Dein Kulturreisejournal

Modernisme auf katalanischen Friedhöfen

Besondere Atmosphäre, außergewöhnliche Grabmale

Die großen katalanischen bürgerlichen Familien beauftragten Architekten wie Gaudí, Domènech i Montaner, Puig i Cadafal mit dem Bau prächtiger Villen. Sie gaben aber auch den Auftrag, neben Kellereien, Fabriken, Märkten, Cafés und Restaurants große, spektakuläre Gräber zu errichten, die ihren Übergang ins Jenseits dokumentieren sollten.

Auf manchen Friedhöfen in Katalonien sind diese modernistischen Formen der Grabkunst zu sehen, wie beispielsweise auf dem Friedhof von Lloret de Mar, der 1901 eingeweiht und wie ein Museum gestaltet wurde. Dort lässt sich ein ganzes Repertoire von Grabstätten bewundern, die von katalanischen Architekten und Künstlern wie Puig i Cadafal, Artigas und Gallissá entworfen wurden.

 Friedhof von Lloret de Mar
Auf dem Friedhof von Lloret de Mar © Voyager747, CC BY-SA 4.0

Der außergewöhnliche Friedhof von Olius in der Provinz Lleida wurde von Bernardo Martorell i Puig geplant, der stark von Antonio Gaudí beeinflusst war. Die Gräber sind in eine Landschaft aus umgestürzten Felsen und immergrünen Eichen eingebettet, die das ewige „Stirb und Werde“ symbolisieren.

Friedhof von Olius
Der Friedhof von Olius © Harald Kother

Der Friedhof von Sinera in Areyns de Mar liegt auf dem Hügel „Piedad“, von wo aus sich ein herrlicher Blick über das Mittelmeer erstreckt. Die Liebhaber des Modernismus werden überrascht sein, wenn sie in dieser Oase der Stille die überwältigende Grabstelle der Familie Bosch oder die Grabskulpturen im Pantheon der Messegue entdecken.

Blick aufs Meer vom Friedhof von Sinera
Blick aufs Meer vom Friedhof von Sinera © Bruixeta, CC BY-SA 3.0 ES

Auch der Friedhof von Sitges, ein traditioneller Urlaubsort für die katalanische Bourgeoisie, ist aufgrund seiner Empfindsamkeit ausstrahlenden Grabskulpturen von großem Interesse. In Sitges liegen u.a. Antoni Serra, Robert Manuel und Robert Camps begraben.

Die Engel, die die modernistischen Gräber und Mausoleen in Katalonien schmücken, verdienen es, bewundert zu werden. Einige der Figuren spiegeln Trauer, Schmerz und Wehmut wieder, andere zeigen Heiterkeit. Aber alle vermitteln das Gefühl von Zeitlosigkeit.

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Spätestens seit den katalanischen Unabhängigkeitsbemühungen im Herbst 2017 weiß jeder Reisende, dass sich die Katalanen als eine eigenständige »Nation« verstehen, die nicht mit »Restspanien« in einen Topf geworfen werden sollte. Erstmals ins Rampenlicht gerückt war die nordostspanische Region 1992, als ihre Hauptstadt Barcelona die Olympischen Sommerspiele ausrichtete.Doch Katalonien besteht nicht nur aus seiner im Spannungsfeld zwischen traditionellem Alltag und unwiderstehlichem Nachtleben überaus schillernden Metropole. Auch die Küstenzonen und die weniger bekannten Attraktionen abseits der Hauptrouten warten auf eine Neuentdeckung. Die fantastischen Landschaften – darunter der »sprudelnde« Nationalpark Aigüestortes und die ausgedehnten Reisfelder im Ebro-Delta –, die schmucken Bergdörfer und historische Kostbarkeiten wie die Altstadt von Girona sind jede Reise wert.
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