Dein Kulturreisejournal

Das Schloss von Versailles

Zwischen Spiegelsaal und Gartenanlage

von Meike Stegkemper

Das Schloss von Versailles, ursprünglich als Jagdschloss für König Ludwig XIII. konzipiert, ist einer der größten Paläste Europas. Es war im 17. und 18. Jahrhundert Vorbild für zahlreiche andere europäische Schlösser.

Zunächst residierte König Ludwig XIII. während seiner Jagdausflüge in Versailles, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch ein kleines Dorf war, in einer Mühle, anstelle derer er 1623 ein bescheidenes Jagdhaus bauen ließ. Von 1631-1634 ließ er das Jagdhaus zu einem dreiflügligen Jagdschloss umbauen und schuf somit die Grundlage für die Errichtung des heutigen Schloss von Versailles unter seinem Sohn Ludwig XIV.

Luftaufnahme von Schloss Versailles
Luftaufnahme von Schloss Versailles © ToucanWings, CC BY-SA 3.0

Ausbau aus Neid, statt aus Notwendigkeit
Der Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ das einstige Jagdschloss ausbauen. Den ausschlaggebenden Anlass lieferte Finanzminister Nicolas Fouquet. Der König konnte nicht akzeptieren, dass das Schloss Vaux-Le-Victome des Ministers in Piemont prunkvoller war. Darüber hinaus warf Ludwig dem Finanzminister Veruntreuung von Geldern aus der Staatskasse vor, die er zum Bau seines Schlosses missbraucht haben soll. Ludwig XIV. ließ den Finanzminister Nicolas Fouquet in Gewahrsam nehmen und nahm die Gestalter von Vaux-Le Victome in seinen Dienst, um von ihnen das neue Schloss von Versailles errichten zu lassen.

1661 begann der Umbau und die Neuerrichtung des neuen Schlosses im Stil des frühen französischen Barocks. Der König wollte das alte Jagdschloss für den Neubau nicht aufgeben, so dass das neue Schloss von Versailles um das ehemalige Jagdschloss herum gebaut und dieses in den Neubau integriert wurde. Vor dem Beginn des Neubaus musste der Berg, auf dem das ehemalige Jagdschloss stand, vergrößert werden. Am 50 Jahre andauernden Bau des Schlosses (1661-1710) waren 36.000 Arbeiter und 5.000 Pferde beteiligt. Das einstige Jagdschloss wurde um mehrere Flügel und ein weiteres Stockwerk für das Hauptgebäude erweitert.

Schloss Versailles
Schloss Versailles, Marmorhof (Cour de Marbre) und Königshof (Cour Royale)
© Michal Osmenda, CC BY 2.0

Im Inneren des Schlosses
Im ersten Stock des Mittelbaus befindet sich die Spiegelgalerie, auch Galerie des Glaces oder Spiegelsaal genannt, der Salon des Krieges und der Salon des Friedens. Die Salons waren einst die Übergänge zu den Privaträumen des Königpaars: Der Salon des Friedens führt zu denen der Königin, der des Krieges zu den Gemächern des Königs.

Der mit 357 Spiegelflächen ausgestatte Spiegelsaal verband die Räumlichkeiten des Königspaars. Im Spiegelsaal sind 30 in Stuck gefasste Deckengemälde zu besichtigen. Die siebzehn großen Wandspiegel sind symmetrisch gegenüber der gartenseitigen Bogenfenstern angeordnet. In ihnen spiegelt sich die Gartenanlage und das einfallende Licht. Ursprünglich wurde der Spiegelsaal sowohl als Festsaal als auch als überdachte Promenade genutzt.

Die Spiegelgalerie
Die Spiegelgalerie © Myrabella, CC BY-SA 3.0

Die Gartenanlage
Die Gartenlagen des Schloss Versailles wurden in drei Phasen erschaffen und gelten als Paradebeispiel der französischen Gartenkunst. Die Ausgestaltung gehen auf den Architekten André Le Nôtre zurück.

Der Park ist terrassenförmig ansteigend, was den Symbolcharakter des Gartens verdeutlicht, da so der Weg zum König einen Aufstieg bedeutet. Die zahlreichen Skulpturen und Brunnen zeigen Figuren der griechischen Mythologie, die als Gleichnis auf die Regierung des Sonnenkönigs zu lesen sind und ihn und seine Herrschaft verherrlichen.

Der Gartenanlage folgten zahlreiche Nachahmungen in ganz Europa. Sie besticht durch ihre Symmetrie, die geraden Linien und die Kombination von Landschaft und Wasserflächen. Auf dem Kanalsystem nach venezianischem Vorbild fuhren die Könige mit Gondeln.

Blick über die symmetrische Gartenanlage
Blick über die symmetrische Gartenanlage © ToucanWings, CC BY-SA 3.0

Im Park liegen zudem die Lustschlösser Grand Trianon aus der Zeit Ludwig XIV. und Petit Trianon von Ludwig XV. sowie das Hameau de la Reine, das Dorf der Königin. Dieses ließ sich Marie Antoinette bauen.

Das Schloss Versailles heute
Mit Ludwig Philipp I., dem letzten König der Franzosen, wurden die Räumlichkeiten aufwändig restauriert und zu einem historischen Nationalmuseum umgestaltet.

Im Jahr 1871 wurde im Palast des Sonnenkönigs das Deutsche Reich proklamiert und Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser gekrönt.

1919 wurde mit der Unterzeichnung der Friedensverträge in Versailles das Ende des Ersten Weltkriegs besiegelt.

Der prunkvolle Bau und die weitläufige und kunstvoll gestaltete Gartenanlage wurden 1979 Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Versailles ist heute das meistbesuchte Schloss Frankreichs.

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