Trüffel und Dinosaurier vor den Toren der Stadt
von Friederike Reth
Morella, eine weitgehend unbekannte Stadt im Landesinneren zwischen Valencia und Tarragona, die dennoch ein paar Trümpfe aus ihrer Hinterlandlage zieht: Bekannt sind vor allem ihre Trüffel und ihr alle sechs Jahre stattfindendes Stadtfest, das „Sexennio de Morella“. Ihre Burg, die majestätisch auf den Hügeln über der Stadt thront, lädt schon von weitem Besucher ein, diese einmal näher zu betrachten.
Die Stadt, die sich unterhalb einer Burg um den Berg windet, hat jedoch noch mehr zu bieten. Morella ist ebenso arm an Einwohnern wie Reich an Schätzen. Wo vor 60 Millionen Jahren Dinosaurier durch die Hügelketten stampfen, schlendern jetzt jedes Jahr Touristen durch die engen, gewundenen Gassen den Berg hinauf. Durch blumengeschmückte Gassen, die nach Essen duften, nach Kaffee und Schokolade. Vorbei an kleinen Kirchen, Mariendarstellungen, christlichen Fresken. Durch Gassen, die so eng sind, dass sich die Balkone der Häuser beinahe berühren. Man kann sich von Balkon zu Balkon nicht nur die Hand reichen, sie scheinen eng genug, um zusammen zu tanzen, oder um sich an einem der Nebeltage, die Morella in weiche, nasse Watte packen, eine Decke zu teilen.
Morellas Bewohner im Wandel der Zeit
Bei schönem Wetter jedoch geht es weiter hinauf, bis zur Burg aus dem 13. Jahrhundert, um von ihren Mauern aus das Umland zu betrachten. Grüne Hügel, soweit das Auge reicht, Hügel die nicht glattgebürstet wie in der Toskana scheinen, sondern schroffer und ehrlicher. Hügel, die eines der Geheimnisse der Region verbergen: die Trüffel.
Ca 500 vor Christus wurde der kegelförmige Berg das erste mal besiedelt, seitdem ist er ständig bewohnt und macht Morella damit zu einer der am längsten besiedelten Städte Spaniens. Doch erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden hier Trüffel gefunden, das schwarze Gold, dessen Kilopreis bei 400 – 700 Euro liegt, diese Kostbarkeit, die bei Gourmettouristen so beliebt ist, wie die nahegelegenen Strände bei Sonnenanbetern im Sommer.
Doch auch ohne Trüffel war Morella, oder besser gesagt, die Lage auf dem Berg, immer beliebt. Kelten siedelten sich hier zuerst an, später kamen Griechen, Iberer, Araber und Römer. Sie alle veränderten das Stadtbild immer wieder und prägten es auf ihre Art. Die Araber hinterließen die Burg, Spanier bauten sie nach der Zerstörung wieder auf. Römer errichteten das Aquädukt vor den Toren der Stadt, das noch heute dort steht.
El Sexennio
Aus dem 17. Jahrhundert stammt das bekannte Stadtfest Sexennio, das alle sechs Jahre im August gefeiert wird. Die Morellaner veranstalteten es 1678 das erste Mal als Dank an die Jungfrau von Vallivana für das Besiegen der Pest. Alle sechs Jahre wieder wird die Virgen de Vallivana in einer feierlichen Prozession von Vallivana nach Morella gebracht und die verschiedenen Zünfte veranstalten Umzüge durch die Stadt . Die kleinen Gassen, die sonst wirken als sei die Zeit stehen geblieben, leben wieder auf, werden mit Fahnen geschmückt und die Morellaner ziehen hindurch.
Die ältesten Sehenswürdigkeiten Morellas sind sicherlich die im Museum Temps de Dinosaures ausgestellten Versteinerungen. Doch nicht nur versteinerte Amphibien sind hier zu bewundern, auch eine lebensgroße Nachbildung eines Iguanodons, der einst in diesem Gebiet lebte, lockt große und kleine Besucher in das Museum.