Kunst als Teil der Architektur
von Julia Marhenke
Ein die Farbe wechselndes Lichtgebilde, das in sich verdreht scheinbar schwerelos über einigen Bäumen schwebt. Drumherum Glas, das die Szenerie begrenzt. Wer sich nach Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen um den Frankfurter Flughafen aufhält, der sollte sich über diesen Anblick nicht wundern.
Denn dort befindet sich das Lufthansa Aviation Center. In der Nähe des alltäglichen Flughafenbetriebes und des damit einhergehenden Lärmpegels offenbart sich in diesem eine Oase der Ruhe – und Kunst, die mit der Architektur des Gebäudes verschmilzt.
Die Lichtinstallation von Cerith Wyn Evans ist nur ein kleiner Teil davon. Von außen sichtbar stellt sie ein Verbindungselement zwischen Innerem und Äußeren dar und symbolisiert zugleich die Flugverbindungen der Lufthansa.
Kunst als Teil der Architektur
Kunst und Architektur miteinander zu vereinen war das Ziel, um so eine angenehme, ruhige Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die zugleich Anstöße zum Nachdenken und Inspiration vermittelt. Daher entschloss sich die Lufthansa schon während des Planungsphase dazu, ausgewählten Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich in das Gebäude einzubringen.
Ein gelungenes Projekt. Um die Säulen im Eingangsbereich winden sich hoch oben ganze Schriftzüge wie zum Beispiel „two ideas two actions“. Designed von Liam Gillick fügen sie sich harmonisch in die Struktur des Gebäudes ein. Ob mit den silbernen Buchstaben allerdings Unternehmensziele dargestellt werden sollen oder sie nur einen Denkanstoß an den willigen Leser geben, bleibt offen.
Von Linien und Türen
Im Gebäude selbst fallen zuerst die silbernen Linien auf, die in den Boden eingebracht sind. Was aus der Nähe betrachtet wie ein nettes, aber willkürliches Muster wirkt, stellt sich aus der Distanz betrachtet als Sinuskurve heraus.
Läuft man weiter durch das Gebäude, landet man früher oder später an einer der vielen gläsernen Türen. Hübsch anzuschauen, aber nichts besonderes. Wäre da nicht die Tür in der Tür in der Tür. Oder die Kette zwischen den beiden Türen dort vorn. Oder die Tür mit den zwei Griffen hier. Optisch an die restlichen Türen angepasst, spielen Elmgreen und Dragset mit der Ordnungs- und Strukturliebe der Lufthansa. Ihre funktionslosen Türen haben schon fast komödiantischen Wert. Man fragt sich, welcher Mitarbeiter oder Besucher auf diesen Scherz schon reingefallen sein mag und irrsinnigerweise an einer von ihnen rüttelte.
Hat man aber eine richtige Tür gefunden, wird man schon bald mit dem Blick auf den Pagodenturm belohnt. Dieses preisgekrönte Werk besteht gänzlich aus Aluminium und ragt 16 Meter in die Höhe. Ein Anblick, den man inmitten des Verwaltungskomplexes nicht unbedingt erwartet.
Fotos nicht für Jedermann
Dass sich die Kunst hier in erster Linie an die Mitarbeiter des Centers richtet, zeigt sich aber vor allem in der Kantine. Auf einer 40 Meter langen Fotowand ist hier die Nachbildung eines Waldes abgedruckt. Bei der ersten Betrachtung scheint es sich um gewöhnliche Bäume zu handeln. Erst wenn man näher darauf achtet oder wie die Mitarbeiter hier täglich an der Fotowand vorbeikommt, merkt man, dass etwas an der Abbildung nicht stimmt. Denn tatsächlich stellt sie nur künstlich erschaffene Papierbäume dar.
Weitere Fotos zeigen sich in der Vorstandsetage. Beat Streuli porträtiert Menschenströme in den Metropolen der Welt und stellt die Momentaufnahme der Individuen der Globalisierung gegenüber.
Führungen sind rar gesät
Sich diese Kunstwerke anzusehen, wird einem allerdings nicht leicht gemacht, da sie in erster Linie tatsächlich nur für die Mitarbeiter und deren Besucher gedacht sind. Einmal jährlich zu „Kunst privat – Hessische Unternehmen zeigen ihre Kunstsammlungen“ öffnet das Lufthansa Aviation Center aber die Tore und bietet Führungen an.
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