Dein Kulturreisejournal

Entdeckungen in Maastricht

Unterirdische Geheimnisse


Ein Berg voll unterirdischer Gänge, geheimnisvollem Gestein und geschichtsträchtiger Verstecke – es gibt viel zu entdecken in den Grotten von Maastricht.

Nahe der Maastrichter Innenstadt befindet sich der St. Pietersberg. Dieser Hügel wurde seit dem 16. Jahrhundert in großem Umfang ausgehöhlt, weil er aus kostbarem Mergelgestein besteht, das u.a. für den Bau des Kölner Doms eingesetzt wurde. Zurückgeblieben ist ein Grottensystem, das aus rund 20.000 Gängen mit einer Gesamtlänge von 180 Kilometern besteht.

Ofen in den Grotten im St. Pietersberg
Ofen in den Grotten im St. Pietersberg © Anrie, CC BY-SA 3.0

Mit dem Abbau des weichen Kalksteins zur Baustoffgewinnung begannen wahrscheinlich schon die Römer, gesichert ist die Mergelgewinnung jedoch für das Mittelalter. Bis zum Jahr 1900 wurden noch Blöcke aus dem Gestein gesägt und schließlich auch im Tagebau abgebaut. Auf dem Berg selbst finden sich seltene Kalkgrasböden und Böschungswälder neben seltenen Pflanzen wie beispielsweise Orchideen.

Die seit 1974 unter Schutz stehenden Grotten bieten über die Jahrhunderte hinweg einen reichhaltigen Fundus an Geschichten und Anekdoten, die sie in Form von Wandmalereien vielerorts preisgeben. Im schummrigen Licht von Gaslaternen und Taschenlampen erzählt ein Führer weitere Geschichten: Zum Beispiel, dass Napoleon die Grotten mit seiner Anwesenheit beehrt hat. Dass während des Zweiten Weltkriegs Kunstschätze wie Rembrandts Nachtwache hier in einem eigens dafür gebauten Tresorraum aufbewahrt wurden. Und dass nicht weniger als 15 Fledermausarten die beständig neun bis zehn Grad warmen Grotten als Winterbehausung schätzen.

Das weit verzweigte Labyrinth diente während der Belagerungen Maastrichts auch als unterirdisches Versteck für Bauern und ihr Vieh. Auch heute noch sind Futtertröge aus dieser Zeit zu sehen. Ab 1943 wurden im Zuge eines Evakuierungsplans außerdem eine Bäckerei, eine protestantische und drei katholische Kapellen, Wasserpumpen, elektrische Leitungen, Beleuchtung, eine Lautsprecheranlage, eine Sanitätswache und sogar Beschilderung in den Grotten angelegt. Dieser versteckte Zufluchtsort bot Platz für 47 000 Menschen und wurde während der Befreiung 1944 von einigen Tausend Maastrichtern für 10 Tage genutzt.

Wandmalereien in den Gängen
Wandmalereien in den Gängen © NRijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0

Ab 1900 wurden in Teilen der Grotten Kunstwerke von Künstlern wie Van de Veur, Simays oder auch Sondeijker ausgestellt. Seit den 40er Jahren kamen noch Werke von Harrie, Koene, Frans Eerens und Pierre Nieste sowie Reliefarbeiten von Walter Rousseau hinzu. 

So sind die Grotten im St. Pietersberg heute ein kulturhistorisches Denkmal, in dem sich die spannenden und vielfältigen Ereignisse seiner Vergangenheit widerspiegeln und sie zu einer Stätte zahlreicher unterirdischer Geheimnisse werden lassen.

Aktuelle Kulturreisen in die Niederlande:
Museen in Amsterdam

Unsere Literaturempfehlung:
NIEDERLANDE – Der Reiseführer von Dirk Sievers
Wasser ist das dominierende Element: Meer, Flüsse und unzählige Kanäle prägen den kleinen westlichen Nachbarn Deutschlands und entsprechend groß ist das Angebot für die vielen Bade- und Wassersportfreunde, die Jahr für Jahr hier ihren Urlaub verbringen.
Insbesondere für Familien mit Kindern präsentiert sich das Land als wahres Ferienparadies und als echte Alternative zum Trip in südliche Gefilde. Doch auch wer andere Interessen hat, kann eine Menge entdecken: Städte mit prachtvollen Patrizierhäusern, historischen Märkten und oft bedeutenden Museen, aber auch trubelige Geschäftigkeit in multikulturellen Boomtowns wie Amsterdam und Rotterdam.
Der individuelle Reiseführer widmet sich allen zwölf Provinzen des Landes in einem eigenen Kapitel und bietet dabei den gewohnten Standard des Verlages: viele reisepraktische Informationen inklusive Übernachtungs- und Restauranttipps, interessante Hintergrundgeschichten und natürlich detaillierte Orts- und Landschaftsbeschreibungen.