Dein Kulturreisejournal

Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht

DeStijl in Reinkultur/ im Großformat

von Hanna Halbritter

Falt- und verschiebbare Wände, lichtdurchflutete Räume und klare Linien in der Gestaltung, so präsentiert sich das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht. Früher ein Wohnhaus, ist es nunmehr eine Ikone der modernen Baukunst und ein Museum für das Design Rietvelds, das an das Centraal Museum Utrecht angegliedert ist.

Rietveld-Schröder-Haus
Das Rietveld-Schröder-Haus © User:Husky, CC BY 3.0

Den Rot-Blauen-Stuhl des Niederländers Gerrit Thomas Rietveld von 1919 kennt wohl fast jeder. Im Jahr 1924 erhielt jedoch der Designer den Auftrag, der Anwaltswitwe Truus Schröder ein ganzes Haus samt Inneneinrichtung für sie und ihre drei Kinder zu entwerfen. Dies war nicht nur der Beginn seiner Architekturkarriere, sondern auch der Anfang einer Lebenspartnerschaft.

Blick ins Innere mit dem bekannten Rot-Blauen-Stuhl Rietvelds
Blick ins Innere mit dem bekannten Rot-Blauen-Stuhl Rietvelds © Mycosm93, CC0

Rietveld war Mitglied der niederländischen Künstlergruppe DeStijl. Diese avantgardistische Vereinigung wurde im Jahr 1917 in Leiden gegründet und war auch namensgebend für eine Kunstzeitschrift. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Theo van Doesburg, Piet Mondrian und J.J.P. Oud. Eines der Prinzipien der DeStijl-Bewegung war die Verbindung von Malerei, Architektur und Design. Sie entwickelten ihre eigene geometrisch-abstrakte Formensprache, die sich unter anderem an den kunsttheoretischen Schriften Kandinskys und dem Kubismus im Allgemeinen orientierte. Eckpfeiler waren dabei die puristische Reduktion auf die Grundfarben und die strenge Geometrie des rechten Winkels, der Gerade und des Rechtecks.

Eckfenster des Rietveld-Schröder-Hauses
Eckfenster des Rietveld-Schröder-Hauses © Sailko, CC BY 3.0

Das kubisch ausgeprägte Rietveld-Schröder-Haus ist das einzige Gebäude, das in vollständiger Übereinstimmung mit den architektonischen Prinzipen der Künstlervereinigung gebaut wurde. Gleichzeitig nahm auch die gelernte Innenarchitektin Truus Schröder Einfluss auf die Gestaltung ihres Hauses. Sie wollte nach dem Tod ihres Mannes einen Neuanfang in einem offenen und zugleich geschützten Haus, das auf die wichtigen Dinge des Lebens reduziert ist.
Wohnen als bewusster Akt, mit Möbeln, die genau auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sind, das war der Anspruch Rietvelds.
Aktives Wohnen bedeutet, dass man eben auch erst eine Wand aufklappen muss, um in das Badezimmer zu kommen oder das Sofa zum Bett umbauen muss, bevor man sich schlafen legen kann. Auch die Intimität eines Schlafzimmers entsteht erst, wenn die gleitenden Wände dementsprechend verschoben werden. Das ungewöhnlich funktionale Haus kann so mit vielen Details Design in den Alltag integrieren.

Blick in die Küche
Blick in die Küche © Mycosm93, CC0

Gleichzeitig sind in jedem Raum Steckdosen und fließendes Wasser zu finden, so dass eine Nutzung ganz nach individuellen Vorstellungen in einer flexiblen Wohnsituation möglich ist.
Ein typisches DeStijl-Element ist der Gebrauch der Farben Rot, Blau und Gelb in Kombination mit Weiß, Schwarz und Grau. Auch Rietveld gestaltete das Haus und die schlichten Möbel, indem er erstere Farben als Akzente – vor Allem zur Betonung horizontaler und vertikaler Achsen – setzte. So hielt er sich an seine Vorgabe, dass Farbe der Architektur zu dienen habe.
Außerdem hat jeder Raum eine Tür und damit eine direkte Beziehung nach draußen, teilweise unterstützt durch Balkone oder großflächige Fenster und auch das begehbare Dach. Auf diese Weise hat Rietveld eine Verbindung von Innen und Außen geschaffen, welche die eigentlichen Grenzen des Hauses auflöst.

Truus Schröder lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1985 in ihrem Haus. Danach ging es in den Besitz der Rietveld Schröderhuis Foundation über, die es dem Centraal Museum in Utrecht zur Verwaltung übergab. Nach einer Restaurierung ist dieses Gesamtkunstwerk nun als Museum zu besichtigen.

Im Jahr 2000 wurde das Rietveld-Schröder-Haus als Rijksmonument in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

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