Dein Kulturreisejournal

Santiago de Compostela

Stadt der Kultur

von Meika Sternkopf

Santiago de Compostela in der autonomen Region Galicien hat mit dem Großbauprojekt der „Ciudad de la Cultura“ ein ehrgeiziges Ziel vor Augen. Zwei Kilometer von der Kathedrale entfernt baut der amerikanische Star-Architekt Peter Eisenman auf dem Monte Gaiás ein riesiges Kulturzentrum. Es soll neben den religiösen nun auch kulturinteressierte „Pilger“ in die nordwestliche Region Spaniens locken.

Anfang dieses Jahres ist die Bibliothek und ein Archiv für galizische Literatur-Manuskripte eröffnet worden. Sie sind Teil des 141.000 Quadratmeter großen Werkes, welches seinen Anfang mit dem 1999 ausgeschriebenen Wettbewerb nahm.

Die Bibliothek der Ciudad de la Cultura
Die Bibliothek der Ciudad de la Cultura
© Luis Miguel Bugallo Sánchez (Lmbuga), CC BY-SA 3.0

Peter Eisenman hatte sich damals mit seinem, auf der Form einer Jakobsmuschel aufbauenden Entwurf, gegen ebenso prominente Konkurrenten wie Jean Nouvel oder Rem Koolhaas durchgesetzt. Die Muschel gilt als das Symbol der Wallfahrer, die zu Tausenden zu dem Grab des Apostels Jacobus pilgern und wurde im Mittelalter den Pilgern mitgegeben. Zum einen sollte sie diese auf ihrem Heimweg schützen, sie diente aber auch als Beweis für den Besuch der Pilgerstätte.

Im Innern der Bibliothek
Im Innern der Bibliothek © Luis Miguel Bugallo Sánchez (Lmbuga), CC BY-SA 3.0

In Betrieb sind bislang die neu eröffnete Bibliothek und das Archiv für galizische Literatur und Manuskripte. Insgesamt ist die „Stadt der Kultur“ in sechs Einzelbereiche gegliedert. Geplant sind neben den schon fertiggestellten Bauten ein galizisches Museum, ein international ausgerichtetes Kunsthaus, ein allgemeines Kulturzentrum sowie ein Zentrum für Musik und Theater. Der Komplex ist so entworfen, dass der Besucher nicht nur das kulturelle Angebot der einzelnen Bereiche genießen kann, sondern bietet auch Möglichkeiten einzukaufen, essen zu gehen oder einfach zwischen den eindrucksvollen Komplexen entlang zu spazieren.

Aussenansicht des Kulturzentrums
Die Gebäude erinnern selbst an Hügel © P.Lameiro, CC BY-SA 3.0

Insgesamt nimmt der Komplex die Morphologie des Hügels auf. So entstanden skulpturale Baukörper, deren Dächer der Bewegungsrichtung der Hügellandschaft folgen. Die Gebäude selbst orientieren sich mit ihren geschwungenen weißen Stützreihen an den Gassen und Bauten der Altstadt. Typische Bauelemente der historischen Wohnhäuser mit ihren weitläufigen Arkaden interpretiert Eisenman in seiner Kulturstadt unter dem Einsatz von Glas, Stahl und Beton um. Vorherrschendes Baumaterial der Fassade ist Quarzit, der das Gebäude hell und lichterfüllt erscheinen lässt.

 Türme von John Hejduk
Die Türme von John Hejduk
© Luis Miguel Bugallo Sánchez (Lmbuga), CC BY-SA 3.0

Als besonderes Projekt entstehen hier auch zwei Türme, die der im Jahr 2000 verstorbene Architekt und Freund Peter Eisenmans, John Hejduk, im Jahr 1992 für den französischen Ort Belvis geplant hatte.

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