Dein Kulturreisejournal

Die Albertina in Wien

Habsburgisches Prachtpalais mit bedeutenden Kunstsammlungen

von Anika Batschi

Majestätisch thront das klassizistische Palais auf der Augustinerbastei im Zentrum Wiens. Die restaurierten Fassaden des Gebäudes erinnern an die große Bedeutung seiner früheren habsburgischen Bewohner. Im Inneren offenbaren sich die Schätze des heutigen Museums: Prunkräume, berühmte Kunstwerke und eine der größten grafischen Sammlungen der Welt.

Eingang der Albertina
Eingang der Albertina mit Flugdach © Wikimedia / Harald Eisenberger, CC BY 3.0

Im Jahr 1776 begründete Herzog Albert von Sachsen-Teschen die Sammlung, ein Schwiegersohn Kaiserin Maria Theresias und Namensgeber der Albertina. Seine Nachfolger führten die systematische Zusammenstellung von Grafiken gewissenhaft fort und erweiterten die Bestände beträchtlich. Heute umfasst die Sammlung etwa 50.000 Zeichnungen und Aquarelle sowie über 900.000 druckgrafische Blätter und Skizzenbücher. Die Werke repräsentieren die Kunstentwicklung in Europa von der Spätgotik bis zur Gegenwart und machen die verschiedenen Stilrichtungen und Einflüsse nachvollziehbar.

Von Monet bis Picasso
Wechselnde Sonderausstellungen des Museums zeigen immer wieder Teile der Bestände. Darunter finden sich berühmte Blätter wie Albrecht Dürers „Feldhase“ von 1502 und seine viel reproduzierten „Betenden Hände“ sowie Kunstwerke von da Vinci, Michelangelo, van Gogh, Rubens und Cézanne. Seit 2007 ist die Dauerausstellung „Monet bis Picasso: Die Sammlung Batliner“ in der Albertina zu sehen. Die unbeschränkte Leihgabe des Kunstsammler-Ehepaars Rita und Herbert Batliner gilt als eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Moderne. Das Angebot wurde so um Gemälde des französischen Impressionismus, des deutschen Expressionismus und Werke zeitgenössischer Künstler erweitert.

Albrecht Dürers "Feldhase"
Albrecht Dürers „Feldhase“ (1502) © Wikimedia / Albertina

Zusätzlich verfügt das Museum über zwei Spezialsammlungen. Die Architekturabteilung umfasst rund 50.000 Bauzeichnungen, Pläne und Modelle, die unter anderem über Architektennachlässe und das Hofbauamt der Monarchie in die Albertina gelangten. Um die 100.000 Objekte gehören zur Fotoabteilung. Neben Fotografien ab den 1850er Jahren beinhaltet diese Sammlung auch zahlreiche Bücher, Kameras und fotografisches Zubehör. Die Bestände werden ebenfalls regelmäßig in Ausstellungen präsentiert.

Prunkräume im Empire-Stil
Das Gebäude wurde um 1745 als Palais für den Grafen Emanuel Silva-Tarouca errichtet, der Hofbaumeister in Wien und ein enger Berater Maria Theresias war. Ab den 1790er Jahren bewohnten Erzherzogin Marie Christine, eine Tochter der Kaiserin, und ihr Gatte Herzog Albert das Anwesen. Dieser ließ von seinem belgischen Hofarchitekten Louis Montoyer einen Prunkraumtrakt anbauen, der eine prachtvolle Einrichtung im Louis-seize-Stil erhielt.

Das Palais im Jahr 1816
Das Palais im Jahr 1816 von Jakob Alt © Albertina, CC BY-SA 4.0

Nach dem Tod Herzog Alberts 1822 ordnete sein Adoptivsohn und Nachfolger Erzherzog Carl eine Neugestaltung der Räume an. Der Wiener Möbelfabrikant Joseph Danhauser stattete daraufhin diesen Bereich des Anwesens mit edlen Möbeln im klassizistischen Empire-Stil aus. Durch das Ende der Habsburger Monarchie ist das Palais ebenso wie die darin verwahrten Kunstobjekte seit 1919 in Besitz der Republik Österreich. Gebäude und Sammlung tragen in Gedenken an den Gründer Herzog Albert seit 1921 amtlich den Namen Albertina. Im zweiten Weltkrieg trug das Anwesen verheerende Schäden durch Bombenangriffe davon und wurde nur teilweise wieder aufgebaut.

Der Musensaal
Prunkräume: Der Musensaal © Wikimedia / Thomas Ledl, CC BY-SA 4.0

Zwischen 2000 und 2003 fand unter dem amtierenden Direktor Klaus Albrecht Schröder erstmals eine Generalsanierung statt. Sowohl die Außenfassaden als auch die Prunkräume im Inneren wurden restauriert. Besucher können heute 21 teilweise wieder mit Originalmöbeln ausgestattete Gemächer besichtigen, die vom Rokokozimmer bis zum Spanischen Appartement reichen und an die verschiedenen früheren Bewohner erinnern.

Schwebendes Dach
Die Ausstellungsflächen belaufen sich seit dem Umbau auf ungefähr 5.000 Quadratmeter. Im Zuge der Sanierung wurde auch der Eingangsbereich der Albertina neu gestaltet. Seit der Wiedereröffnung 2003 ragt neben dem Reiterdenkmal von Erzherzog Albrecht, dem vorletzten Bewohner des Palais, ein 64 Meter langes Flugdach über die Basteimauer. Der österreichische Architekt Hans Hollein entwarf diese umstrittene Stahlkonstruktion, die nach den Bauunternehmern und Sponsoren Erwin und Hanno Soravia auch als „Soravia Wing“ bezeichnet wird. Das neue Wahrzeichen über dem Eingang sorgte bereits vor der Eröffnung für Diskussionen, da es sich optisch deutlich von den historischen Mauern der Albertina abhebt.

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„Musentempel wie das Burgtheater oder prachtvolle Paläste wie die Hofburg oder Schloss Schönbrunn ziehen das ganze Jahr über scharenweise Touristen aus aller Welt an – Wien hat immer Saison! Dabei sind es nicht nur baulichen Zeugnisse der Vergangenheit, die Wien zu einem Glanzpunkt auf der Karte des europäischen Städtetourismus machen. Seit den 80er Jahren beleben Szenekneipen und Designerrestaurants das gastronomische Angebot der legendären Kaffeehäuser und Heurigen. Neuerdings profiliert sich die Stadt sogar als Aktionsfeld innovativer Architekten und Designer.“