Dein Kulturreisejournal

Museum Schloss Moyland

Beuys und moderne Kunst am Niederrhein

von Hanna Halbritter

Das neugotische Wasserschloss Moyland im Kreis Kleve ist vor allem für seine umfangreiche und weltweit größte Beuys-Sammlung bekannt. Es hat aber noch einiges mehr zu bieten: In historischer Kulisse gilt es nicht nur die facettenreiche Kunstsammlung der Gebrüder van der Grinten, sondern auch die vielfältigen modernen Skulpturen im barocken Garten zu bewundern.

Schloss Moyland
Schloss Moyland © Rainer Lippert, CC0

Ein Schloss für die Kunst
Im Mittelalter entstanden wurde das Schloss mehrmals umgebaut und vom Barock bis hin zur Neugotik immer wieder neu gestaltet. Der letzte Umbau im englischen Tudorstil geschah durch niemand geringeren als den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner. Er wurde von der niederländischen Familie von Steengracht beauftragt, die das Schloss seit 1796 besaß und als ständigen Wohnsitz nutzte.
Nachdem es im 2. Weltkrieg jedoch weitgehend zerstört wurde, verfiel es – auch aus finanziellen Gründen – jahrzehntelang, bis der Schlossherr Adrian Baron von Steengracht es im Jahr 1990 schließlich in die damals neu gegründete Stiftung Museum Schloss Moyland einbrachte. An der Stiftung beteiligten sich außerdem die Gebrüder van der Grinten und das Land Nordrhein Westfalen als gleichberechtigte Partner. Nachdem die kunstliebenden Brüder lange nach geeigneten Räumlichkeiten für ihre imposante Sammlung gesucht hatten, wurde das Museum nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 1997 eröffnet.

Zwei sammelnde Brüder, Beuys und bedeutende Werke
Die Brüder Franz Joseph (1933) und Hans van der Grinten (1929-2002) aus Kranenburg sammelten über 50 Jahre hinweg und bauten so eine imposante Sammlung von bildender und angewandter Kunst aus dem 19., 20. und beginnenden 21. Jahrhundert auf.
Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden die fast 6000 Werke von Joseph Beuys, mit dem die Gebrüder van der Grinten bis zu seinem Tod befreundet waren. Darüber hinaus haben sie als erste seine wegbereitende Kunst gefördert und natürlich auch gesammelt, so dass sich heute die größte Sammlung seines facettenreichen Schaffens in Schloss Moyland befindet. Neben Zeichnungen, Wasserfarbenblättern und Ölgemälden werden auch plastische Bilder und Arbeiten präsentiert und ermöglichen einen tiefen Einblick in sein Œuvre. Das älteste Werk ist dabei ein Blumenstillleben in Öl des 6-jährigen Beuys.
Das Schloss Moyland beherbergt außerdem ein umfassendes Beuys-Archiv, das als Institut an die Düsseldorfer Kunstakademie angegliedert ist und über 200 000 Archivalien wie Fotos, Briefe und Tonbänder zu seinem Werk beinhaltet. Seit 1967 hatten die Brüder es zusammen mit dem Künstler selbst aufgebaut.

Die goldene Amphore von James Lee Byars
Die goldene Amphore von James Lee Byars im Park des Schlosses Moyland, © Tourismus NRW e.V.

Die beiden Sammler konzentrierten sich jedoch nicht nur auf Beuys, sondern unterhielten auch persönliche Kontakte zu Künstlern wie Erwin Heerich, Hermann Teuber oder Rudolf Schoof, deren Werke sie ebenfalls erwarben.
Sie sammelten Kunst aus verschiedenen Bereichen wie Zeichnung, Malerei, Plastik, Graphik, Fotografie und auch angewandter Kunst. Im Laufe der Jahre konnten sie so viele Werke namhafter Künstler wie beispielsweise Ewald Mataré, James McNeill Whistler, Hermann Blumenthal oder Paul Schwer erstehen.

Berühmt-berüchtigt war das Museum Schloss Moyland lange Zeit für seine so genannte „Moyländer-Hängung“, die an die traditionelle Hängung in barocken Gemäldegalerien wie diejenige der Eremitage in St. Petersburg angelehnt war. Sie zeichnet sich durch eine dichte Hängung der Werke – Rahmen an Rahmen bis unter die Decke – aus. Nach einer umfassenden Umgestaltung des Museums, gehört diese umstrittene Art der Präsentation jedoch bald der Vergangenheit an.

Neben einer Dauerausstellung mit Werken der Sammlung der Gebrüder van der Grinten werden auch wechselnde Ausstellungen zur modernen und zeitgenössischen Kunst präsentiert und Kulturveranstaltungen ausgerichtet.

Bronze-Skulptur im Schlosspark
Bronze-Skulptur im Schlosspark © Tourismus NRW e.V.

Moderne meets Barock
Der weitläufige, historische Schlossgarten besticht durch seine sehenswerte Mischung aus Elementen der barocken Gartengestaltung und denen eines „gemischten Stils“ aus dem 19. Jahrhundert. So finden sich neben einem Alleen- und Grabensystem auch Partien im englischen Stil oder Strukturen eines „Architektonischen Gartens“. Zahlreiche moderne Skulpturen des ausgehenden 20. Jahrhunderts vervollständigen die spannende Stilpluralität auch außerhalb des Schlosses. Die etwa 70 Werke stammen von internationalen Künstlern wie U We Claus, Eduardo Chillida, Joseph Jaekel, Antoni Tàpies und dem Künstlerpaar Kubach-Wilmsen.

Zu besichtigen ist außerdem noch der historische Kräutergarten, der einen lebendigen Überblick über die Geschichte des Kräuter-, Heil-, Nutz- und Duftpflanzenanbaus von der Antike bis heute bietet. Die Basis des Kräutergartens bildet das handgemalte und –geschriebene „Anholter Kräuterbuch“, das um 1470 entstanden ist.

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