Dresdens bekannte und weniger bekannte Höhepunkte
von Julia Marhenke
Stallhof und Fürstenzug, Kunsthof und Szeneviertel, Barockbauten, Kunsthandwerkerpassagen und, und, und. Wer an Dresden denkt, dem fallen meist nur Semperoper und Frauenkirche ein, doch in der Stadt steckt vieles mehr.
Als steinerne Glocke steht sie vor einem. Vier Türme ragen an den Ecken in die Höhe und auf der Kuppel thront eine Laterne. So präsentiert sich die Frauenkirche, eines der wichtigsten Wahrzeichen Dresdens. Ihre Sandsteinkuppel ähnelt stark der des Doms in Florenz, was dazu beitrug, dass die Stadt den Beinamen „Elbflorenz“ erhielt.
Ein weiterer Aspekt für die Namensgebung war die hohe Anzahl an barocken Gebäuden, die unter florentinischem Einfluss entstanden und ein teils italienisches Flair vermitteln. Viele dieser Bauwerke wurden zwar während des 2. Weltkriegs zerstört oder beschädigt, später aber wieder rekonstruiert.
Spuren des 2. Weltkriegs
Dass Dresden damals große Schäden erlitten hat, davon zeugt auch das Residenzschloss. Zu der Zeit gut vierhundert Jahre alt, wurde es ebenso wie die Frauenkirche während der Luftangriffe auf die Stadt zerstört. Erst in den Achtzigern begann der Wiederaufbau als Museum und so befinden sich heute Teile der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den teils barocken Innenräumen. Besonders das „Grüne Gewölbe“, die Schatzkammer August des Starken, zieht hier die Besucher an.
Außen ist das Gebäude im Stil der Neorenaissance gehalten, der Schlosshof im Renaissancestil. Überragt wird die Anlage vom achteckigen Hausmannsturm. Er ist der älteste noch existierende Teil des Schlosses und das Wahrzeichen des Komplexes. Bis zum Trompetergang kann man hinaufsteigen und den Blick über die Altstadt schweifen lassen.
Stallhof und Fürstenzug
Über den Stallhof geht es weiter durch die Dresdner Altstadt. Früher fanden hier Ritterspiele statt und auch heute noch handelt es sich bei dem zum Residenzschlosskomplex gehörenden Durchgang um einen beliebten Veranstaltungsort. Ein mit Säulen gestützter und mit einem Kreuzrippengewölbe versehener Gang führt am Rand des Hofes entlang.
An der Außenseite des Stallhofs, am Schlossplatz, ist das etwa einhundert Meter lange Wandbild des Fürstenzugs angebracht. Auf über 24.000 Meißner Porzellanfliesen ist dort die Geschichte des sächsischen Herrschergeschlechts überlebensgroß als Reiterzug dargestellt.
Dresdens jüngster Barockbau
Nicht weit entfernt befindet sich die zwischen 1739 und 1755 als Hofkirche erbaute Kathedrale St. Trinitatis. Sie ist Dresdens jüngster Barockbau und gleichzeitig der größte Kirchenbau Sachsens. Knapp achtzig Steinfiguren zieren die Balustraden oder verstecken sich in den einzelnen Nischen.
Im Gegensatz zum aufwendig gestalteten Äußeren ist der Innenraum hingegen eher schlicht gehalten. Das Fehlen von Deckenmalereien oder anderen Verzierungen lenkt das Auge so direkt auf die Bogenarchitektur des Gebäudes. Im Rahmen von Führungen kann man sogar die Gruft der Kathedrale betreten. 49 Sarkophage der Wettiner Kurfürsten, Könige und deren Verwandte befinden sich hier, ebenso das Herz August des Starken.
Semperoper und Zwinger
Bei einem Rundgang durch die Dresdner Altstadt kommt man natürlich nicht umhin, am bekanntesten Opernhaus Deutschlands vorbeizuschauen. Die Semperoper stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wurde aber ebenfalls im 2. Weltkrieg zerstört. Erst vierzig Jahre später waren die Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen. Seitdem finden in dem halbrund angelegten Gebäude wieder Konzerte, Opern und andere Veranstaltungen statt.
Nur wenige Schritte weiter liegt der Zwinger. Ursprünglich als Orangerie gedacht wurde er schnell zu einem Ort, an dem der Hof seine Festspiele abhielt. Heute beherbergt das spätbarocke Sandsteingebäude einen Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens.
Die Anlage ist komplett begehbar und bietet so detaillierte Einblicke in den Geschmack der Kurfürsten. Vor allem aber das Kronentor ist sehenswert. Mehrere Skulpturen säumen den oberen Bereich um die zwiebelförmige Kuppel herum. Auf dieser wiederum stehen vier golden glänzende polnische Adler, die die polnische Königskrone tragen.
Der Balkon Europas
An der Elbe entlang schlendernd gelangt man im Anschluss zur Brühlschen Terrasse, die im 16. Jahrhundert als Teil der Befestigungsanlage erbaut wurde. Unter ihr verbergen sich noch Überbleibsel ebendieser. So kann man das letzte vorhandene Stadttor finden, die älteste Steinbrücke der Stadt, Wachstuben, Geschützhöfe und Wehrgänge.
Auf der Terrasse selbst, die oftmals auch als Balkon Europas bezeichnet wird, befinden sich mehrere öffentliche Gebäude und Museen. Über eine große Freitreppe am Westende kann man die knapp 500 Meter lange Terrasse betreten. Von hier aus hat man dann einen freien Blick auf die Elbe und das andere Ufer, wo die Neustadt liegt.
Die andere Seite der Elbe
Im Gegensatz zur Altstadt ist diese weniger für einzelne Gebäude als vielmehr für ihre Viertel bekannt. So bildet sich um die Königstraße das Barockviertel, das über kleine Gässchen und offene Höfe verbunden ist.
Und auch die Kunsthandwerkerpassagen haben barocken Charme. Auf engstem Raum haben sich zahlreiche Kunsthandwerker und kleine Läden angesiedelt. Vom Goldschmied über Porzellanmaler hin zu erzgebirgischer Holzschnitzerei und einer Seifensiederei ist alles vertreten. Die meisten Betriebe bieten zudem Schauwerkstätten an, sodass man den Künstlern bei der Herstellung ihrer teils filigranen Arbeiten über die Schulter schauen kann.
Doch nicht nur die Läden, auch die Passagen selbst sind ein Höhepunkt. Bei der Rekonstruktion der barocken Bürgerhäuser wurden die Innenhöfe und Verbindungsgänge geöffnet und originalgetreu wiederhergestellt. Vergoldete Schriften, Ornamente und andere Verzierungen schmücken nun die Passagen.
Der schönste Milchladen der Welt
Knapp anderthalb Kilometer von diesen entfernt findet man anschließend den schönsten Milchladen der Welt. Zumindest bezeichnete man diesen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts so. Pfunds Molkerei heißt der Laden in der Bautzner Straße. An Fußboden, Decke, Wänden und Tresen sind Fliesen mit handgemalten Motiven befestigt. Egal wohin man schaut, überall findet man Szenen aus der Milchwirtschaft, Fabeltiere und florale Muster im Stil der Neorenaissance.
Kunsthofpassage und Szeneviertel
Doch nicht nur hier, auch in der Kunsthofpassage kann man Fabelwesen entdecken. Fünf zu verschiedenen Themen farbenfroh gestaltete Höfe schließen sich zu dieser zusammen. Da wäre zum einen der Hof der Fabelwesen, zum anderen aber auch der Hof der Tiere, der der Metamorphosen, der des Lichts und der der Elemente.
Letztgenannter ist beispielsweise an einer Seite mit mehren Regenrohren versehen, die sich in allerlei Windungen die Wand entlang schlängeln. An den Enden sind sie jeweils mit Trichtern versehen, die letztendlich in ein Wasserbecken münden. Bei Regen bietet sich so ein Schauspiel für Augen und Ohren.
Über enge Gassen und verwinkelte Hinterhöfe sucht man sich dann seinen Weg entlang von Gebäuden, die noch aus der Gründerzeit stammen. Im Szeneviertel ist die Auswahl an Kneipen und Lokalen enorm. Viele Veranstaltungen finden hier statt. So kann man den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Unsere Literaturempfehlung:
DRESDEN – Der Reiseführer von Dietrich Höllhuber und Angela Nitsche
1945 komplett zerstört, ist Dresden heute schöner denn je.
Das Symbol des Wiederaufbaus ist die Frauenkirche, deren »steinerne Glocke« seit gut einem Jahrzehnt wieder die Silhouette der Stadt bestimmt.
Nur einen Katzensprung entfernt liegen die berühmten Sights: Residenzschloss mit Grünem Gewölbe, Zwinger, Semperoper, Albertinum, Hofkirche … Und eben eröffnete mit der Neuen Mitte im alten Kraftwerkskomplex ein Zentrum voller Kreativität und Musik. An anderen Tagen streift man durch die Weinlagen an der Elbe oder feiert in der alternativen Äußeren Neustadt.
Wer mehr Zeit hat, unternimmt einen Ausflug in die Sächsische Schweiz, in die Porzellanstadt Meißen, zum eindrucksvollen Jagdschloss Moritzburg oder besucht Karl May in Radebeul.