Dein Kulturreisejournal

Universitäts- und Kulturstadt Erfurt

Bedeutende Wirkungsstätte Martin Luthers

von Kora Thomas

In der Mitte Deutschlands und mitten in Thüringen liegt die erstmals 742 urkundlich erwähnte, als Bistum gegründete Stadt Erfurt. Obwohl sie als heutige Landeshauptstadt Thüringens fungiert, strahlt Erfurt ein hohes Maß an Ruhe und Gelassenheit aus und hat jede Menge kulturelle und bauarchitektonische Schätze zu bieten.

Ein besonderer Charme geht vom beeindruckenden Ensemble der Severikirche und des Doms auf dem Domplatz aus. Die spitzen Türme dieser beiden Gotteshäuser bestimmen das Stadtbild entscheidend und machen neugierig auf das, was Besucher erwartet.
Der spätgotische Dom verfügt mit seiner „Gloriosa“ über die größte freischwebende und mittelalterliche Glocke Europas. Nur noch zu seltenen Anlässen und an bestimmten Feiertagen erklingt sie. Doch dann gilt stets: „Wenn die Gloriosa spricht, haben alle anderen Glocken zu schweigen“. Eine gewaltige Domtreppe mit 70 Stufen führt zu den beiden Gotteshäusern hinauf auf den Domberg. Direkt daneben befindet sich eine weitere Erhebung: der Petersberg. Hier steht eine der besterhaltensten Stadtfestungen Europas. Hoch oben auf dieser Zitadelle erhält man einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt.

Erfurter Dom und Severikirche
Erfurter Dom und Severikirche © MatthiasKabel, CC BY-SA 3.0

Ein Mix verschiedener Stilepochen
Der mittelalterliche Kern Erfurts, unterhalb der drei ehrwürdigen Bauwerke, präsentiert sich mit zahlreichen Fachwerk- und Bürgerhäusern. Das prächtige neugotische Rathausgebäude verfügt über einen imposanten Festsaal. Es wird auf dem Fischmarkt von zahlreichen Renaissance-Häusern umgeben. In einem dieser Häuser, dem „Haus zum Roten Ochsen“, verbirgt sich die heutige Kunsthalle. Hinter der künstlerisch gestalteten Außenfassade präsentiert sie sich mit einem sehr modernen Galeriebau.
Das wohl bemerkenswerteste Bauwerk und zugleich Wahrzeichen der Stadt, ist die alte Krämerbrücke. 1117 erstmals erwähnt, stellt sie nördlich der Alpen ein herausragendes Beispiel für eine Brücke mit beidseitiger Bebauung dar. Auf einer Länge von 120 Metern hat sie die Last von 32 Häusern zu tragen und ist für Fußgänger begehbar. Kleine Geschäfte und Galerien laden zum Schlendern und Stöbern ein und einige alte Werkstätten zeugen davon, dass die Krämerbrücke in früheren Zeiten einer der wichtigsten Handelsorte Erfurts war.

Krämerbrücke Erfurt
Krämerbrücke Erfurt © Andreas Röver / CC BY-SA 3.0

Luther in Erfurt
Erfurt hat jedoch nicht nur bau- und kulturgeschichtliche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Als dritte, 1392 gegründete Universität Deutschlands stellt Erfurt eine der bedeutsamsten Bildungsstätten des Landes dar, die besondere Bekanntheit durch ihre beiden berühmten Studenten Johannes Gutenberg und Martin Luther erlangte.

Kirche des Augustinerklosters Erfurt
Kirche des Augustinerklosters Erfurt, in dem Martin Luther von
1505 bis 1512 als Mönch lebte © Lukas Götz / CC BY-SA 3.0

Von 1501 bis 1505 studierte Luther an der Erfurter Universität und schloss dort mit dem Magister der philosophischen Fakultät seine akademische Grundausbildung ab. Während seines Studium engagierte er sich im nahe der Universität gelegenen Augustinerkloster, wo er sich schließlich nach Beendigung des Studiums dazu entscheidet, in den Jahren 1505 bis 1512 als Mönch zu leben. Ausgesprochen fromm und selbstdiszipliniert verfolgt er die Regeln des Klosters. Immer mit dem Ziel vor Augen, Gott zu gefallen.
Heute nimmt man an, dass eine Gewitternacht bei Erfurt Luthers Leben nachhaltig veränderte und er hier bereits erste Gedanken zur Reformation entwickelte, indem er begann, den Ablasshandel der Kirche grundsätzlich zu hinterfragen. An der Universität lehrte er von jetzt an als Priester und Doktor der Theologie.

Erfurt ist heute eine Landeshauptstadt mit Flair, imposanten Bauwerken und gleichzeitig ein wichtiger Ort und Bestandteil auf dem Lebensweg Martin Luthers.

In den Nebengebäuden des Augustinerklosters befinden sich übrigens Gästezimmer, in denen man „historisch“ übernachten kann.
Mehr Informationen unter www.augustinerkloster.de

Aktuelle Kulturreisen auf den Spuren Martin Luthers:
Martin Luther – auf den Spuren des Reformators
Luther | Bauhaus | Gartenreich

Unsere Literaturempfehlung:
THÜRINGEN – Der Reiseführer von Heidi Schmitt
Das »grüne Herz« Deutschlands wird Thüringen oft genannt. Zwischen Harz und Thüringer Wald, zwischen Werra und Saale bildet herrliche Natur den grünen Rahmen für Burgen, Schlösser und herausgeputzte Städte. Die Wartburg sowie die Mittelaltermetropolen Erfurt und Mühlhausen ziehen Kulturinteressierte ebenso in ihren Bann wie das von der UNESCO gelabelte »klassische« Weimar.
Hier finden sich die Spuren von Geistesgrößen wie Luther und Bach, Goethe und Schiller. Zu bestaunen gibt es außerdem Superlative wie das 123 Meter lange Panoramagemälde zum Bauernkrieg in Bad Frankenhausen oder die »Gloriosa«, die größte frei schwingende Mittelalterglocke im Dom zu Erfurt.
Die Autorin Heidi Schmitt weiß aber auch, wo Aktive die schönsten Reviere finden zum Wandern, Radeln, Paddeln oder Klettern. Und sie nimmt die Leser mit zur Übernachtung ins schwimmende Dorf, zum Baden mit Walgesängen oder zum Skiflug für jedermann.