Dein Kulturreisejournal

Die Schlösser der Loire

Ein einzigartiges Ensemble historischer Bauten

von Meike Stegkemper

Entlang der Loire und ihren Nebenflüssen stehen über 400 Schlösser, die das Gebiet zu einer der schönsten Landstriche Frankreichs machen. Die Burgen und Schlösser stammen aus allen kunsthistorischen Epochen und liegen teilweise nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Dass es an der Loire so viele Schlössern und Burgen gibt, liegt in der Geschichte der Region begründet. Die Loire bildete während des Hundertjährigen Kriegs die natürliche Grenze zwischen den von England besetzten Gebieten und dem französischen Kernland. Zum Schutz der französischen Anwohner wurden zahlreiche Festungen und Burgen errichtet. Viele der größtenteils gotischen Bauwerke zerfielen nach dem Krieg.

Die Loire bei Orléans
Die Loire bei Orléans © Nono vlf, CC BY-SA 4.0

Im 16. Jahrhundert wurden viele der heutigen Schlösser an den Orten der einstigen Burgen errichtet. Wegen der schönen Landschaft und der unberührten Natur ließ sich der französische Adel an der Loire nieder. Das 15. und 16. Jahrhundert gilt als Zeitalter der Loire-Könige, da das Loiretal in dieser Zeit das Zentrum der französischen Politik bildete.

Mitte des 16. Jahrhundert kehrte der französische Hof nach Paris zurück und das Loiretal verlor an politischer und kultureller Bedeutung. Zwar kam der Hof im Zuge der Hugenottenkriege Ende des 16. Jahrhunderts erneut an die Loire zurück, dies änderte allerdings nichts an der schwindenden Bedeutung der Region.

Schloss Chaumont
Schloss Chaumont © Manfred Heyde, CC BY-SA 3.0

Mit Heinrich IV. erfolgte die endgültige Verlagerung des kulturellen und politischen Lebens nach Paris. Dies wurde durch den Bau des Schlosses von Versailles verstärkt. Die Loire-Schlösser verloren durch ihre Lage in der Provinz an Bedeutung.

In den Folgejahren wurden viele der Schlösser weiterhin als Sommerresidenzen und Jagdschlösser genutzt. Da viele von ihnen in dieser Zeit noch erweitert wurden, vereinen die Loire-Schlösser die verschiedensten Bausstile von der Renaissance, über den Barock, den Klassizismus hin zum Historismus.

Schloss Chambord
Schloss Chambord © Raph, CC BY-SA 3.0

Die bedeutendsten Schlösser der Loire
Das Schloss Chambord wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts für König Franz I. errichtet und ist das prachtvollste, berühmteste und zugleich größte der Loire-Schlösser. Chambord gilt als Vorläufer von Versailles und diente Franz I. lediglich als Jagdschloss und für repräsentative Zwecke. Der Schlosspark wird von der längsten Mauer Frankreichs umschlossen. Bekannt ist das Schloss zudem für die von Leonardo da Vinci konstruierte doppelte Wendeltreppe.

Das Schloss Amboise liegt über der gleichnamigen Stadt auf einem Felsplateau. Unter Karl VII. wurden erste Bauarbeiten vorgenommen, ehe Karl VIII. das Schloss ab 1492 im Stil der Renaissance erweitern und umbauen ließ. Heute ist in dem Schloss eine umfangreiche Sammlung von gotischen und Renaissance-Möbeln zu besichtigen. Im Herrenhaus Clos-Lucé, das unterhalb des Schlosses liegt, lebte drei Jahre lang Leonardo da Vinci. Heute ist das Haus ein Museum. Ebenfalls Teil der Anlage ist die spätgotische Kapelle Saint-Hubert, in der sich das Grab Leonardo da Vincis befindet.

Schloss Blois
Die Westfassade des Schloss Blois © Manfred Heyde, CC BY-SA 3.0

Das Schloss Blois zählt zu den bekanntesten Schlössern der Loire. Es wurde im 13. Jahrhundert zur Burganlage erweitert und war im 16. Jahrhundert Sitz der französischen Könige. Ludwig XII. und Franz I. ließen das Schloss umbauen und erweitern und nutzen es als Hauptresidenz. Die Besonderheit des Schlosses liegt darin, dass es die französische Architektur der Gotik, Spätgotik, der Renaissance und des Klassizismus vereint. Während der Französischen Revolution wurde das Schloss Blois geplündert und in Teilen zerstört. Die Restaurationsmaßnahmen ab 1845 gelten als beispielhaft und wegweisend für alle Schlösser der Loire.

Das Schloss Chennonceau ist ein Wasserschloss. Das Hauptgebäude befindet sich am nördlichen Ufer des Cher, einem Nebenfluss der Loire. Die später errichtete Galerie ist auf einer Brücke über der Cher gebaut. Nach Versailles ist Chennoceau das meistbesuchte Schloss Frankreichs.

Schloss Chennonceau
Schloss Chennonceau © IBK

Das Loiretal zwischen Maine und Sully-sur-Loire (seit 2000) ist ebenso wie das Schloss Chambord (seit 1981) Teil des Unesco Weltkulturerbes.

Im Miniaturpark Mini-Château Val de Loire in Amboise können 44 Miniaturmodelle der bekanntesten Loire-Schlösser besichtigt werden. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von zwei Hektar und zeigt die Nachbauten im Maßstab 1:25.