Wandern entlang römischer Grenzen in England
von Meike Stegkemper
Nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England endete früher das Römische Reich. Um sich vor feindlichen Angriffen zu schützen, errichteten die Römer eine Befestigungsanlage: den Hadrian’s Wall. Die Befestigungsanlagen stehen zum Teil noch heute. Ein Fernwanderweg führt an ihnen entlang.
Auf Befehl des römischen Kaisers Hadrian wurde um 122 n. Chr. eine 120 Kilometer lange Befestigungsanlage von der Westküste zur Ostküste Britanniens errichtet.
14 römische Unterstützungslager entlang des Walls vervollständigten das von Hadrian konzipierte Grenzbefestigungssystem, das mit doppelten Mauern, 80 Toren jeweils im Abstand von einer römischen Meile und 320 Wachtürmen ausgestattet war. Hadrians Konzept der Grenzsicherung beinhaltete, die Grenzen mittels natürlichen Barrieren wie Flüssen und Gebirgszügen zu etablieren, und die Lücken mit künstlichen Wällen zu füllen. Der Hadrian’s Wall entstand im Zuge der Umsetzung seines Konzepts.
Der Wall verlief Nahe der schottischen Grenze von Maia (heute: Bowness-on-Solway) vorbei an Luguvalium (heute: Carlisle), Corstopitum (heute: Corbridge) und Pons Aelius (heute: Newcastle) bis nach Segedunum (heute: Wallsend).
Während ihrer Herrschaft gelang es den Römern nie, ganz Britannien zu erobern. Die wilden Stämme des Nordens leisteten permanent Widerstand und bekämpften die Versuche der Romanisierung. Hadrians Nachfolger, Antonius Pius, verlegte die Grenze weg vom gerade erst fertig gestellten Hadrian’s Wall und errichtete 160 Kilometer weiter nördlich im Jahr 142 n. Chr. eine neue Grenzanlage, den Antoniuswall. Da die Versuche einer Beherrschung der nördlichen Stämme weiterhin ergebnislos verliefen, ordnete Marcus Aurelius 162 n. Chr. an, den Antoniuswall wieder aufzugeben. In diesem Zusammenhang wurde der südlicher gelegenen Hadrian’s Wall 164 n. Chr. nach vorherigen Reparaturmaßnahmen wieder in Betrieb genommen.
Septimius Severs führte im frühen dritten Jahrhundert eine verlustreiche Schlacht gegen die Stämme nördlich des Walls. Am Hadrian’s Wall, zu diesem Zeitpunkt endgültig nördlichste Grenze Britanniens, wurden verschiedene Reparaturarbeiten durchgeführt. Es wurden Wachtürme abgerissen, um mit dem Material die zerstörte Mauer zu reparieren.
Das Ende der Wallanlagen ging mit der Usurpation durch Magnus Maximus Ende des 4. Jahrhunderts einher. Sein Gallienfeldzug führte dazu, dass die Hadrian’s Wall aufgegeben werden musste und ein einheitliches Grenzsystem nicht mehr existierte. Dennoch waren die 4-5 Meter hohen und 2,5-3 Meter dicken Mauern bis ins 16. Jahrhundert von immenser strategischer Bedeutung.
Der Wanderweg Hadrian’s Wall Path/ National Trail führt entlang bedeutsamer archäologischer Stätten durch eindrucksvolle Landschaften Nordenglands, nahe der schottischen Grenze. Auf 135 Kilometern können die Geschichte der römischen Besetzung und ihre Auswirkungen kennen gelernt werden.
Der Hadrian’s Wall wurde 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
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