Dein Kulturreisejournal

Antwerpen: Museum aan de Strom

Ausstellungen auf sieben Ebenen

von Julia Marhenke

Ein offen stehendes Hochhaus aus leuchtend rotem, handbearbeiteten Stein. Fugenlos verleimt, sodass es wirkt als sei es aus einem Stück gefertigt. Gewölbte, sechs Meter hohe Glasflächen. Tausende silbrig glänzende Hände auf der Fassade. So präsentiert sich das Museum Aan de Stroom, kurz MAS, dem Besucher.

Museum aan de Strom
Das MAS © Matthias Pätzold

Ein Platz als Kunstwerk
Schon der Weg über den Platz ist ein Höhepunkt. Immerhin wandelt man auf einem Kunstwerk, denn Luc Tuymans hat hier das Bild „Dead Scull“ als Mosaik umgesetzt. Elf natürliche Steinsorten nutzte er, um das gleichnamige Gemälde aus dem Jahr 2002 detailgenau im Großformat wiederzugeben.

Will man ins Museum, kommt man an diesem Kunstwerk fast nicht vorbei, denn es befindet sich auf der der Stadt zugewandten Seite. Auf den anderen Seiten ist das MAS von Wasser umgeben. Nicht umsonst trägt es seinen Namen, liegt es doch direkt an der Schelde. Und trotz seiner Neuheit gliedert das erst 2011 eröffnete Museum sich in die Umgebung ein.

Denn aufgebaut ist es wie ein Lagerhaus mit aufeinander gestapelten Containern. Diese sind jeweils um 90 Grad gedreht, sodass ein Spiralturm entsteht. Durch die vielen Glasflächen kann man daher schon beim Aufstieg den Ausblick über Antwerpen genießen. Vom Dach aus hat man dann einen ungestörten Panoramablick auf die Stadt und auf das Kunstwerk auf dem Platz.

Eingang zum MAS
Der Eingang zum MAS © Matthias Pätzold

Medaillons als Hommage an die Kunst
Im Innern hingegen bleibt der Blick an etwas ganz anderem hängen. Ein bisschen sieht es aus wie eine zu groß geratene Münze: ein Medaillon.

In der Mitte sieht man die schematische Darstellung einer idealen, befestigten Stadt wie man sie auf mittelalterlichten Zeichnungen findet. Allerdings zeigen mehrere Pfeile nach außen und mögen so einerseits Offenheit symbolisieren, andererseits aber auch direkt auf den Satz verweisen, der um das Medaillon läuft.

Übersetzt heißt dieser soviel wie: „Wo Wasser wacht und was dort wertvoll war, wurde später aufbewahrt als“. Durch seine besondere Struktur kann er mit jedem Wort beginnen und so als Endlosgedicht gelesen werden, das als Hommage an die Stadt und das Kulturerbe gedacht ist. Eingelassen in den Boden, aber auch in die Decke kann man hier rund 3000 der Medaillons finden.

Vier Dauerpräsentationen
Die Wörter „Wasser“, „bewahren“ und „wertvoll“ auf dem Text des Medaillons verweisen auf Antwerpen als eine der wichtigsten Hafenstädte Europas und auf das Museum, das die Kulturgeschichte bewahrt. Auch in den Dauerausstellungen zeigt sich diese Verbundenheit. Die Bereiche „Weltstadt“ und „Welthafen“ beschäftigen sich jeweils mit Antwerpen beziehungsweise mit der Entwicklung von Antwerpens Hafen.

Fast eine halbe Million Objekte nennt das Museum sein Eigen. Auf insgesamt fünf Ebenen präsentiert es daher Dauerausstellungen auch zu weiteren Themen. Im Bereich „Machtdemonstration“ zeigt das MAS Statussymbole verschiedener Kulturen und Zeiten. Und der zwei Ebenen umfassende Teil „Leben und Tod“ beleuchtet zum einen die unterschiedlichen Facetten dieser Thematik und gibt zum anderen Einblicke in Schamanenkulte.

Antwerpener Hafen
Der Antwerpener Hafen wird auf vielfältige Weise präsentiert © Matthias Pätzold

Dabei sind die einzelnen Ausstellungen nicht klar voneinander getrennt, sondern auf vielfältige Weise miteinander verknüpft, denn das MAS will ein Erlebnismuseum sein. Sehen, hören, riechen, fühlen – für viele Sinne wird etwas geboten. So gibt es beispielsweise für jede Ausstellungsebene einen speziellen Klangkörper, der im Eingangsbereich zu hören ist oder auch Geruchskästen beim Thema „Welthafen“.

Schaudepot des MAS
Blick ins Schaudepot des MAS © Matthias Pätzold

Blick hinter die Kulisse
Und während die meisten Museen ihre sich nicht in der Dauerpräsentation befindenden Objekte oft über lange Zeit verstecken, bietet das MAS einen Blick hinter die Kulissen. Auf einer eigenen Ebene können Besucher das Schaudepot entdecken. Im unzugänglichen Teil muss die Ansicht durch die Glaswand reichen, hinter der sich Regalreihen mit etikettierten Kunstwerken befinden. Im zugänglichen Teil hingegen stellt das Museum dar, wie seine Sammlungen zustande kamen.
Auf einer weiteren Ebene finden zudem wechselnde Sonderausstellungen statt.

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