Internationale Musiker erobern unbewohntes Eiland
von Friederike Reth
Tatihou, eine kleine Insel vor der Küste der Normandie, deren Einwohnerzahl geringer ist als die Anzahl der Sehenswürdigkeiten: Ein Meeresmuseum, ein Turm des Festungsbaumeisters Vauban, der als Unesco Kulturerbe gilt. Ein Restaurant, eine Herberge. Keine Einwohner.
Bekannt ist die Insel vor allem für ihr Vogelschutzgebiet. Über 150 Vogelarten können hier täglich von bis zu 500 Besuchern erspäht und erhört werden. 500 Besucher ist das Tagesmaximum, um den Vögeln genug Schutz und Freiraum zu geben. Doch einmal im Jahr übertönt Musik das Tirilieren der gefiederten Bewohner, wird die Besucherzahl ausnahmsweise um einiges überschritten.
Jedes Jahr im August lockt das Festival „Traversées Tatihou“ zahlreiche Bands und Musikliebhaber auf die 28 Hektar große Insel. Den Auftakt bildet ein Dorffest mit Konzerten auf einer Bühne am Hafen des beschaulichen Küstenstädtchens St. Vaast la Hougue. Dorfbewohner feiern hier gemeinsam mit den in Scharen angereisten Touristen. Die zumeist wenig bekannten Musiker des Festivals verbindet genau eins: Sie kommen allesamt aus einer Küstenregion. Ob diese in Süditalien, Brasilien oder Irland liegt, spielt keine Rolle.
Doch nicht nur die Auswahl der Bands ist außergewöhnlich. Auch der Anfahrtsweg. Alle Konzerte werden zeitlich so gelegt, dass die Besucher bei Ebbe vom Festland zu der Bühne auf der Insel laufen können und nach dem Konzert wieder zurück. 30 Minuten dauert der Fußmarsch, und nur wenige nutzen die Alternative: ein Amphibienfahrzeug, welches sich sowohl im Wasser als auch im Watt fortbewegt. Etwa 1200 Musikliebhaber, darunter viele Familien mit Kindern, wählen den Weg zu Fuß jedes Jahr, um die gelungene Kombination aus außergewöhnlichem Ambiente und dazu passend ausgewählter Musik zu genießen.
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Gotische Kathedralen und verträumte Schlösser, prächtige Apfelbaumwiesen und dazu ein schier endloser Küstenstreifen mit steil aufragenden Kreideklippen und charmanten Badeorten – Frankreichs Norden hat alles im Programm, von der Kulturreise bis zum Badeurlaub. High-End-Sehenswürdigkeit ist der Mont Saint-Michel, Pilgerziel, Touristenmagnet und UNESCO-Welterbe in einem.
Wer zum Schlemmen kommt, erfreut sich an den berühmten drei C: Cidre, Camembert und Calvados. Und wer die unabdingbaren Folgen seiner kulinarischen Streifzüge etwas abmildern will, begibt sich zwischendurch einfach auf Wanderschaft: Mehr als 3.000 Kilometer markierte Wege erschließen die Region, die sich vor ihren mediterranen Schwestern im Süden Frankreichs wahrlich nicht verstecken muss.
Das Reisehandbuch enthält selbstverständlich einen eigenen Wanderteil mit 14 Wanderungen, jeweils mit einer Karte.