Dein Kulturreisejournal

Menorca: Naturpark und Kultstätten

Wertvolle Sümpfe, alte Steine

von Harald Kother

Im Norden der Insel befindet sich die S’Albufera des Grau – eine der bedeutendsten Feuchtgebiete im Mittelmeer. Die Süßwasserlagune ist durch einen schmalen Kanal mit dem Meer verbunden. Auf den wild bewachsenen Felsinseln in der Mitte nisten und rasten zahllose Vögel. Der Naturpark ist eine wichtige Zwischenstation für Zugvögel.

Neben zwitschernden und schnatternden Vögeln sind auch Schmetterlinge in allen Farbschattierungen präsent. Und im Wasser fühlen sich neben den vielen verschiedenen Fischen auch Wasserschlangen und Schildkröten wohl.

Typisch geschwungenes Viehgatter
Typisch geschwungenes Viehgatter © Harald Kother

Die S’Albufera des Grau vom Autoverkehr abgeschirmt, aber als Wandergebiet erschlossen. Über die sumpfigen Abschnitte führen Holzstege. Dann geht es wieder über felsigeres Gelände, bevor sich der Weg durch sandige Dünen schlängelt. Über den sumpfigen Gräsern erheben sich Pinien, direkt am Wasser stehen Schilf und andere Feuchtpflanzen. Die felsigen Hügel sind von dichtem Buschwerk überwuchert. Seit 1995 steht das Gebiet unter besonderem Schutz.

Naturpark S'Albufera des Grau
Der Naturpark S’Albufera des Grau © Matthias Pätzold

Prähistorische Talaiotkultur
Neben den Naturschönheiten entdeckt man überall auf der Insel auch prähistorische Spuren. Riesen, so scheint es, haben gigantische Felsklötze zu tischförmigen Skulpturen zusammengesetzt. Wie beim englischen Stonehenge rätseln die Forscher, wie die Menschen vor mehreren tausend Jahren diese Schwerstarbeit ohne technische Hilfsmittel überhaupt verrichten konnten. Auch die Bedeutung der Taula genannten Formationen liegt im prähistorischen Dunkel. Vermutlich dienten sie kultischen Zwecken, fest steht jedoch nur, dass die Taulas zwischen 1100 und 900 vor Christus errichtet worden sind.

Prähistorische Monumente
Monumente aus längst vergangener Zeit © Harald Kother

Ebenfalls aus dieser Epoche stammen die Talaiots. Das sind runde, etwa zehn Meter hohe, kegelstumpfförmige Türme mit einem Durchmesser von circa 20 Metern, die wahrscheinlich zur Verteidigung genutzt wurden und als Wachtürme dienten. Eine weitere Besonderheit Menorcas stellen die noch älteren Navetas dar. Diese schiffsförmigen Gebäude haben einen Grundriss, der an ein Hufeisen erinnert. Um 1500 vor Christus müssen die Inselbewohner sie als Wohngebäude benutzt haben. Erst später, gegen 1300 vor unserer Zeitrechnung, wurden aus den Navetas Begräbnisstätten.

Menorca: Sonderweg seit vielen Tausend Jahren
Die verschiedenen uralten Steinformationen prägen das Bild des Hinterlandes. Quasi überall begegnet man einer T-förmigen Taula, einem massiven Wachturm oder einer alten Begräbnisstätte. Vor allem die Navetas und die Taulas sind erstaunliche Besonderheiten Menorcas. Denn diese Zeugnisse der Megalithkultur sind einzigartig – man findet sie in dieser Form nirgendwo sonst. Diese prähistorischen und beeindruckenden Steine bezeugen auf mysteriöse Art und Weise, dass Menorca schon in grauer Vorzeit eigene Wege gegangen ist und eine ganz eigene Kultur hervorgebracht hat. Und genau diese traditionelle Andersartigkeit hat sich trotz – oder gerade wegen – der Einflüsse vieler historischer Großmächte bis heute gehalten und weiterentwickelt.

Wachturm an der Küste
Wachturm an der Küste © Matthias Pätzold

Unsere Literaturempfehlung:
MENORCA – Der Reiseführer von Robert Zsolnay
Menorca, zweitgrößte Insel im balearischen Archipel, präsentiert sich mit seinen mehr als 80 Stränden und dem 180 km langen Küstenrundwanderweg Camí de Cavalls wohltuend ruhig und unaufgeregt.
Fast die Hälfte der Inselfläche steht unter Naturschutz, der Großteil der menorquinischen Küste ist unverbaut und eignet sich hervorragend zum Baden, aber auch für ausgedehnte Wanderungen, Mountainbike-Touren und Ausritte. Die herrlichen Strände vor türkisem und smaragdgrünem Wasser fallen meist flach ins Meer ab und sind so ideal für Kinder.
In Tapas-Bars, Cafés und Restaurants sowie in den Gassen der drei charmanten Inselstädtchen Ciutadella, Maò und Alaior lässt sich das Leben genießen. Und wer genau hinsieht, wird überall die typisch spanische Leichtigkeit und Lebensfreude bemerken – die »alegría«.
Auf 18 Wanderungen, Radtouren und Stadtspaziergängen macht der Reiseführer in einem Extrakapitel den Zauber Menorcas für aktive Reisende erlebbar.