülle von verschiedensten Materialien und Dokumenten, welche die komplexe Entwicklung vom konzeptionellen Entwurf bis hin zur Realisierung eines Bauprojektes aufzeigen können.
Auf den 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert das Museum neben der Sammlung auch Wechselausstellungen und Events. Das MAXXI ist nicht nur eine durchwandelbare Skulptur, sondern auch ein lebendiges Kulturzentrum geworden.
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