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Notre-Dame de Reims

Die Kirche der Könige und Künstler

von Meika Sternkopf

Die Kathedrale Notre-Dame de Reims gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse gotischer Baukunst in Europa. Nun erhält die im Nordosten Frankreichs gelegene Kirche zum 800-jährigen Jubiläum sechs neue Fenster, die von dem Künstler Imi Knoebel entworfen wurden.

Notre-Dame de Reims gilt vor allem durch ihre Helligkeit als beispielhaft für die europäische Gotik. Die unzähligen Rosetten und die Feinheit der bogenförmig ausgeschnittenen Fenster verleihen dem Bauwerk trotz seiner gewaltigen Dimensionen Leichtigkeit und Ausgewogenheit.

Kathedrale von Reims
Die prunkvolle Fassade der Kathedrale von Reims © IBK

Die Kapelle in der Mitte des Chores wurde 1974 von Marc Chagall mit neuen Fenstern ausgestattet. Sie zeigen Szenen des Alten und des Neuen Testaments und sind vor allem wegen ihrer harmonischen Farbgebung besonders sehenswert. Marc Chagall vereint die Modernität der Zeichnungen mit den Farbtönen der mittelalterlichen Glasfenster, deren Blautöne er übernimmt.

Chagall-Fenster
Die Chagall-Fenster in der Kathedrale Reims © IBK

In dieser Tradition hat die Kathedrale 2011 zu ihrem 800 jährigen Jubiläum den Maler und Installationskünstler Imi Knoebel beauftragt, sechs neue Glasfenster zu entwerfen. Knoebels Kreation wird ihren Platz direkt neben Chagalls Meisterwerken einnehmen. Die Fenster des deutschen Künstlers sind abstrakte Kompositionen, die in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau gehalten sind.

Fenster von Imi Knoebel
Die Fenster von Imi Knoebel in Reims © Bjoertvedt, CC BY-SA 4.0

Die Kathedrale war Jahrhunderte lang Krönungskirche der französischen Könige. Das Krönungsprivileg geht zurück auf die Legende des Heiligen Remigius und der Taufe Chlodwigs im 5. Jahrhundert: Der Bischof Remigius sollte den jungen König taufen, da dieser als erster König dem christlichen Glauben übertreten wollte. Bereits zu Beginn der Zeremonie in der Taufkapelle des königlichen Palastes war die Kapelle plötzlich von einem himmlischen Licht erfüllt und eine Stimme sprach: „Friede sei mit euch; ich bin es; fürchtet euch nicht, verbleibt in meiner Liebe.“ Nachdem das Licht verschwand, begaben sich alle zur Taufkapelle der Kathedrale. Kurz vor dem Vollzug der Taufe flog eine weiße Taube mit einem Fläschchen Salböl im Schnabel in die Bischofskirche, das sie Remigius übergab.

Blick durch das Langhaus
Blick durch das Langhaus © IBK

Diese Legende wurde viele Jahrhunderte später aufgegriffen und so ist 1027 die erste Krönung von König Heinrich I. vollzogen worden. Seitdem sind in der Kathedrale sechsundzwanzig französische Könige gekrönt worden. Statuen von Chlodwig und dem Heiligen Remigius an der Westfassade erzählen auch heute noch von der großen Bedeutung der Kirche.

Die Fassade der Kathedrale sticht vor allem mit ihrem außergewöhnlichen Reichtum an bildhauerischen Elemente hervor. Um die 2.300 Schnitzereien schmücken das imposante Bauwerk, dessen Türme bis zu 81 Meter hoch in den Himmel hinein ragen. Das Kirchenschiff, welches eine für die Epoche charakteristische dreistufige Erhebung aufweist, reicht bis zum Gewölbe 38 Meter hoch. Das Hauptportal ist der Jungfrau Maria gewidmet. Dieses Portal war es auch, durch welches einst die Könige schritten. Eine der berühmtesten Skulpturen ist der lächelnde Engel der Verkündung. Er befindet sich am Westportal und gilt als Symbol der Stadt Reims.

Engel der Verkündung
Der lächelnde Engel der Verkündung © Vassil / Wikipedia

So verknüpft sich in Notre-Dame de Reims mittelalterliche Architektur mit moderner Kunst und fasziniert so auch nach vielen Jahrhunderten Besucher aus aller Welt.

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