Dein Kulturreisejournal

Scheiterhaufen in Spanien

Das Hexenmuseum von Zugarramurdi


Im Nordwesten Navarras, an der Grenze zu Frankreich, liegt ca. 80 km von Pamplona entfernt im Norden des Baztán-Tals der kleine Ort Zugarramurdi. Dort war Anfang des 17. Jahrhunderts von der Spanischen Inquisition das letzte Urteil des Glaubensgerichts öffentlich vollzogen worden. Seit einigen Jahren verfügt Zugarramurdi über ein Hexen-Museum, das die Geschehnisse historisch aufarbeitet, die damals zur Verurteilung von 40 Männern, Frauen und Kindern führten.

Ablehnung, Stigmatisierung und Furcht vor dem Unbekannten waren historisch gesehen die Ursachen einer „Hexenjagd“, die in Zugarramurdi den Tod von sechs Personen auf dem Scheiterhaufen bewirkt hatten.

Hexenmuseum von Zugarramurdi
Eingang zum Museum © Don-vip, CC BY-SA 4.0

Das Museum ist in einem großen, dreigeschossigen Haus untergebracht, in dem auch die lokale Oficina de Turismo ihren Sitz hat. Es thematisiert nicht nur die damaligen Ereignisse, sondern präsentiert auch anhand von audiovisuellen Projektionen, szenisch aufbereiteten Räumen, Exponaten und Bildern aus der Zeit die Weisheit und Naturverbundenheit der vermeintlichen „Ketzer“. Ein Dokumentarfilm beschreibt die allen Kulturen gemeine Suche nach Erkenntnis, die Beziehung der Menschen zur Erde, zum Himmel und zu den Sternen und die damit verbundene Entstehung von Mythen. In den Pyrenäen von Navarra ist „Eguzki“ – die Sonne – die Königin des Lichts; „Ama Lur“ ist die Mutter Erde und „Ilargi“ – der Mond – die Herrin der Nacht.

Höhle von Zugarramurdi
Die „Hexen-Höhlen“ bei Zugarramurdi © JMSE, CC BY-SA 3.0

Besondere Bedeutung innerhalb des Museumskonzepts wird der „Hausherrin“ zuteil, die auch Hüterin des Volkswissens, Hebamme und Kräuterfrau war. Sie kannte die Naturheilmittel gegen Verbrennungen, Warzen und Infektionen. Ein Inquisitor beschrieb die Gegend als „Land der Äpfel, wo die Frauen wie Eva im Paradies Äpfel äßen.“ Diese Sichtweise führte zu dem Schluss, dass das weibliche Wissen weit davon entfernt war, tugendsam zu sein, sondern Stigma und Verdammung bedeutete. Der Museumsbesuch endet mit einem Film über die Höhlen von Zugarramurdi, wo sich die Hexen zum Tanz getroffen haben sollen. Man sollte sich das Naturschauspiel des reizvollen, 8 km langen begehbaren Höhlenkomplexes voller Stalaktiten und Stalagmiten nicht entgehen lassen.

Unsere Literaturempfehlung:
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