Dein Kulturreisejournal

Paris: Musée d’Orsay

Kunst im ehemaligen Bahnhof

von Julia Marhenke

Ein altes Bahnhofsgebäude direkt an der Seine. Doch statt Zügen verkehren hier Kunstinteressierte und statt um Koffer manövriert man hier um Skulpturen und andere Kunstwerke. Das ist das Musée d’Orsay in Paris.

"Eisbär" von Francois Pompon
„Eisbär“ von Francois Pompon © Wikifrosch, CC BY-SA 3.0

Hoch erhobenen Hauptes steht der Eisbär da. Über 1,60 Meter groß, sodass man ihm nahezu in Augenhöhe gegenübersteht. Es gibt kaum Details, die Formen sind rundlich, plastisch, schlicht. Francois Pompon hat die Skulptur „Eisbär“ zwischen 1923 und 1933 aus Stein gehauen, die heute im Musée d’Orsay gezeigt wird.

Früher Züge, heute Kunst
Dass das Museum ursprünglich ein Bahnhof war, ist noch immer zu sehen. Eine lang gestreckte Halle, ein abgerundetes Dach, viel Licht. 1900 wurde der Bahnhof fertiggestellt, seine Metallstrukturen unter einer Steinfassade verborgen. Lange nutzte man ihn allerdings nicht, da er für die neuen Züge zu kurz angelegt war. So schloss das Gebäude 1973 vorerst endgültig seine Tore, wurde aber bald darauf unter Denkmalschutz gestellt.

Innenansicht des Musée d'Orsay
Innenansicht des Musée d’Orsay © IBK

Über ein Jahrzehnt später, 1986, öffnete dann das Museum. Direkt am Seine-Ufer, am Quai d’Orsay gelegen ist es nur wenige Meter von der Nationalversammlung und der Kunsthochschule gelegen. Gegenüber befinden sich die Tuillerien. Wo früher Züge einfuhren, stehen heute Plastiken und hängen Bilder an den Wänden. Über eine lange Allee der Skulpturen betritt man das Musée d’Orsay. Links und rechts zweigen kleine Räume ab.

Kunst von 1848 bis 1914 findet man hier. Von Gemälden über Kunstgegenstände und Grafiken hin zu Fotografien und Skulpturen ist alles aus dieser Zeit zu sehen. Besonders die Impressionisten sind hier vertreten.

Galerie der Impressionisten
Die oberste der drei Ebenen ist ihnen gewidmet. Beim Schlendern durch die Galerie schweift der Blick über Werke von Claude Monet, Paul Cézanne, Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir und vielen mehr. Die Sammlung des Museums setzte sich ursprünglich aus Beständen des Louvre, dem Musée du Jeu de Paume und dem Nationalen Museum für Moderne Kunst zusammen.

Selbst die Sitzgelegenheiten auf der oberen Ebene sind Kunst. Kunst zum Anfassen. Die „Water Blocks“ von Tokujin Yoshioka wirken durch ihre Transparenz und die leicht gewölbte Oberfläche wie Wasserblöcke. Dennoch bieten die Bänke einem die Möglichkeit, kurz zu entspannen und die Kunst im Sitzen zu genießen.

"Mädchen im Garten" von Mary Cassatt
„Mädchen im Garten“ von Mary Cassatt (1882)

So fällt in einem der Räume der Blick auf das Bild „Mädchen im Garten“. Es zeigt eine junge Frau, die im Freien sitzt und dabei etwas näht. Ihr Blick ist dabei konzentriert auf die Handarbeit gerichtet. Es ist ein Werk der amerikanischen Impressionistin Mary Cassatt, das zwischen 1880 und 1882 entstanden ist.

Die Sammlung
Der Bestand des Museums wird ständig erweitert. Neben Vincent van Gogh und Pierre Bonnard findet man hier Arbeiten von Eugène Boudin, William Bouguereau, Jules Breton, Eugène Carrière, Camille Pissarro oder auch. Bei den Skulpturen stehen Werke von Albert Bartholomé, Rembrandt Bugatti und Jean-Baptiste Carpeaux neben solchen von Henri Cros, Emmanuel Fremiet oder Auguste Rodin.

In dem großen Bestand von Fotografien finden sich unter anderem Frederick Evans, Louis Adolphe Humbert de Molard, Gustave Le Gray und Edward Steichen, während bei den grafischen Künstler Namen wie Sir Edward Coley Burne-Jones, Gustave Courbet, Lucien Lévy-Dhurmer oder Edouard Manet auftauchen.

In der architektonischen Sammlung befinden sich Arbeiten von Albert Ballu, Louis Boitte, Félix Duban oder auch Otto Schönthal. Das Kunsthandwerk wird von Carlo Bugatti, Jean Carriès, Emile Gallé, Antoni Gaudí und anderen vertreten.

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