Dein Kulturreisejournal

Historische Tasteninstrumente in Hamburg

Musik im Museum für Kunst und Gewerbe

von Harald Kother

Zugegeben: in der reichhaltigen Museumslandschaft Hamburgs gehört das Museum für Kunst und Gewerbe nicht zu den Adressen, die Touristen und Urlauber für gewöhnlich zuerst ansteuern. Die Kunsthalle mit ihrer großen Sammlung gilt als Tempel der Kultur-Freunde, die Deichtorhallen spielen in der Spitzen-Liga der Galerien für zeitgenössische Kunst.

Das Museum für Kunst und Gewerbe findet man in manchen Reiseführern und Informationsbroschüren dann auch nur auf den hinteren Rängen – völlig zu Unrecht. Denn neben Möbeln aus vielen Jahrhunderten, einer ständigen Jugendstil-Ausstellung, dem Schwerpunkt Grafik-Design und einer großen Porzellanabteilung beherbergt dieses Haus auch eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von historischen Tasteninstrumenten.

Einmanualiges Cembalo von Vincenzo Sodi
Einmanualiges Cembalo von Vincenzo Sodi, Florenz, 1778 © Nightflyer, CC BY-SA 4.0

Die teilweise mehrere Jahrhunderte alten Cembali und Klaviere sind dabei nicht nur ein Genuss fürs Auge, sondern auch fürs Ohr. Denn auf einem Großteil der Instrumente wird nach wie vor musiziert.

Das Museum verdankt die Sammlung vor allem dem Musik-Unternehmer Andreas Beurmann. Beurmann war Mitbegründer der Schallplattenfirma Miller International, zu dem auch das Label Europa gehört. Über mehrere Jahrzehnte produzierte der Musikliebhaber Musik-LPs und Hörspiel-Kassetten für ein Millionenpublikum. Und nebenbei trug er noch die weltweit größte Privatsammlung historischer Tasteninstrumente zusammen: Über 150 größtenteils spielbare Cembali, Spinette, Virginale, Clavichorde, Hammerflügel und Tafelklaviere.

Clavecin de Christian Zell, 1728
Clavecin de Christian Zell, 1728 © king.jabe, CC BY-SA 2.0

Im Jahr 1996 schließlich entschloss sich Beurmann, seine private Sammlung dem Museum zu überlassen und die bereits vorhandenen Museumsexponate zu ergänzen. Allerdings stellte der Mann Bedingungen – zum Glück, muss man als Musikliebhaber sagen. Denn eine wichtige Forderung des Mäzens war es, die Instrumente spielbar zu halten und einem breiten Publikum vorzuführen.

Mehrmals pro Woche veranstaltet daher das Museum Führungen, bei denen ein Musikwissenschaftler einzelne Exponate vorstellt und zum Klingen bringt. Eine weltweit fast einmalige Gelegenheit. Denn an kaum einem anderen Ort dieser Welt kann man hören, wie Bach-Fugen oder Beethoven-Sonaten auf einem Instrument klingen, für das sie in der damaligen Zeit komponiert wurden.

Harpsicord von 1787
Regelmäßig werden bei den Führungen auch die Instrumente gespielt.
Hier ein Harpsicord von 1787 © Pascal Taskin, CC0

Außerdem spielen – vor allem in den Wintermonaten – diverse Interpreten auf den seltenen Instrumenten, in der Regel begleitet durch ein Kammerorchester. Diese Konzerte sind sehr beliebt. Karten sollte man so früh wie möglich reservieren.

Mehr Informationen unter: www.mkg-hamburg.de

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Immer dabei im Blick: Restaurants und Cafés, Hotels und Pensionen, Shops, Kneipen und Bars, also die gesamte Infrastruktur für einen gelungenen Städtetrip.