Dein Kulturreisejournal

Pisa

Der Platz der Wunder

von Meike Stegkemper

Auf dem Platz der Wunder, dem Piazza dei Miracoli, im Norden des historischen Stadtzentrums Pisas, steht eines der bekanntesten Wahrzeichen Italiens: der Schiefe Turm von Pisa. Ebenso sind dort der Dom Santa Maria Assunta, das Baptisterium und die Friedhofsanlage Camposanto Monumentale zu besichtigen.

Das Gebäudeensemble um den Piazzo di Miracoli besticht durch seine Weitläufigkeit. Die Bauwerke sind von grünen Rasenflächen umgeben und wurden, anders als die Domplätze anderer Städte, nicht von späteren Gebäuden eng umstellt. Durch die Verwendung eines einheitlichen Materials, dem weißen Carrara-Marmor, und der einheitlichen Fassadengestaltung, wirken die Bauwerke sehr homogen, obwohl zwischen dem Baubeginn des Doms im Jahr 1036 und dem des Camposantos 1278 über 200 Jahre liegen.

Der schiefe Turm von Pisa
Das bekannteste Bauwerk Pisas: der schiefe Turm © IBK

Der Schiefe Turm von Pisa
Der 54 Meter hohe Schiefe Turm von Pisa wurde als freistehender Glockenturm für den Dom zu Pisa geplant und ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Der Turm mit seiner aufwändig ausgearbeiteten Fassade aus weißem Marmor verhalf der toskanischen Stadt durch seine Schieflage zu Weltruhm.

Die Grundsteinlegung erfolgte im April 1173. Nach zwölf Jahren Bauzeit, in der die ersten drei Stockwerke fertiggestellt werden konnten, musste der Bau abgebrochen werden, denn der Untergrund bestand aus Morast und Sand und konnte kein festes Fundament für den Turm bilden. Er sank ab, so dass der Turm begann, sich in Richtung Südosten zu neigen. Es erfolgte ein 100-jähriger Baustopp, ehe vier weitere Stockwerke schräg auf den bestehenden Turm gebaut wurden, mit denen die bisherige Neigung ausgeglichen werden sollte. Nach einer weiteren Baupause wurde 1372 die Glockenstube, in der sich sieben Glocken befinden, fertiggestellt. Aufgrund der drohenden Einsturzgefahr des Turms durften die Glocken jedoch einige Jahre lang nicht läuten.

In Folge des unerwarteten Einsturzes eines Stadtturms in Pavia im März 1989, beauftragte das Ministerium für öffentliche Arbeiten ein Komitee von Fachleuten. Sie sollten die Beschaffenheit des Turms untersuchen und empfahlen anschließend seine Schließung.

Von Januar 1990 bis Dezember 2001 blieb der Turm gesperrt, um verschiedene Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Ende 1990 beauftragte die italienische Regierung ein neues Komitee von internationalen Fachleuten mit der Rettung des Turms. Es wurden Stahlreifen eingebaut, um den Rissen im Material entgegenzuarbeiten. Bleibarren im Fundament auf der Nordseite sollten ein Gegengewicht schaffen.

Eingangsbereich Turm von Pisa
Klare Schieflage schon im Eingangsbereich © IBK

Da keine eindeutigen Fortschritte zu verzeichnen waren, löste die italienische Regierung das Komitee zur Rettung des Turms Ende 1996 auf. Doch nur ein Jahr später, nach einem großen Erdbeben im September 1997, wurde das Komitee wieder einberufen und 1998 die Entscheidung für eine neue Methode zur Rettung des Turms getroffen. Unter dem nördlichen Teil wurden Löcher gebohrt und Material entfernt, so dass der Boden sackte und der Turm sich zurück in Richtung Norden neigte.

Der Schiefe Turm von Pisa gilt somit als für die nächsten 300 Jahre gerettet und kann seit Dezember 2001 wieder besichtigt werden.

Der Dom Santa Maria Assunta
Der Dom Santa Maria Assunta galt über Jahrhunderte als monumentalstes Bauwerk des Christentums. Auf der Inschrift der Fassade kann der Besucher lesen, wie sich die Pisaner den Bau des Doms leisten konnten: Durch den Sieg der Pisaner Flotte gegen die Sarazenen vor Palermo eroberten sie sechs mit Schätzen beladene Schiffe.

Der Dom in Pisa
Der Dom in Pisa © IBK

Der Dom wurde ab 1063 nach Plänen von Buschetodi Giovanni Giudice gebaut und war der erste kreuzförmige Sakralbau in Italien. Die Bauarbeiten dauerten bis ins 14. Jahrhundert.

Baptisterium
Das Baptisterium ist die Taufkirche des Doms zu Pisa und mit einer Höhe von 54 Metern und einem Umfang von 107 Metern die größte Taufkirche in der christlichen Geschichte.

Das Baptisterium
Das Baptisterium © IBK

Der Bau des Baptisteriums begann 1152 durch Diotisalvi. Er wollte das Taufhaus im römischen Stil errichten und an den Dom anpassen. Ab 1260 wurde durch Niccolò Pisano und von 1277-1284 von Giovanni Pisano im Stil der Gotik am Baptisterium weitergebaut. Der Errichtung der Kuppel erfolgte 1358 durch Cellino di Nese und Zibellinus.

Auf der Spitze des Baptisteriums thront eine drei Meter hohe Bronzestatur, die Johannes den Täufer zeigt und Anfang des 15. Jahrhunderts dort errichtet wurde.

Im Jahr 1987 wurde der Schiefe Turm, die Kathedrale, das Baptisterium und der Friedhof Camposanto Monumentale von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

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