Dein Kulturreisejournal

Das Kunstmuseum Stuttgart

Kunst im Glaskasten und im Tunnel

von Hanna Halbritter

Am Tag spiegelt der gläserne Kubus des Kunstmuseum Stuttgart seine Umgebung in geometrisch kühler Form. Nachts hingegen offenbart der Bau hell erleuchtet einen weiteren, innenliegenden Würfel aus ockerfarbenem Jurakalk, der die Ausstellungsräume umschließt.

Spiegelungen auf der gläsernen Fassade des Kunstmuseums
Spiegelungen auf der gläsernen Fassade des Kunstmuseums © Matthias Pätzold

Das Kunstmuseum präsentiert Werke vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Als zusätzlicher Blickfang der Fassade dienen große rote und graue Buchstaben, die auf die Glasscheiben aufgeklebt werden und passende Texte zu den wechselnden Ausstellungen ergeben.

Den Grundstock der Sammlung des Museums legte der Graf Silvio della Valle di Casanova im Jahr 1924 mit der Schenkung seiner Privatsammlung Schwäbischer Impressionisten an die Stadt Stuttgart. Die entstandene „Galerie der Stadt Stuttgart“ fand ihren Platz nach der Zerstörung der Villa Berg im Zweiten Weltkrieg 1961 im Kunstgebäude am Schlossplatz. Diese Unterbringung konnte der Sammlung durch die beengten Räumlichkeiten jedoch kaum gerecht werden.
Der Neubau des im Jahr 2005 errichteten gläsernen Kubus befindet sich nur wenige Meter vom Kunstgebäude entfernt an Stelle des abgerissenen Kronprinzenpalais und wurde nach einem international ausgeschriebenen Wettbewerb vom Berliner Architekturbüro Hascher und Jehle entworfen.

Das Museum besteht jedoch nicht nur aus dem weithin sichtbaren Glaskasten. Der eigentliche Sammlungsbereich befindet sich in einem stillgelegten Tunnel unter der Erde. Durch die Einbindung dieser Verkehrsbrache eines ehemaligen Arms der B27 unter dem Kleinen Schlossplatz wurde die Ausstellungsfläche auf 5000 Quadratmeter erweitert. Unter der Erde wird nun die eigene Sammlung präsentiert, während im Glaskubus überwiegend Sonderausstellungen zu sehen sind.

Blick aus dem Kunstmuseum
Blick aus dem Kunstmuseum © JuergenG, CC BY-SA 3.0

Die Sammlung umfasst etwa 15000 Werke vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sie beginnt mit den Schwäbischen Impressionisten, konzentriert sich auf die Klassische Moderne und Kunst aus dem südwestdeutschen Raum.
Ein Höhepunkt des Museums ist die weltweit bedeutendste museale Sammlung mit Werken von Otto Dix, dem ein eigener Saal gewidmet wurde. Herzstück ist dabei das „Großstadt“-Triptychon aus den Jahren 1927/28.

Der Schwerpunkt der Klassischen Moderne wird unter anderem von Adolf Hölzel und dessen Schülern wie Willi Baumeister und Oskar Schlemmer vertreten. Abstrakte Malerei aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt das Museum beispielsweise mit Werken von Emil Schumacher, Georg Karl Pfahler und Walter Stöhrer. Neben konkreter Kunst und neuerer figurativer Malerei kommt auch die zeitgenössische Kunst mit Werken von Dieter Roth, Joseph Kosuth und Björn Melhus nicht zu kurz.

Das Kunstmuseum bei Nacht
Das Kunstmuseum bei Nacht © pjt56, CC BY-SA 3.0

Weitere klingende Namen des vielfältigen Bestandes der Sammlung des Kunstmuseums sind Fritz Winter, Dieter Krieg, Wolfgang Laib und Rebecca Horn, die ebenfalls mit wichtigen Werken vertreten sind.
Die Ausstellungsreihe „Frischezelle“ überlässt dreimal im Jahr einem jungen Künstler einen Raum, der so regelmäßig zu einem spannenden Experimentierfeld wird.

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