Dein Kulturreisejournal

Die Beatles in London

Keine andere Stadt hat die Band so lange begleitet

von Julia Marhenke

Vier Passanten, die im Gleichschritt über einen Zebrastreifen marschieren. Eine fünfte Person, die die Aktion fotografiert. Und leicht genervte Autofahrer, die mit den Fingern auf den Lenkrädern trommeln.

Zebrastreifen der Abbey Road
Alltägliches Bild auf dem Zebrastreifen der Abbey Road © Danny Choo, CC BY-SA 2.0

So und ähnlich geht es über den Tag verteilt immer mal wieder, wenn man sich in der Abbey Road aufhält – dem Ort des wohl bekanntesten Coverbildes der Beatles. Die 1969 entstandene Szene ist so berühmt, dass zahllose Fans hierher pilgern, um sie nachzustellen und der Zebrastreifen selbst inzwischen unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Direkt dahinter liegen die Abbey Road Studios, wo die Band zahlreiche Songs aufgenommen hat. Da hier aber auch heute noch Alben produziert werden, kann das berüchtigte Studio Two, in dem die Beatles Stunde um Stunde verbracht haben, nur äußerst selten bei besonderen Anlässen im Rahmen einer organisierten Tour erkundet werden.

Abbey Raod Studios
Der Eingang zu den Abbey Raod Studios © Matthias Pätzold

McCartneys Häuser
Paul McCartney kaufte sich 1965 nur wenige Gehminuten entfernt ein Haus in der Cavendish Avenue. Bei der Nähe wundert es nicht, dass die Beatles sich vor oder nach einer Session in den Studios bei ihm zu Hause trafen. Die hohe Mauer und die noch höheren Bäume dahinter versperren einem leider ein wenig die Sicht auf das Haus, aber vermutlich war gerade das der Grund, aus dem McCartney es gekauft hat. So hatte er zumindest daheim seine Ruhe vor den Fans.

Während der fast eineinhalb Jahre andauernden Renovierungsphase lebte McCartney allerdings noch bei seiner damaligen Freundin Jane Asher in der Wimpole Street, wo er zusammen mit John Lennon unter anderem „I want to hold your hand“ schrieb.

Coverbilder und Beatles-WG
Von der Wimpole Street aus ist es nur ein Katzensprung zum Manchester Square, wo die EMI früher ihren Hauptsitz hatte. 1963 entstand hier das Coverbild des ersten Beatles-Album „Please Please Me“. Wenn man nun aber auf das Original-Balkongeländer hofft, wird man enttäuscht. Als das Label 1995 nach Westlondon zog, nahm es dies nämlich einfach mit, weshalb man heute mit einem Ersatz Vorlieb nehmen muss. Trotzdem kann man sich gut vorstellen, wie die Beatles dort posiert haben.

Nicht einmal einen Kilometer vom damaligen EMI-Hauptgebäude entfernt, bezog die Band in ihrer Londoner Anfangszeit eine Dachgeschosswohnung in der Green Street 57. Es war das einzige Mal, dass die Gruppe in dieser Konstellation zusammen wohnte.

Ebenfalls nicht weit weg, am Montague Square, hatte Ringo Starr sich später eine Wohnung angemietet. Er selbst wohnte zwar nur kurz hier, vermietete das Apartment aber an Freunde weiter. So auch an John Lennon und Yoko Ono, die die Räumlichkeiten gleich für das berühmt-berüchtigte Cover ihres 1968 erschienenden Albums „Two Virgins“ nutzten.

Auch das Cover zu „Twist and Shout“ stammt nebenbei bemerkt aus London. Bei einem Shooting mit Fiona Adams an der Ecke Euston Road/Gower Street kam das bekannte Sprungbild zu Stande. Zu dem Zeitpunkt ahnte die Fotografin allerdings noch nicht, dass ihr Bild die Single zieren sollte.

Marylebone Station
Die Marylebone Station war einer der Londoner Drehorte des Beatles-Films „Yeah Yeah Yeah“
© Oxyman, CC BY 2.5

London als Inspirationsquelle
Bei schönem Wetter lohnt sich ein Abstecher zum Primrose Hill. McCartney ließ sich von einem Erlebnis auf dem Hügel inspirieren: Bei einem Spaziergang erschien ihm ein Mann, der die Aussicht auf London bewunderte und ebenso plötzlich verschwand wie er aufgetaucht war. McCartney konnte sich zwar nicht erklären, was mit dem Mann geschehen war. Ergebnis dieser Erfahrung war aber der Song „Fool on the Hill“.

Natürlich ist dies nicht der einzige Beatlessong mit Bezug auf London. In der letzten Strophe von „A Day in the Life“ bezog Lennon sich auf einen Zeitungsartikel über Schlaglöcher in Blackburn, die auf Anweisung gezählt und in einen Vergleich mit der Bevölkerungszahl gestellt wurden.

Im Song parodierte er diesen Vergleich, in dem er behauptete, nun wisse er, wie viele Löcher es brauche, um die Royal Albert Hall zu füllen: „Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall.“

Und auch das Lied „Being for the Benefit of Mr. Kite” bezieht sich in einer Zeile auf die Hauptstadt: „The celebrated Mr. K. performs his feat on Saturday at Bishopsgate.”

Apple Corps
„Apple Corps“ in der Savile Row © Matthias Pätzold

Apple Corps
Nicht weit vom Picadilly Circus hatten die Beatles Ende der 60er Jahre ein Gebäude in der Savile Row gekauft, in dem ihr Unternehmen „Apple Corps“ untergebracht war. Wer davor steht, den Kopf in den Nacken legt und Beatlesmusik auf den Ohren hat, kann sich mit etwas Fantasie vorstellen, wie das legendäre Dachkonzert, der letzte Live-Auftritt der Band, gewesen sein muss. Denn das fand auf dem Dach des Firmensitzes statt.

Weiter geht’s im Zickzackkurs durch London in den Stadtteil Marylebone. Hier drehten die Beatles nicht nur mehrere Szenen ihrer Musikkomödie „Yeah, Yeah, Yeah“ am Bahnhof. Einige von ihnen gaben sich im Maryleboner Standesamt das Jawort. Paul McCartney heiratete 1969 Linda Estman und kehrte 2011 sogar zurück, um abermals zu heiraten. Dieses Mal Nancy Shevell. Ringo Starr ging zwölf Jahre nach seinem Bandkollegen hier die Ehe mit Barbara Goldbach ein.

London Palladium
Der Ort, an dem die Beatlemania begann: Das London Palladium
© Matthias Pätzold

London Palladium
Einer der wichtigsten Orte im Londoner Beatles-Leben befindet sich nahe der Oxford Street: Das London Palladium. Mit ihrem Auftritt am 13. Oktober 1963 in „Sunday Night at the London Palladium“ schaffte die Band ihren Durchbruch. 15 Millionen Menschen schauten zu und die Beatlemania nahm ihren Anfang.

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